Chase
Wenn Brian Goodmans zweite Regiearbeit Chase auf irgendeiner Ebene Sinn macht, dann als irrationaler Indikator proliferierender klassistischer Paranoia. Schon der flüchtigste Kontakt mit der Unterschicht, die der derivative Mix aus Thriller und One-Man-Army-Action ausschließlich als Mörder und Meth-Junkies genügt, damit die Tochter „guter Leute“ der unteren Oberschicht gekidnappt wird.
Die Entführung, deren Opfer Lisa (Jaimie Alexander) an einer Tankstelle wird, erscheint mangels logischer Erklärung als Strafe für die Auszeit der treulosen Ehefrau von ihrem Noch-Gatten Will (Gerard Butler). Der fährt sie zum Glück zum ländlichen Handlungsschauplatz und zeigt, wofür frau einen starken Schlägertypen an ihrer Seite braucht.
Marc Frydmans Patchwork-Plot aus besseren Filmen beginnt wie ein amateurhafter Abklatsch von George Sluizers Spoorloos mit Lisas unerklärlichem Verschwinden an einer Raststätte. Allerdings hat da schon ein Prolog verraten, wer was mit ihr gemacht hat. Das Warum untermauert das groteske Zerrbild der Unterschicht, das zu bedienen Kernanliegen der handwerklich unterirdischen Inszenierung ist.
Klassenfeinde aus Kindertagen wollen sich an Wills (wie sentimentale Rückblenden versichern, hart erarbeitetem) WASP-Wohlstand bereichern. Folter, Polizeigewalt, Mord und Entführung seinerseits sind legitime Mittel im klischeebelasteten Kino-Kampf der Vorstadt-Elite gegen das kriminelle Prekariat. Die menschenverachtende Message macht die spannungsfreie Straight-to-DVD-Ware noch abstoßender.
Regie: Brian Goodman, Drehbuch: Marc Frydman, Darsteller: Gerard Butler, Jaimie Alexander, Russell Hornsby, Michael Irby, Chip Lane, Aleks Alifirenko Jr., Bruce Altman, Emily Brinks, Filmlänge: 95 Minuten, Kinostart: 18.08.2022