Sind wir nicht Menschen (c) 2021 T.C. Boyle, dtv Verlag(2)

Sind wir nicht Menschen

Sind wir nicht Menschen ist die neue Kurzgeschichtensammlung von T.C. Boyle. Manchmal bizarr und absurd, aber immer unterhaltsam.

In seinen neuesten Geschichten erzählt T.C. Boyle sowohl authentische Alltagsgeschichten, als auch vom Leben in der nahen Zukunft. Da geht es um einen kirschroten Pitbull und um genetisch perfekt gestaltete Kinder aus dem Katalog. Mit der “Relive” Box kann man in die eigene Vergangenheit reisen und alles nochmal erleben. Aber es gibt auch Geschichten von einem Mathematiker und seiner Familie, die in ein Haus ziehen, das von argentinischen Ameisen heimgesucht wird. Oder von einem Schriftsteller, der am Weg zu einer Preisverleihung, fälschlich der Kindesentführung verdächtigt wird. Also eine durchwegs bunte Mischung, die sich hier bietet.

Um Viertel nach sieben saß er im Lehrerzimmer, nippte an dem Latte, den er sich auf dem Weg zur Arbeit geholt hatte, und las seine E-Mails, bevor der Unterricht anfing. Er klickte auf eine Mail seines Bruders Rob, und ein Porno erschien auf dem ganzen Bildschirm.

Wer die Arbeit von T.C. Boyle etwas verfolgt, der weiß, dass er nicht nur regelmäßig und fleißig Romane schreibt, sondern auch zahlreiche Kurzgeschichten. Immer wieder werden Sammlungen seiner Geschichten veröffentlicht. Sind wir nicht Menschen ist jetzt das neueste Exemplar davon. Einmal mehr zeigt sich Boyle als ein versierter Geschichtenerzähler und Autor von Kurzgeschichten. Wie das oft bei Sammlungen der Fall ist, variiert die Qualität der Geschichten. Nicht vom Stil her, keineswegs, Boyle ist ein meisterlicher Erzähler und das zeigt sich auch hier. Inhaltlich gesehen sieht die Sache da schon anders aus. Der Großteil der hier veröffentlichten Geschichten sind wirklich gelungen und unterhaltsam. Trotzdem gibt es auch die kleinen, wenigen Aussetzer, wo eine Geschichte halt nicht so recht zündet.

Der ganz große Wurf bleibt auch aus, keine der Geschichten prägt sich permanent im Gedächtnis des Lesers ein. Aber Sind wir nicht Menschen liest sich flüssig und macht Spaß. Die Stories sind unterhaltsam und bieten genug Spannung. Es wird einem nie langweilig mit Boyle und seiner Art des Erzählens. Das gute an einer Kurzgeschichtensammlung ist ja auch, dass man nicht alle Geschichten auf einmal lesen muss. Man kann dazwischen durchaus eine Pause machen und dann ohne Probleme weiterlesen. Das ist auch ein großes Können von Boyle, er packt einem wirklich auf Anhieb. Sind wir nicht Menschen ist vielleicht nicht seine beste Kurzgeschichtensammlung, aber sie ist durch und durch unterhaltsam.

Sind wir nicht Menschen von T.C. Boyle, 400 Seiten, erschienen im dtv Verlag.

Sind wir nicht Menschen