Nowhere Special (c) 2020 Piffl Medien(3)

Nowhere Special

7
Drama

Innerhalb der reduzierten Handlung enthüllen flüchtige Momente immer wieder, wie viel mehr Uberto Pasolinis emotionales Schauspieldrama Nowhere Special hätte sein können als Elegie eines unausweichlichen Abschieds. Der wird stetig imminenter, während der alleinerziehende Fensterputzer John (hervorragend: James Norton) mit seinem vierjährigen Sohn Michael (Daniel Lamont) im nasskalten Belfast eine potenzielle Adoptivfamilie nach der anderen besucht. Während dem todkranken Vater die Zeit buchstäblich davonläuft, ringt er mit der erdrückenden Frage, wo Michael am besten aufgehoben ist und was die Wahl für seinen Werdegang bedeutet. Die weitreichenden Implikationen sozialer Herkunft für die individuelle Entwicklung sind einer der komplexen Aspekte, die der karge Plot übergeht.

 

Pasolinis Drehbuch widmet sich ganz der innigen Eltern-Kind-Beziehung, die trotz des realen Hintergrunds an Klischees streift. Außer Narben und Tattoos trägt John keinerlei Folgen seiner traumatischen Kindheit und prekären Situation. Die Crux auf der Suche nach geeigneten Adoptiveltern scheint die Makellosigkeit des Hauptcharakters, der einzige Bezugsperson und Vorbild zugleich ist.

Michael wiederum wirkt fast puppenhaft niedlich und unrealistisch frühreif, wenn er Johns Gesundheitszustand nicht nur begreift, sondern die Fürsorgerolle übernimmt. Dass die Inszenierung dennoch mehr als rein darstellerisch überzeugt, liegt neben der dramaturgischen Zurückhaltung am Bruch mit dem Duktus, dass traditionelle Familienkonstellationen für Kinder automatisch die bestmögliche Option sein sollen.

Regie und Drehbuch: Uberto Pasolini, Darsteller: James Norton, Daniel Lamont, Aline West, Eileen O’Higgins, Valerie O’Connor, Valene Kane, Keith McErlean, Filmlänge: 96 Minuten, Kinostart. 26.11.2021

Nowhere Special




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