Space Dogs
Grausamkeit und Sinnlosigkeit von Tierversuchen, die Skrupellosigkeit ideologisch pervertierten Forschungsdrangs und die bedrückende Alltäglichkeit von Tierquälerei betrachten Elsa Kremer und Levin Peter mit ähnlich oberflächlichem Interesse wie die Nachfahren ihrer Titelfiguren. Die Weltraumhunde der Sowjetunion sind weniger Thema als Aufhänger ihres esoterisch angehauchten Kamerastreifzugs durch Moskaus Straßen. Von dort stammte auch Laika, deren qualvollen Tod im Sputnik 2 Alexey Serebryakovs Erzählerstimme zum mystischen Opfergang verklärt. Die vorgebliche Legende von Laikas geisterhafter Wanderschaft durch ihr einstiges Revier scheint die erste diverser Freiheiten des Regieduos mit seinem Thema. Letztes sind die Alltagsepisoden einiger Moskauer Streuner, unterbrochen von kontextfreien Archivaufnahmen von Laikas Leidensgenossen.
Deren politisch verbrämter Missbrauch bleibt eine Randnotiz der unspektakulären Beobachtungen der herrenlosen Hauptstadthunde. Die Problematik ihrer beständig wachsenden Population, die Verwahrlosung, Verwilderung und Krankheit zum Risiko für Menschen und andere Tiere machen, wird genauso übergangen wie die vielfach gefilmte gewohnheitsmäßige Gewalt gegen nichtmenschliche Individuen. Deren Ausbeutung, sei es die kommentarlos präsentierte Vorführung eines Schimpansen als lebendige Ankleidepuppe oder schier unerträgliche Bildzeugnisse der qualvollen Vorbereitung der Raumfahrthunde für ihre Mission, wirkt innerhalb der unfokussierten Inszenierung irritierend selbstverständlich. Nachdem sie vom Sowjetstaat mitleidlos instrumentalisiert wurden, dienen die titelgebenden Forschungstiere nun als Aufhänger einer verworrenen Doku, die noch nichtmal Stellung gegen ihre Peinigung bezieht.
Regie und Drehbuch: Elsa Kremser, Levin Peter, Darsteller: Alexey Serebryakov, Filmlänge: 91 Minuten, Kinostart: 04.12.2020