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Die Schrift des Windes

Japan im Jahre 1649. Nach zweihundert Jahren des Kampfes herrscht einigermaßen Frieden im Kaiserreich. Als jedoch geheime Dokumente gestohlen werden, droht der Frieden zu wackeln. Das  Shogunat beauftragt den Samurai Yagyu Jubei die wichtigen Schriftrollen wieder aufzutreiben. Der wackere Jubei ist ein Meister des Schwerts und stellt sich so mancher Gefahr um sein Vaterland zu retten.

Mit Die Schrift des Windes setzt der Carlsen Verlag die Reihe der Veröffentlichungen aus dem Werk des großen japanischen Comic-Künstlers Jiro Taniguchi fort. Taniguchi ist ein sensibler und exakter Beobachter der Natur und seiner Gesellschaft gewesen. Seine Werke zeichnen wunderschöne Landschaftsbetrachtungen, sowie eine melancholische Grundnote aus. Oft lernt man in Taniguchis Comics mehr über japanische Kultur, Gesellschaft und Geschichte, als in den meisten hierzulande bekannten Filmen oder Literatur aus Japan. Leider verstarb der Autor und Zeichner 2017 im Alter von 69 Jahren. Sein Werk wird hierzulande erst in den letzten 10 Jahren nach und nach entdeckt. Die europäische Verfilmung seiner Graphic Novel Vertraute Fremde führte dazu, dass ihm das französische Kulturministerium den Chevalier des Arts et des Lettres verlieh. Ebenso kam es zu einem Auftrag des Louvre – nachzulesen im wunderschönen Prachtband Der Wächter des Louvre, ebenfalls bei Carlsen erschienen.

 

Meist schrieb Taniguchi die Szenarien seiner Comics selbst. Bei Die Schrift des Windes beschränkt sich seine Arbeit jedoch auf die – wie immer wunderschönen – Zeichnungen. Das Skript lieferte der japanische Autor Kan Furuyama. Das sind aber keine schlechten Nachrichten, denn Furuyamas Geschichte ist spannend und actionreich. So viel Kampfszenen kriegt man selten bei Taniguchi zu sehen, dennoch passt sein Stil auch hervorragend zu einer klassischen Samurai-Geschichte wie Die Schrift des Windes. Bei den Dialogen, den vielen Namen und Bezügen auf die japanische Geschichte kann man als mitteleuropäischer Leser schon mal den Überblick verlieren. Doch hier leistet ein Glossar am Ende der Geschichte Abhilfe. Auffällig ist, dass der Carlsen Verlag „seine“ Taniguchis bisher in die westliche Leserichtung gespiegelt hatte – dies aber bei dieser Neuerscheinung nicht mehr der Fall ist. Man liest das Buch also wie in Japan von hinten nach vorne und von rechts nach links. Wer so etwas noch nie getan hat, den schreckt dies meist ab. Es ist aber in Wahrheit wirklich sehr einfach und man gewöhnt sich schnell daran.

Alles in allem ist Die Schrift des Windes ein schöner Samurai-Manga, der vielleicht nicht die Tiefe vieler anderer Werke von Jiro Taniguchi besitzt, dies dafür mit einem Höchstmaß an Spannung und Action wettmacht. Das Auge „isst“ wie immer sehr gut mit. Eine kurzweilige Erzählung, die auf leichtfüßige Art ein wenig japanische Geschichte zu vermitteln weiß. Fans von Taniguchi, wie auch „einfacherer“ Manga-Kost sollten begeistert sein.

Die Schrift des Windes von Jiro Taniguchi und Kan Furuyama, 240 Seiten, erschienen im Carlsen Verlag.