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Kikis kleiner Lieferservice

7
Fantasy

Nur ein Jahr nach Mein Nachbar Totoro feiert Hayao Miyazaki seine nächste Premiere. Kikis kleiner Lieferservice trägt den Spirit seines Vorgängers in ein größeres und actionreicheres Setting. Leider heißt größer nicht immer besser.

Die 13-jährige Kiki (Minami Takayama) steht kurz davor aus ihrem Elternhaus auszureißen. Wie es sich für junge Hexen gehört, soll sie sich einen Ort suchen, der ihre Fähigkeiten benötigt und sie dadurch selbstständiger werden lässt. Nach einem kurzen Abschied sitzt Kiki auch schon auf ihrem Besen und fliegt mit ihrem schwarzen Kater Jiji in die Nacht. Als sie am nächsten Morgen in einer Großstadt am Meer ankommt, beschließt sie dort ihr Lager aufzuschlagen. Doch das erweist sich schwerer als gedacht. Nach längerer Suche und beginnenden Selbstzweifeln, findet Kiki allerdings doch noch eine Herberge. Osono (Keiko Toda), die Besitzerin einer Bäckerei, gibt der Hexe und ihrem Haustier ein Zimmer, im Gegenzug für Kikis Hilfe im Betrieb. Und nicht nur das: Kiki beschließt ihr eigenes Business zu eröffnen und soll fortan Lieferungen auf ihrem Besen unternehmen.

Die Parallelen zu Mein Nachbar Totoro können vor allem in der Tonalität des Films gezogen werden. Auch hier hat man schon früh ein angenehmes Gefühl beim Schauen und wird mit sanften Klängen in den wohlwollenden Bann des Films gezogen. Man staunt mit Kiki, wenn sie zum ersten Mal das Meer sieht, schmunzelt wenn Jiji sarkastische Kommentare ablässt und leidet mit, wenn die junge Hexe in tiefe Trauer verfällt.

 

In diesem Bereich bietet Kikis kleiner Lieferservice auch etwas für sein reifes Publikum. Selten sieht man in Filmen, deren Hauptzielgruppe Kinder sind, einen so offenen Umgang mit den Themen Depression, Burnout und Selbstzweifel. Immer wieder findet sich Kiki mit schwierigen oder sogar unlösbaren Situationen konfrontiert. Dass sie an diesen Problemen scheitert und sie zeitweise ihre magischen Kräfte verliert, zeigt einen sehr realen Zugang zu diesen Themen. Nicht nur die Erwartungen der Außenwelt, sondern auch ihre Ansprüche an sich selbst machen Kiki zu schaffen. Ein Tapetenwechsel und die Hilfe ihrer Freundin Ursula (ebenfalls Minami Takayama) sind ihr Weg raus aus der Krise.

Was Hayao Miyazakis viertes Werk mal wieder besonders gut macht ist dem Zuschauer die Faszination der gezeigten Schauplätze zu vermitteln. Er und sein Team waren während der Vorbereitungen in verschiedenen europäischen Städten unterwegs. Vor allem Stockholm muss einen bleibenden Eindruck bei dem Regisseur hinterlassen haben, da die schwedische Hauptstadt das Vorbild für Kikis neue Heimat wurde. Die Präsentation der Szenerie lässt den Zuseher emotional werden, sorgt aber auch für den ein oder anderen komischen Moment, wenn Geschäfte oder Straßenschilder (gefühlt) wahllos arrangierte Buchstaben zeigen.

Leider schafft es Kikis kleiner Lieferservice nicht wie sein Vorgänger den entspannten Flow des Films über die gesamte Laufzeit zu tragen. Das Ende bringt nochmal eine Portion Action in die Geschichte, wirkt dadurch aber etwas generisch. Auch weil die angedeutete Romanze nicht so viel zu bieten hat wie es der Regisseur womöglich im Sinn hatte. Und obwohl es auch bei dem Rätsel um Jijis Stimmverlust eine Erklärung gibt, wird diese nie ausgesprochen und lässt deshalb unnötige Frage offen.

Ein unterhaltsamer Film, der die gewohnten Stärken des Studios ausspielt und vielleicht besonders dann gut wirkt, wenn man sich selbst so fühlt, als hätte man seine (magischen) Kräfte verloren.

Regie und Drehbuch: Hayao Miyazaki, basierend auf dem Roman von Eiko Kadono, Stimmen (Original): Minami Takayama, Rei Sakuma, Kappei Yamaguchi, Keiko Toda, Mieko Nobusawa, Filmlänge: 103 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 23.09.2016




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