Abgerechnet wird zum Schluss
Der Western Abgerechnet wird zum Schluss zeigt Sam Peckinpah von einer ungewohnt sensiblen und humoristischen Seite, die man diesem rauhen Haudegen gar nicht so zugetraut hätte.
Cable Hogue (Jason Robards) wird auf seiner Goldsuche von den beiden Gefährten ausgeraubt und ohne Pferd und Wasser zum Sterben in der Wüste zurückgelassen. Nach qualvollen Tagen findet er zufällig eine Wasserquelle und macht damit das große Geschäft. Er errichtet in der Wüste die kleine Kutschenstation “Cable Springs”, wartet aber insgeheim nur auf das Vorbeikommen seiner ehemaligen Gefährten, damit er sich an ihnen rächen kann. Währenddessen freundet er sich mit dem zwielichtigen Reverend Joshua Sloan (David Warner) an und fängt eine Beziehung mit der Prostituierten Hildy (Stella Stevens) an. Doch selbst die Gefühle zu ihr genügen nicht, um ihn aus seiner geliebten Wüste in die Stadt ziehen und die Rachegelüste ruhen zu lassen. Die beiden ehemaligen Weggefährten tauchen zwar endlich in “Cable Springs” auf, aber es kommt dann doch alles anders als gedacht.
Abgerechnet wird zum Schluss zeigt Sam Peckinpah von einer ungewohnten Seite. Dieser Western läuft völlig konträr zu seinem öffentlichen Bild und dem, was man von seinen Filmen gewohnt ist. Es gibt keine verblassenden Westernhelden und Revolvermänner, keine brutalen Gewaltorgien in Zeitlupe, vielmehr überzeugt und überrascht Sam Peckinpah mit Humor und Einfühlsamkeit. Abgerechnet wird zum Schluss ist ein witziger und warmherziger Film, so gar nicht das, was man vom Regisseur gewohnt ist. Er bleibt zwar seiner Thematik über einsame, verlorene Menschen, die mit dem Wandel der Zeit in Konflikt stehen, und das anhaltende, zerstörerische Fortschreiten von Technik und Zivilisation treu, inszeniert es aber in einem beschaulichen Rhythmus mit viel Ironie.
Es ist erfrischend und überraschend zugleich zu sehen, dass Sam Peckinpah mehr war als nur “Bloody” Sam, der auch ruhig und tiefgründig erzählen kann. Er zeigt, wie vielseitig er sein konnte, wie witzig und ironisch er inszenieren konnte und dass er sich nicht auf Action und Gewalt beschränken musste, um eine Geschichte spannend und unterhaltsam zu machen. Dazu trägt auch maßgeblich Jason Robards in der Hauptrolle der “Wüstenratte” Cable Hogue bei und brilliert in einer Ein-Mann-Show. Er ist zwar auch, wie die meisten von Peckinpahs Protagonisten ein hoffnungslos eigensinniger Mensch, aber er geht, im Gegensatz zu den bekannteren Filmen des Regisseurs, anders damit um. Abgerechnet wird zum Schluss ist ein leider oft übersehenes Werk, obwohl er mit Sicherheit der humorvollste und ungewöhnlichste Sam Peckinpah-Film ist. Er strotzt zwar nicht vor Action und Gewalt, ist dafür aber liebevoll, sympathisch, witzig und durch den Konflikt des Protagonisten spannend. Der Regisseur, der sonst keine Auseinandersetzung gescheut hat, nimmt sich hier zurück und erweist sich auch als ruhiger Erzähler. Dafür wird er gleich mit seinem nächsten Werk den wohl kontroversesten seiner gesamten Filmographie machen.
Regie: Sam Peckinpah, Drehbuch: John Crawford, Edmund Penney, Darsteller: Jason Robards, Stella Stevens, David Warner, Strother Martin, Slim Pickens, L.Q. Jones, Filmlänge: 121 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 24.02.2006