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Maleficent: Mächte der Finsternis

5
Fantasy

Disney und ihre Märchen, die eigentlich keine Märchen sind. Wer genauer hinter Feenstaub, Zauberschloss und Prinzessinnen blickt, erkennt den filmischen Kampf gegen Rassismus, Sexismus und Rechtsextremismus. Disney und ihre Märchen eben.

Die Welt ist eingeteilt in das Reich der Menschen und in das Reich der Fabelwesen. Ein symbiotisches Zusammenleben beider Welten ist nicht denkbar. Aurora (Elle Fanning), die als Königin die verwunschenen Moore regiert, und ihre Ziehmutter Maleficent (Angelina Jolie) werden durch eine Hochzeit in ein neues Familiengeflecht mit den Menschen eingebunden. Diese Veränderung bringt neue Verbündete, aber auch neue Feinde mit sich und das Schicksal der beiden Reiche steht auf Messers Schneide.

Die grundlegende Thematik und das Plot-Gerüst der Märchen sind bei den meisten Disney-Filmen sehr zentral. Dadurch hat gerade Maleficent: Die Dunkle Fee (2014) für eine Überraschung gesorgt, da dort die Geschichte von Dornröschen neuinterpretiert wurde. Eine alternative Erzählung eines weltweit bekannten Märchens. Ob das für gut oder schlecht empfunden wird, ist jedem selbst überlassen, jedoch war es eine originelle und mutige Entscheidung der Märchenfabrik aus den Vereinigten Staaten. Mit diesem Mut und dieser Originalität kann der Folgefilm aus diesem Jahr nicht punkten. In Maleficent: Mächte der Finsternis wird nichts mehr neuinterpretiert oder umgeschrieben. Es wird eine klassische Fortsetzungsgeschichte erzählt, die den herkömmlichen Narrationsstrukturen bekannter Disney-Märchen folgt. Es gibt bezaubernde Figuren, viel animierte Niedlichkeit, männlicher und weiblicher Heldenmut, farbenfrohe Bilder, das unbegründete Böse und das klassische Happy End, welches natürlich nicht fehlen darf. Jedoch schafft es der Regisseur Joachim Rønning, die Fantasie-Welt überzeugend auf die Leinwand zu bringen. Farben, Kreaturen, Pflanzen, Gebäude, all das wirkt, als gehöre es auch wirklich in diese fiktive Welt. Es entsteht sofort zu Beginn eine zauberhafte Atmosphäre. Die Stärke, die Disney zu dem gemacht was es heute ist: eine Traumfabrik.

Auch wenn man nicht viele andere Disney-Werke konsumiert hat, ist die Handlung sehr durchschaubar. Der Film bleibt überraschungsfrei und narrativ klischeehaft. Was bleibt sind nur zwei gute schauspielerische Leistungen, nämlich die von Angelina Jolie und Michelle Pfeiffer, Visual-Effects, die auf einer Skala zwischen grandios und Computerspiel aus dem Jahre 2005 pendeln, sowie einem mittelmäßigen Score, der zu viel aus dem vorhergegangenen Film kopiert. Neben der vorhersehbaren Geschichte und dramaturgischen Figurenhüllen fällt jedoch noch etwas auf: Disneys wink mit dem Solidaritäts-Zaunpfahl. Wie bereits angeschnitten, findet man in Maleficent: Mächte der Finsternis die Subtexte Sexismus, Feminismus, Rassismus und Rechtsextremismus, die gerade im letzten Drittel im Minutentakt dem Publikum vor das Gewissen geknallt werden. Wunderbare Idee, nur szenenweise zu aufdringlich.

Grundsätzlich lässt sich ein starker feministischer Ansatz in beiden Filmen erkennen, bereits aus dem Grund, dass die starken, führenden und entscheidenden Figuren Frauen sind. Schon in Maleficent: Die dunkle Fee wird der Säugling Aurora, die eine der Hauptcharaktere in beiden Werken ist, vaterlos, von Feen aufgezogen. Der zweite große Kontext, der im aktuellen Disney-Märchen abgearbeitet wird ist der Rassismus. Die Ausgangslage, dass Menschen und Fabelwesen, körperlich, sowie psychisch so different sind, dass sie nicht miteinander leben können, ist prädestiniert dazu aufgebrochen zu werden. Was auch in einer wunderschön klischeehaften Endsequenz passiert.  These meinerseits: Ab der Hälfte des Films gibt es keine einzige Einstellung, die nur Schauspieler einer einzigen Ethnie zeigt. Solidarität und Philanthropie wird hier großgeschrieben. Weiters wird in einer Szene die Historie des Holocausts subtextuell dargestellt. Es werden unterschiedliche Kreaturen der „Rasse“ der Fabelwesen, in eine Kirche eingesperrt und durch Gas-Bomben umgebracht. Dass hier die Kreaturen größtenteils insektenartig dargestellt sind, fällt jedem auf, der sich nur oberflächlich mit dem Genozid der Nationalsozialisten an jüdischen Menschen beschäftigt hat. Dass diese Themen nur Erwachsene Zuschauer und Zuschauerinnen erkennen können bleibt fraglich.

Maleficent: Mächte der Finsternis ist ein klassisches Disney-Märchen, das im Vergleich zum Vorgänger leicht abfällt. Wer diesen jedoch mochte, wird auch hiermit zufrieden sein. Interessant ist die Verarbeitung von soziopolitischen Subtexten, die in aktuellen Zeiten wichtiger sind denn je, für heranwachsende Kinder, sowie für Erwachsene. Der Film zeigt vor wie Solidarität funktioniert und bleibt leider ein Märchen.

Regie: Joachim Rønning, Drehbuch: Micah Fitzerman-Blue, Noah Harpster, Linda Woolverton, Darsteller: Elle Fanning, Angelina Jolie, Michelle Pfeiffer, Chiwetel Ejiofor, Harris Dickinson, Filmlänge: 118 Minuten, Filmstart: 17.10.2019




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