Hellraiser-(c)-1987,-2018-Turbine-Media-Group(2)

Hellraiser

Liebe Filmfreunde mit Neigung zum schmerzhaften Film, willkommen zurück bei Wonne aus der Tonne! Wir wollen uns in nächster Zeit öfter Mal mit großen Klassikern diverser Genres befassen. Und so stoßen wir heute ein besonders schreckliches Tor auf. Fürchtet euch und erzittert vor den Schrecken von Hellraiser.

Der zwielichtige Tunichtgut Frank Cotton erwirbt im Orient einen geheimnisvollen Würfel. Ohne genau zu wissen, was passiert öffnet er einen Mechanismus in dem Würfel, der das Tor zur Hölle freigibt. Und zwar in Form von Zenobiten, einer Art Alien-Sado-Maso-Truppe, die Frank von nun an für alle Zeiten die Vorzüge von Schmerz und Lust zukommen lassen wollen. Wenig später zieht Franks Bruder Larry (Andrew Robinson) mit seiner zweiten Frau Julia (Clare Higgins) in Franks Haus ein. Julia hatte einst eine Affäre mit dem ungezügelten Frank. Beim Einzug erleidet Larry einen kleinen Unfall. Die Blutstropfen aus seiner Hand, die in den Boden des Hauses sickern, lassen Frank als Zombieähnliches Wesen wieder auferstehen. Jener offenbart sich jedoch nur Julia, der sie dazu bringt ihm mehr menschliche Opfer zu bringen, damit er wieder seine komplette Form annehmen kann. Als Larrys Tochter Kirsty (Ashley Laurence) hinter den perfiden Plan kommt, luchst sie Frank den magischen Würfel ab. Sie öffnet ihrerseits unbeabsichtigt die Pforte zur Hölle. Um dem ewigen Schmerz zu entgehen, schließt Kirsty jedoch einen Deal mit den Zenobiten. Wenn sie jene zum entkommenen Frank führt, soll sie verschont bleiben …

Hellraiser ist ein echter No-Bullshit-Horror aus den späteren 80er Jahren. Regisseur und Drehbuchautor Clive Barker verfilmt hier seine eigene Novelle The Hellbound Heart. Barker hatte sich zuvor vor allem durch seine Bücher des Bluts einen Namen als moderner Edgar Allen Poe gemacht, und wurde sogar kurzfristig als ernstzunehmende Konkurrenz zu Stephen King wahrgenommen. Nach ein paar missglückten Versuchen seine Geschichten zu verfilmen (Underworld, Rawhead Rex) nahm Barker selbst am Regiestuhl Platz und schuf ein bis heute gültiges Meisterwerk des Genres. Was Barkers Geschichten von jeher ihren Reiz verlieh, war das Vermengen von blankem Horror mit elektrisierender Erotik. Seine Werke haben eine eindeutige psycho-sexuelle Komponente, die zur besonderen Polarisierung seines Schaffens führte.

In Hellraiser wird das Drama einer sexuell unbefriedigten Frau mit krassen Splatter-Effekten gepaart. Was den Film ebenso deutlich von der Masse seiner Konkurrenz abhob, war die Besetzung mit feinen Charakter-Darstellern. Besonders Clare Higgins sticht als tragische Femme Fatale hervor. Optisch mag sie für diese Rolle nicht unbedingt die erste Wahl gewesen sein, aber darstellerisch darf sie hier voll auftrumpfen. Überhaupt ist Hellraiser ein Film, der von starken weiblichen Protagonisten geprägt ist. Männer sind hier Beiwerk, Bösewichte oder Opfer – was auch für eine ganz angenehmen Abwechslung im Genre sorgt. Darüber hinaus verfügt der Film über eine edle Kameraführung und einen kultigen Soundtrack – obwohl letzterer nur ein Ausfallsplan war, da die Produzenten den eigentlich geplanten Industrial-Soundtrack der Band Coil ablehnten, und so der bekannte, klassischere Symphonie-Score komponiert wurde.

Die deftigen Splatter-Effekte – hier wird aufgespießt und zerfetzt wie nix Gutes – führten natürlich zu allerlei Zensurproblemen. Nicht nur in Deutschland sondern auch im Entstehungsland Großbritannien. Die Indizierung auf die Liste der jugendgefährdenden Medien in Deutschland war so logisch, wie das Amen im Gebet. Dass der Film hingegen nach seiner Listenstreichung im Jahr 2003 bei einer Neuprüfung der FSK ungekürzt mit einer Freigabe ab 16 Jahren ausgestattet wurde, darf hingegen als kleine Sensation gewertet werden. So darf man den Film nun in seiner vollen Ekelhaftigkeit (die er auch heute noch besitzt) völlig legal und unkompliziert erwerben. Nur ein Jahr später, also 1988, folgte übrigens mit Hellbound – Hellraiser II eine nicht minder spektakuläre Fortsetzung. Doch dazu in Bälde mehr.

In diesem Sinne: Ehret das Fleisch und bleibt seltsam!

Hellraiser – Das Tor zur Hölle

OT: Hellraiser, GB, 1987, Regie und Drehbuch: Clive Barker, Mit: Clare Higgins, Ashley Laurence, Andrew Robinson u.a.

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