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Child’s Play

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Horror

Vor 30 Jahren begann die rothaarige Kinderpuppe ihre blutige Mordserie und umfasst insgesamt acht Filme. Jetzt ist Chucky im 21. Jahrhundert angekommen und frönt vollkommen durchtechnisiert seinem Blutrausch.

Nach dem Umzug in eine neue Stadt erhält Andy (Gabriel Bateman) ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk von seiner Mutter Karen (Aubrey Plaza), nämlich eine der sehr beliebten „Buddi“ – Puppen, die er liebevoll Chucky nennt. Das Geschenk erfüllt ganz seinen Zweck als neuer bester Freund von Andy, der in seiner neuen Umgebung noch nicht viele Bekanntschaften geschlossen hat. Als die Puppe jedoch ein merkwürdiges düsteres Eigenleben entwickelt, muss sich der junge Andy mit seinen Nachbarskindern zusammenschließen, um Chucky‘s blutige Verwüstung zu stoppen.

Der Regisseur Lars Klevberg, der ebenfalls in diesem Jahr den schwachen Schocker Polaroid inszeniert hat, versucht mit Child’s Play die Neuinterpretation einer Horrorikone im Kontext eines zeitgenössischen, mediatisierten Alltags zu schaffen. Anstatt übernatürlichen Mächten wie im Original von 1988 tritt nun moderne Technik, die die Puppe zum Morden anstiftet. Ganz im Zeichen von Smart Homes ist die Buddi-Puppe in der Lage sich mit allen markengleichen Produkten, wie dem Radio, dem Fernseher oder der Lichtanlage zu verbinden und interaktiv zu kontrollieren. Außerdem besitzt der vermeintlich beste Freund aus Plastik eine künstliche Intelligenz, die das fortlaufende Selbstlernen von Floskeln, Praktiken und Bewegungen fördert. Diese grundlegende Idee ist ein origineller Ansatz einen alten Horror-Star wie Chucky in das moderne Jetzt zu setzen. Die Originalität bringt Schwung in einen sonst mittelmäßigen Horrorfilm, welcher interessant und spannend ist, jedoch weit weg von gruselig und furchteinflößend. Allgemein bedient sich das Remake wenig an Ideen des Originals, auch Referenzen sind kaum zu finden. Mit dieser Neuinterpretation und Distanz schafft es Klevberg einen neuen Blickwinkel auf die mörderische Puppe zu legen, der jedoch durch klassische Inszenierungsstrategien wie vorhersehbare Jump-Scares oder unkreative Suspense-Momente, doch die Stärke von Child’s Play bleibt.

Die Figuren und Charaktere bleiben oberflächlich und einseitig, was dem Film nicht negativ angelastet werden kann, aus dem einfachen Grund, dass es nicht notwendig ist. Die einzelnen Entscheidungen der Figuren und die Entwicklung der Handlung dienen wie in den meisten Horrorfilmen dazu, zum nächsten „Kill“ weiterzuleiten. Diese sind in Child’s Play zum einen Teil kreativ und zum anderen Teil Standardkost. Etwas das jedoch nicht abgestritten werden kann ist die Härte der Kill-Szenen. Die Darsteller liefern eine gute schauspielerische Leistung ab, gerade der 13-jährige Hauptdarsteller Gabriel Bateman spielt die Rolle des Andy Barclay wunderbar. Die Mörder-Puppe Chucky wird von dem großartigen Mark Hamill gesprochen, welcher mit seinen abstrakten Stimmlagen Chucky perfekt einbettet in eine Skala, die von herzerwärmend sanft bis hin zu düster psychotisch reicht. Auch der Score des Films passt hervorragend zur Atmosphäre, denn die unheimliche Spieldosenmusik, die sich durch das Werk zieht, verstärkt die düstere Stimmung zunehmend.

Es lässt sich nicht abstreiten, dass in Child’s Play die Themen Mediatisierung und Technokratiesierung zentral sind. Das Vernetzen und Eindringen von Technologien in den Alltag der Nutzer, die daraus entstehenden Folgen und Ängste sind Kontexte, die der Film hier anspricht. Auch Gesellschaftskritik lässt Klevberg hierbei nicht aus, denn das Entgleiten der Kontrolle der Nutzer über die Technik resultiert in Child’s Play in einer Katastrophe. Auch die Aussage des Protagonisten Andy „Give me my Phone back! It’s my primary Education!“ deutet auf die zentrale Rolle der Technik und des Digitalen im Alltag der Menschen, besonders der jungen Generationen hin.

Child’s Play schafft es als achter Teil einer Horrorreihe die Protagonisten und die doch ausgezehrte Geschichte in einem neuen Licht zu betrachten. Mit einer originellen Idee, guten Schauspielern, kreativen Kills und durchwegs atmosphärischen Szenen ist Klevberg’s zweites Werk ein solides Horrorremake, das jedoch etwas düsterer und abwechslungsreicher sein könnte.

Regie: Lars Klevberg, Drehbuch: Tyler Burton Smith, Darsteller: Aubrey Plaza, Gabriel Bateman, Mark Hamill, Brian Tyree Henry, Filmlänge: 90 Minuten, Filmstart: 18.07.2019




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