Acht Stunden sind kein Tag
Rainer Werner Fassbinder war ein brillanter Filmemacher. Nicht nur im Kino, sondern auch im TV sorgte er für Meisterwerke. Eines davon ist Acht Stunden sind kein Tag.
In der fünfteiligen Fernsehserie geht es um Jochen Epp (Gottfried John), seine Freundin Marion (Hanna Schygulla) und seine Verwandtschaft, Freunde und Arbeitskollegen. Jochen arbeitet in einer Fabrik und hat dort immer wieder mit Problemen mit den Vorgesetzten zu tun und muss seine Kollegen vereinen. Seine Großmutter (Luise Ullrich) und ihr Lebensgefährte Gregor (Werner Finck) machen in der Nachbarschaft gegen den Willen der Behörden einen Kindergarten auf. Seine Schwester Monika (Renate Roland) lebt in einer lieblosen ehe mit dem groben Harald (Kurt Raab). Alle Zusammen kämpfen sie einzeln oder verbündet gegen Mietwucher, Vorurteile, Benachteiligungen und Ungerechtigkeiten und setzen sich für Mitbestimmung und Gleichberechtigung ein.
Mit Acht Stunden sind kein Tag setzte Fassbinder einen Gegenpol zu den damals gängigen Serien, die dem Publikum eine heile, schöne Welt vorgaukelten. Seine Serie war bewusst Bodenständig und im Alltag seiner Protagonisten verhaftet, er schildert ein proletarisches Arbeitermilieu, das sich ständig im Kampf mit Vorgesetzten, Firmenbossen, Vermietern und Behörden befindet. Seine Figuren sind die Unterschicht der Gesellschaft, doch sie lassen sich selbst nicht unterkriegen. Was leicht zu einer tragischen, pessimistischen Erzählung ausarten könnte, verwandelt Fassbinder in eine optimistische und Mut machende Geschichte, die zeigen soll, dass es wichtig ist, sich gegen Ungerechtigkeiten jeder Art zu wehren und dass es Erfolg haben kann.
Der Titel Acht Stunden sind kein Tag ist heutzutage in Deutschland in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen, um auszudrücken, dass das Leben mehr ist als nur Arbeit, insbesondere von Vorgesetzten und Firmen abhängige Arbeit. Zusätzlich hat die Serie Hanna Schygulla einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Fassbinder liefert mit dieser Miniserie nicht nur meisterhaftes Fernsehen ab, sondern ein Meisterwerk schlichtweg. Gekonnt schildert er das Leben und Leiden seiner Protagonisten, keine Szene ist verschwendet oder unnötig, die Dialoge changieren zwischen Einfühlsamkeit und Wortwitz, die Darsteller brillieren und das Gesamte ist dadurch ein Meisterstück in Sachen Fernsehen und im visuellen Geschichtenerzählen.
Regie und Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder, Darsteller: Gottfried John, Hanna Schygulla, Luise Ullrich, Werner Finck, Wolfgang Schenck, Wolfgang Zerlett, Filmlänge: 478 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 13.02.2017