Une-colonie-(c)-2018-Danny-Taillon,-Berlinale-2019(1)

A Colony

5
Drama

Entfremdung und Entwurzelung sind zugleich die emotionale Verbindung zwischen den Protagonisten und unterliegenden Sozialthemen des ambivalenten Jugenddramas, mit dem Geneviève Dulude-De Celles bei Berlinale Generation ihr Spielfilmdebüt gibt.

Wenig überraschend ist die Dokumentationen trainierte stille Beobachtungsgabe die Stärke der ambitionierten Coming-of-Age-Story, die sich dem Publikum genauso entzieht wie die Hauptfiguren. Was die einzelgängerische Mylia (Émilie Bierre) vor sozialer Verbindlichkeit zurückscheuen lässt und ihren Klassenkameraden (Jacob Whiteduck-Lavoie) zu seinem ablehnenden Verhalten gegenüber Gleichaltrigen bringt, scheint die Regisseurin und Drehbuchautorin selbst nicht zu wissen. So sucht die Handlung wiederholt Zuflucht in Klischees, die das Bestreben nach psychologischer Authentizität unterminieren.

Der als Nachfahre der First Nations unter einem noch profunderen Gefühl der Verweisung leidende Jimmy wird zum Teenage Magical Indian für die 12-Jährige, die sich Dank ihm zu öffnen lernt. Introversion hat als autarke Lebensentscheidung innerhalb des Plots keine Gültigkeit – nicht, wenn eine weibliche Figur sich dafür entscheidet. Das Bedürfnis nach Abgeschiedenheit erscheint als Charakterfehler, der Mylia wie zuvor einem bissigen Hund abtrainiert werden muss.

Diesen repressiven Subtext verstärkt die indirekte Affirmation von Jimmy geäußerter sexistischer Vorurteile. Dieser bigotte Filmkosmos lässt Mädchen nur eine durch männliche Wertung definierte Nische zwischen „frigide“ und „Schlampe“, in der Mylia sich einnistet. Ein fragwürdiges Happy End.

Regie und Drehbuch: Geneviève Dulude-De Celles, Darsteller: Émilie Bierre, Jacob Whiteduck-Lavoie, Irlande Côté, Cassandra Gosselin Pelletier, Noémie Godin-Vigneau, Filmlänge: 102 Minuten, gezeigt auf der Berlinale 2019




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