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Das Timing ist das i-Tüpfelchen auf Andy Muschiettis nostalgischer Stephen-King-Adaption, die dank des Retro-Charmes so unterhaltsam ist wie der kultiger TV-Zweiteiler. Der erschien vor 27 Jahren; jenem Zeitabstand, in dem Pennywise (Bill Skarsgard) in der Kleinstadt Derry auf Kinderjagd geht.
Während die Personifikation kindlicher Ängste bei jedem Erwachen in gleicher Gestalt auftritt, ist das Horrormärchen deutlich autarker geworden. Wenn die Inszenierung, die mehr Remake der Mini-Serie als Neuverfilmung des Romans ist, weniger gruselt als die Erstfassung, liegt das daran, dass man nicht mehr als Kind nachts vorm Fernseher sitzt, sondern als Erwachsene vor der Leinwand. Dort darf das Titelmonstrum endlich die blutrünstige Bosheit ausleben, die damals im Fernsehen Tabu war.
Auftakt der vergnüglichen Geisterbahnfahrt, auf die der Mama-Regisseur das Publikum mitnimmt, ist der Prolog, indem der kleine Georgie (Jackson Robert Scott) nicht nur sein Papierschiff verliert. Seinen älteren Bruder Bill (Jaeden Leiberher) verfolgen im darauffolgenden Sommer 1989 weiterhin die Erinnerung an Georgie, der eines von vielen vermissten Kindern in Derry ist. Den dämonischen Urheber des sich turnusmäßig wiederholenden Grauens sieht keiner der Erwachsenen, die ihrerseits menschliche Ungeheuer sind. Im Geiste der Vorlage ist Es wie Stand by Me, dessen Ästhetik er aufgreift, eine Coming-of-Age-Story. Das düstere Sommermärchen gibt den jungen Protagonisten genug Raum, um ihre Alltagsgefechte gegen Bullies und Eltern so spannend zu machen wie den Kampf mit Pennywise.
Dessen Luftballon-Fratze ist für den Club der Loser, zu dem sich die Außenseiter Bill, Ben (Jeremy Ray Taylor), Richie (Finn Wolfhard), Beverly (Sophia Lillis), Mike (Chosen Jacobs), Eddie (Jack Dylan Grazer) und Stan (Wyatt Oleff) zusammenschließen, kaum bedrohlicher als Mitschüler und Nemesis Henry Bowers (Nicholas Hamilton). Das von Cary Fukanaga mitverfasste Drehbuch kontert Kings Hang zu homophoben und sexistischen Klischees mit einer naiv-romantischen Vision von Akzeptanz und Zusammenhalt. Pennywises wird zur grotesken Allegorie der pathologischen Sozialstrukturen des trügerisch idyllischen Schauplatzes. Hinter dessen biederer Fassade verstecken sich Perversion und Sadismus wie der Clownsanzug das Monstrum. Das Böse besteht weiter und die Gewissheit seiner Rückkehr im zweiten Teil weckt schon jetzt Vorfreude.
Regie: Andy Muschietti, Drehbuch: Chase Palmer, Cary Fukunaga, Gary Dauberman, basierend auf dem Roman von Stephen King, Darsteller: Jaeden Lieberher, Jeremy Ray Taylor, Sophia Lillis, Bill Skarsgård, Filmlänge: 135 Minuten, Kinostart: 29.09.2017