Money-Monster-(c)-2016-Sony-Pictures-Releasing-GmbH(1)

Money Monster

8
Thriller

Jodie Fosters messerscharfe Satire führt nicht nur die Betreiber der medien- und marktgesteuerten Massenmanipulation vor, sondern deren Publikum, das sich allzu willig lenken lässt. Diese Offenheit macht es ihrer vierten Kino-Regiearbeit schwer, mit prahlerischen Verklärungen der Gewinner des korrupten Finanzgeschäfts wie The Wolf of Wall Street oder The Big Short gleichzuziehen.

Statt eines glamourösen Heldenmärchens liefert die Regisseurin einen präzise konstruierten Thriller, der jedes Bild, das erst beiläufig oder willkürlich erscheint, sauber in eine bitterkomische Dekonstruktion verpackt. Der Fokus liegt nicht auf der manipulativen Macht der Medien oder den Betrugsstrategien der Börsengiganten, sondern auf Gier. Keine der nuancierten Figuren ist davon frei. Der einzige Unterschied liegt im Grad, zu dem sie von ihrer Gier kontrolliert werden und wie weit sie gehen, um sie zu befriedigen. Am gierigsten scheint auf den ersten Blick der aalglatte CEO Walt Camby (Dominic West), der den 800-Millionen-Dollar-Verlust seiner Firma IBIS Clear Capital einer algorithmischen Computerpanne zuschreibt.

Die um ihr Vermögen gebrachten Anleger akzeptieren die evasive Erklärung, weil jeder annimmt, dass Finanztransaktionen ein hochkomplexer, ausschließlich Profis verständlicher Vorgang sei. Die Öffentlichkeit ist von der alles beherrschenden Gier nicht ausgenommen. Das sich aus allen gesellschaftlichen Schichten zusammensetzende Publikum der titelgebenden TV-Show, auf das Foster wiederholt die Kamera richtet, ist komplizenhafter Rezipient der medialen Agitation. Auf die fetten Renditen die Moderator Lee Gates (George Clooney) in der Finanz-Show „Money Monster“ verspricht, sind sie nur allzu erpicht.

Darüber hinaus lechzen sie nach Sensationen, die live vom Bildschirm in ihren drögen Alltag flackert. Doch diesmal sorgt nicht der selbstherrliche Gates für Entertainment, sondern der bewaffnete Angestellte Kyle Budwell (Jack O’Connell). Durch den IBIS Crash hat er sein gesamtes Geld verloren und giert nach Rache, Aufmerksamkeit und danach, einmal im Leben ernst genommen zu werden. Das alles bekommt er, in dem er vor laufender Kamera eine Waffe auf Gates richtet und droht, ihn mit einer Sprengweste in die Luft zu jagen. TV-Regisseurin Patty Fenn (Julia Roberts) setzt hinter den Kulissen alles in Bewegung, um eine Eskalation zu verhindern und Kyle die geforderten Erklärungen zu liefern. Notgedrungen wird aus der reißerischen Börsenshow Qualitätsjournalismus. In dem schwarzhumorigen Live-Drama ist Gates Ego schwerer zu bremsen als der selbst stilisierte Arbeiterheld Kyle. Geschickt baut Foster auf die Filmerfahrung der Zuschauer, um sie in die Irre zu führen.

Der Plot verblüfft mehrfach mit sarkastischen Wendungen, in denen die lukrativen Lügen der Unterhaltungsmaschinerie als solche enthüllt werden. Die scheinbar eindeutige Situation wird komplexer, genau wie die Beteiligten. Kyle entpuppt sich als armseliger Loser, der die Verantwortung für seine schwangere Freundin (Emily Meade) und das gemeinsame Baby scheut und Gates (George Clooney) mutiert auf subtile Weise zum Gierigsten von allen. Clooneys Besetzung als abgebrühter Medienhai ist ein doppelbödiger Schachzug. In Gates spiegelt sich die moralische Ambivalenz des Hollywoodstars, der zwar als Fürsprecher von Umweltschutz und Menschenrechten auftritt, aber ungeniert für Nestlé wirbt. Ja, die Gier. Ihre Demaskierung dominiert jede Facette eines Films, der zur Abwechslung mal ohne die einlullende Mär von der menschlichen Grundanständigkeit auskommt.

Regie: Jodie Foster, Drehbuch: Jamie Linden, Alan DiFiore, Jim Kouf, Darsteller: George Clooney, Julia Roberts, Jack O’Connell, Dominic West, Giancarlo Esposito, Filmlänge: 95 Minuten, Kinostart: 26.05.2016, www.moneymonster-film.de




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