Lana Del Rey – Honeymoon
Lana Del Rey, die Selbstinszenierung des amerikanischen Traums schlechthin, nimmt uns mit ihrem vierten Studioalbum mit auf Flitterwochen. So viel ist vorweg zu sagen, Honeymoon wird als das authentischste Album von Lana Del Rey gehandelt.
Man kann ihr vieles nachsagen, aber drei Alben in drei Jahren ist schon keine schlechte Quote. Wo in Ultraviolence (2014) noch eher lebensbejahend die West Coast besungen wird, klingt Honeymoon dunkler. Die zentrale Thematik ist zwar die Liebe (ja, man glaubt es kaum), wird von Frau Del Rey eher angeklagt als gehuldigt. „Artsy fartsy“ könnte man meinen, ganz so ist es aber leider nicht. Viele Nummern übergehen spielerisch die drei-vier Minuten Marke kommerzieller Produktionen, der Hörer ist gefordert nicht weg zu träumen.
Das Album eröffnet mit dem Titelsong Honeymoon, die Melodie erinnert an eine Märchenverfilmung – ohne Happy End. Im Refrain singt sie hoffnungsvoll „Our honeymoon/ Say you want me too“, untermauert von Streichern und leidenden Klavier. Das Album selbst enthält Elemente diverser Musikstile, die Musikerin bleibt ihrem Gesangstil dabei fast durchgehend treu, genremäßig fallen einem Bezeichnungen wie „barocker Pop“ ein. Zu scharfen Gitarrenriffs gesellen sich chorale Stimmverzerrungen und filmmusikalische Steigerungen.
In einem Interview gab Lana bekannt, dass eigentlich Music To Watch Boys To das titeltragende Aushängeschild des Albums werden sollte. Die Zeilen „I like you a lot, so I do what you want“ werden einem zu Beginn entgegen gehaucht und man muss gestehen, man will es ihr glauben. Lana Del Rey weiß genau was sie tut, die Basis besteht aus einem Synth Orchester, die sie mit ihrer Stimme wiederholt durchbricht.
High By The Beach wurde einer der letzten fertig gestellten Songs, darin zeichnet sich ihre Liebe zum Meer ab, was ja schon in einigen anderen Musikvideos hübsch (Hallo Bradley Soileau!) zum Ausdruck gebracht wurde. Dieses Stück ist musikalisch wie auch visuell genau so umgesetzt, wie sich Lana Del Rey am liebsten sieht -unnahbar, gleichzeitig als Mädchen von nebenan. Im dazugehörigen Musikvideo rechnet sie mit Paparazzis ab, indem sie aus einem Gitarrenkoffer eine viel zu große Waffe holt und ohne mit der Wimper zu zucken auf ihre Verfolger feuert. Gangster, indeed.
Schlusslicht macht eine Neuinterpretation von Nina Simones Don’t Let Me Be Misunderstood. Der Song macht Spaß, aber ihre Stimme klingt hier leider viel zu näselnd und mädchenhaft. Einzig ihre gehauchten Wortfetzen klingen so wie Lana Del Rey klingen sollte. (Sorry!).
Die nostalgisch gefärbten Videos, wie auch die konstante Darstellung als selbstzerstörerische Frau (in Text und Bild), rahmen die selbst definierte Figur der Lana Del Rey. Ihr scheint es zu gefallen, dem Publikum auch, kaum eine andere weibliche Künstlerin wird derzeit so oft auf Spotify gehört. Zusammengefasst strotzt Honeymoon von Zeitlosigkeit, dafür leidet die Eingängigkeit. Der erhoffte Funke will nicht beim ersten Mal überspringen, warten wir ab.
Lana Del Rey – Honeymoon, Vertigo/Universal Music, lanadelrey.com