Reign of Kings
Es ist wieder soweit: Ein weiteres Survival-Game ist am Markt, klassisch unfertig und in „Early Access“. Reign of Kings vom Entwicklerteam Codehatch versetzt seine Spieler zur Abwechslung in das frühe Mittelalter. Eine Brise Minecraft und ein bisschen Rust, verpackt in ein königliches Ambiente. Es stellt sich natürlich die Frage, ob es sich denn spieltechnisch um eine Neuerung handelt – aber alles der Reihe nach.
Nach der anfänglichen Serverwahl startet der Spieler klassisch mit einem Character-Creation-Menü, in dem er in die Rolle eines feschen, mittelalterlichen Mannes schlüpft – zukünftig kommt höchstwahrscheinlich auch ein weiblicher Charakter dazu. Wir bevorzugen jedoch: Klein, hässlich und mit ausdrucksstarkem Stirnwulst; die besten Eigenschaften, um in der rauen Umgebung zu überleben. Und ab geht es auf die Insel, nackt und ohne Plan. Etliche Gefahren warten darauf, dem Spieler das Leben schwer zu machen.
Hat man sich erstmal den virtuellen Sand aus seinem (der damaligen Mode entsprechenden?) String gekitzelt, kann es endlich losgehen: Die Perspektive kann je nach Bedarf zwischen dritter Person und Egoperspektive geändert werden. Man beginnt am Strand der Insel, von dem es jedoch ziemlich schnell wegzukommen gilt, da dort alle neuen Spieler ankommen. Also hinein ins Innere der Insel. Hier schlägt man sich am Besten wie Überlebenskünstler Bear Grylls durch, mampft Beeren, tötet Wölfe und Bären und sammelt alles Mögliche wie etwa Flachs, Steine oder Holz.
Ein dominanter Aspekt von Survival-Spielen ist das Crafting, was auch in Reign of Kings zu tragen kommt: Das Herstellen von Werkzeugen und Baumaterial jeder Art ist einfach und leicht verständlich. Man findet sich schnell zurecht – anders als etwa beim Zombie-Survival-MMO Day Z, bei dem eher auf das Prinzip „Trial and Error“ gesetzt wird. Alle benötigten Ressourcen werden dem Spieler angezeigt, woraufhin man zielstrebig losziehen kann, um fleißig zu sammeln.
Doch es gilt aufzupassen: Man ist ja schließlich nicht Tom Hanks, der einsam auf einer Insel dahinvegetiert. Jede Sekunde kann man von anderen Spielern überfallen oder übers Ohr gehauen werden und die Devise „Traue nichts und niemandem“ sollte man sich daher merken. Wenn Mitspieler auf Kommunikationsversuche nicht reagieren oder Speere an eure hart erarbeitete Behausung werfen, kann es schon vorkommen, dass sie nicht nur an die roten Beeren wollen, die der Spieler in der Tasche hat.
Anfangs mag es noch leicht sein, das zu bekommen, wonach man verlangt – doch irgendwann wächst der Spieler über sich hinaus und es gilt sich das vermeintlich unerreichbare Ziel zu setzen, König zu werden. Man rafft sich zusammen, packt alle Habseligkeiten ein (Schwert, Rüstung, Klopapier), klopft sich barbarisch auf die Brust und stürmt das Schloss des amtierenden Königs: Eine große Burg, die in Gestalt eines riesigen steinernen Monarchen am Rand der Insel aus dem Meer ragt. Als Regent kann man folgerichtig das machen, was Könige eben so machen: Den verarmten Pöbel mit zu hohen Steuern ausbeuten, Nichtstun etc. Treibt es der Spieler aber zu weit, wird ihm bald jemand an die Gurgel wollen – der Lauf der Dinge.
In Sachen grafischer Darstellung scheint es fast unmöglich, einen Open-World Survival-Multiplayer Titel mit der Präsentation eines hochwertigen AAA-Spiels herzustellen, den der Server würde wahrscheinlich durch den Boden schmelzen und 90 Prozent der Spieler würden sich über Performance-Probleme beschweren. Also hält man sich erfahrungsgemäß auch hier eher an ein einfaches Schema, welches sehr stark der Aufbereitung von Rust ähnelt. So hat dies natürlich zur Folge, dass es teilweise Texturen bzw. Objekte gibt, die – charmant ausgedrückt – nicht ganz Realitäts-getreu dargestellt werden. Alles in allem aber nicht so schlimm, denn die Landschaft ist mit Liebe fürs Detail gestaltet worden und nach einer gewissen Spieldauer verzeiht man die Mängel und stellt sich nur noch die Frage, wie man am schnellsten durch die Wand seines Nachbarn kommt.Verwendet wird übrigens die Unity3D-Engine (wie auch bei Rust), die sich auch schon in zahlreichen Games anderer Genres bewährt hat.
Reign of Kings ist – wie auch vergleichbare Titel (Minecraft, Rust, Day Z, 7 Days 2 Die) – ein überaus dynamisches Spiel, das vom Verhalten der aktiven Spieler abhängt. Anderer Server, andere Regeln (etwa beim „Roleplay“-Server, bei dem jedem Spieler eine spezifische Aufgabe zusteht – sei es Jäger, Bettler oder Schmied), es ist für jede Art von Spieler etwas dabei. Wie in fast allen MMOs ist es auf jeden Fall in Hinsicht auf Spielspaß und Fortschritt ratsam, dass man nicht auf eigene Faust umherzieht, sondern sich ein paar hilfreiche Mitspieler sucht und vielleicht sogar eine Gilde gründet, mit der man – mit ein bisschen Glück und Achselschweiß – den Thron erklimmen kann. Reign of Kings ist als Early-Access-Titel zwar weder kurz vor seiner Vollendung noch in Sachen Umfang und Features ausdefiniert, man kann aber auf jeden Fall gespannt auf ein fertiges Endprodukt sein.
Plattform: PC (Alpha 13-Version getestet), Spieler: KA, Altersfreigabe (PEGI): KA, Release: KA, www.reignofkings.net