Waves Vienna 2014: Drei Tage Festival fanden ein Ende
Am Samstag ist das Waves Vienna Festival in die letzte Runde gegangen. Unser mittlerweile schon oft erwähntes und sehr innig geliebtes Porgy haben wir gestern leider nicht besucht, weil wir uns diesmal Flex und Brut verschrieben haben.
Man kann ja schließlich – gerade im Kontext eines so locationübergreifenden Festivals – die Scheuklappen nicht jeden Tag anlassen. Auch wenn das weinende Auge nach Koreless gerufen hätte (welche ihr Set im erwähnten Jazzclub um halb zehn gespielt haben). Ihren ersten Auftritt in Österreich zeigten gestern die zwei schwedischen Schwestern First Aid Kit im Flex und packten gehörig eins drauf in Sachen Folklore meets the new Abba-Generation.
Einer der größten Namen und Headliner des heurigen Line Ups durfte gestern dann gen Mitternacht das Brut bespielen, die Rede ist von Thees Uhlmann. Der ehemalige Tomte-Frontman inszenierte eigentlich ein Heimspiel, indem dann Phrasen gedroschen wurden und nostalgische Anekdoten à la – „nun ja, liebes Wien, das erste Mal mich selbst im Radio hören durfte ich in Österreich…“ zum besten gegeben wurden. Schmelzen für die Fans, vielleicht ein bisschen too much für alle anderen. Was aber kein Problem dargestellt hat: Das Publikum war die reinste Fancrowd, der Auftritt ähnelte demnach auch mehr einem Single gig im Gegensatz zu den anderen Festivalauftritten. Wir wollen uns ja mal nicht beschweren, Thees Uhlmann ist lange genug im Business, um zu wissen, was die Leute von ihm erwarten. Dementsprechend reagiert er auch und verpackt das verweigerte sich selbst Neuerfinden in eine Nostalgica-Show, die den Grat zwischen Deutschrock und Schlager ganz hauchdünn erscheinen lässt.
Den Abschluss im Brut spielten gestern um zwei Uhr morgens Johann Sebastian Bass. Trash meets naja, was eigentlich. Mit Bach hat die Show wenig zu tun (im Grab umdrehen und so?), funktioniert musikalisch aber trotzdem ziemlich gut. Drei junge Künstler, die einfach Spaß haben an dem shit (kann man hier ruhig positiv konnotiert stehen lassen), den sie produzieren. Von den affektierten Outfits, die nur noch von einer schlampig übergeworfenen Perücke an Schrecklichkeit übertroffen werden können, sei hier noch nicht einmal die Rede. Die Show der Jungs gipfelt in der Mimik, Gestik und dem Gehabe, das zwischen den Songs an den Tag gelegt wird: Zwei Mundschenke, eigens auch im vermeintlich barocken Stil eingekleidet, reichen Wein und Trauben, es wird mit den Händen gefächert, Dankes-Knickse verteilt, der kleine Finger beim Trinken abgespreizt. Bis dahin und nicht weiter? Nicht ganz, leider wird das Publikum auch noch in ebenso betont gespreizter Sprache zum Tanzen aufgefordert. Und zum Kauf des gerade erschienenen Longplayers. Wenn Johann Sebastian Bass auch nicht mit allen Elementen ihrer durchkonstruierten Show überzeugt haben, Fazit ist, trash is classy, auch grottenschlecht kann unglaublich gut sein.
Hosen runter: Waves, du hast uns ein feines Wochenende geschenkt. Die musikalische Durchmischung ist ebenso gelungen wie die Bereitstellung der wohl momentan feinsten Wiener Venues. Wem schließlich die Clubs und Bars zu wenig außergewöhnlich waren, der hat sich einfach mal dezent in die Rave Tram gesetzt und sich mobil zudröhnen lassen. Und wer nicht findet, dass es verdammt Klasse hat, den konservativen Wiener Ring auf und ab durch die Nacht zu raven, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
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