Honeymoon
In einer Partnerschaft können schon mal Momente vorkommen, in denen man seinen Partner gar nicht mehr wiederzuerkennen glaubt. Wenn dies allerdings schon in den Flitterwochen eintrifft ist wahrscheinlich irgendetwas Gewaltiges im Busch.
Diese Prämisse nimmt sich das Erstlingswerk der kanadischen Regisseurin Leigh Janiak mit dem Titel Honeymoon vor. Darin begibt sich das frisch verheiratete Paar Bea (Rose Leslie, auch bekannt als Ygritte aus Game of Thrones) und Paul (Harry Treadaway) für ihre Flitterwochen in eine abgelegene Waldhütte. Alles verläuft wie gewünscht wunderbar romantisch, bis Bea nach einer unruhigen Nacht unerklärlich beginnt sich nicht ganz wie sie selbst zu verhalten. Zuerst versucht Paul noch die erste Zeit als Mann und Frau zu retten, als sich das merkwürdige Verhalten seiner Frau jedoch nur verschlimmert versucht er das Geheimnis hinter ihrer Wandlung zu ergründen – mit schauerlichen Folgen.
Beschränkt auf einige wenige Locations in und um die Waldhütte kann sich der Film fast gänzlich auf die Interaktion des Ehepaares konzentrieren und lässt den Zuschauer mit Paul gleichzeitig Schritt für Schritt das Mysterium um Bea erkunden. Die Chemie zwischen den beiden Schauspielern ist im ersten Viertel des Filmes stark genug vorhanden um den Zuschauer in die Handlung hineinzuziehen und mit dem verzweifelten Ehemann mitleiden lassen zu können. Harry Treadaway vermittelt glaubhaft das aufkommende Misstrauen und Unverständnis das sich im Kampf mit den romantischen Gefühlen seines Charakters befindet. Bea scheint ebenfalls emotional zerrissen zu sein, und Rose Leslie fängt diese Ambivalenz glaubhaft ein. Ihre Rolle verbirgt ein Geheimnis, jedoch wird es dem Kinogeher bis zum Ende des Filmes schwerfallen, zu entscheiden ob Bea etwas Böses im Schilde führt oder zum Schutze von Paul etwas verbirgt.
Die schauspielerischen Leistungen sind der Höhepunkt, jedoch müssen sich die Bilder von Honeymoon ebenfalls nicht verstecken. Die Locations allein sind schon Blickfang genug, und die ruhige und bedachte Kameraführung sowie die Wahl der Einstellungen sind förderlich für die Geheimniskrämerei der Story. Die Spezialeffekte, wenn sie denn benötigt oder eingesetzt werden sind auf rein praktische Art und Weise eingesetzt und wirken glaubwürdig. Jedoch hält sich der Film mit Gewalt und Blut bis in sein letztes Drittel recht zurück – was der Spannung keinen Abbruch tut.
Nach all den guten Dingen die man über Janiaks erste Produktion sagen kann muss man jedoch einen genaueren Blick auf die Handlung werfen, und die größte Schwäche von Honeymoon: seiner Berechenbarkeit. Ohne die Enthüllungen des Filmes vorweg nehmen zu wollen, nicht nur den eifrigsten Kinogehern wird nach kürzester Laufzeit wohl schon ein Licht aufgehen, was sich mit Bea zugetragen hat. Und sobald der Groschen gefallen ist wirkt der dramaturgische Überbau der Handlung stereotyp und abgedroschen. So manch ein Zuschauer wird nach der 30-Minuten-Marke den Rest der Geschichte Schritt für Schritt in groben Teilen vorhersagen können und würde nur in Details überrascht werden – wenn überhaupt.
Das muss jedoch die Erfahrung nicht vollständig zerstören. Eine vielverwendete Idee wird von Honeymoon nicht weitergedacht, sondern auf die emotionale Ebene einer Partnerschaft reduziert. Das erlaubt dem Film dahingehend seine Scheinwerfer vollständig auf die zwei Protagonisten zu richten, die zum Glück glänzen. Manch einen weiß das sicher zu unterhalten, anderen Zuschauern muss man das Gähnen verzeihen.
Regie: Leigh Janiak, Drehbuch: Phil Graziadei, Leigh Janiak, Darsteller: Rose Leslie, Harry Treadaway, Ben Huber, Hanna Brown, Filmlänge: 87 Minuten, www.magnetreleasing.com/honeymoon, gezeigt im Rahmen des /slash Filmfestivals 2014