100 DVDs in 100 Woche: Der unsichtbare Dritte
Alfred Hitchcock’s Der unsichtbare Dritte (1959, Originaltitel: North by Northwest) ist die Nummer 25 im Feature 100 DVDs in 100 Wochen. Ein gelungener Film vom Meister des Suspense.
Zum Inhalt: Der unbescholtene Werbefachmann Roger O. Thornhill (Cary Grant) gerät nach einer Folge fataler Missverständnisse ins Fadenkreuz zwei verfeindeter Geheimdienstorganisationen. So wird er nicht nur von brutalen Profikillern, sondern auch schließlich von der Polizei quer durch die USA gejagt. Doch Thornhill scheint aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt zu sein, überlebt er doch sämtliche aberwitzige Mordanschläge. Schließlich kommt es auf dem Präsidenten-Denkmal am Mount Rushmore zum spektakulären Showdown.
Gleich vorneweg: Als bekennender Hitchcock-Fan finde ich Der unsichtbare Dritte natürlich großartig – der Spannungsaufbau, die perfekt abgestimmten und witzigen Dialoge, ein besonders charmanter Cary Grant und eine beinharte Eva Marie Saint in der Rolle der Eve – mehr kann man sich von einem der ersten Thriller nicht wünschen. Den Cameo-Auftritt absolviert Hitchcock übrigens gleich zu Beginn: Er ist der keuchende, dicke Mann, dem der Bus vor der Nase gerade noch wegfährt. Und auch sonst ist Der unsichtbare Dritte von feinem Humor gespickt. So nimmt etwa Thornhill seine Entführung durchaus mit Stil, er scheint überhaupt von klein auf mit ausgezeichneten Manieren und dennoch einer sarkastischen Art geboren worden zu sein.
Interessant ist übrigens, dass Hitchcock gemeinsam mit Drehbuchautor Ernest Lehman mit Der unsichtbare Dritte quasi seine Wunschliste verwirklicht hat. Er wollte nämlich immer schon einmal einen Film machen, welcher eine Verfolgungsjagd auf dem Mount Rushmore enthält, einen Mord im UNO-Gebäude in New York und eine Szene, in welcher ein Mann in einer menschenleeren Gegend von einem Tornado verfolgt wird. Zugegeben, für das Jahr 1959 ziemlich ambitionierte Ziele, und dennoch ließen sich seine Wünsche verwirklichen. Hitchcock musste zwar die Szenen vor dem UNO-Gebäude heimlich aus einem getarnten Lastwagen heraus filmen, da das Areal generell für Filmaufnahmen gesperrt war – das nennt man Einsatz und Leidenschaft. Und auch der Showdown am Mount Rushmore wurde im Studio gedreht, da es das Innenministerium wohl nicht für besonders schicklich hielt, einen Mord auf den in Stein gemeißelten Köpfen der amerikanischen Präsidenten stattfinden zu lassen – und dennoch beeindruckt diese Szene auch heute noch. Die Sache mit dem Tornado konnte allerdings beim besten Willen nicht realisiert werden und so wurde daraus schließlich das Sprühflugzeug, welches Thornhill mitten im Nirgendwo angreift. Übrigens eine der berühmtesten Action-Szenen der Filmgeschichte – auch wenn es geschlagene 8 Minuten dauert, bis die Action losgeht.
Dazu möchte ich ohnehin etwas anmerken: Vergleicht man Action-Szenen von damals mit heute ist sowieso klar, dass heutige Actionfilme weitaus mehr Spektakel bieten, zumindest was die Anzahl an Schnitten, lauter Musik und Explosionen betrifft. Ich möchte jetzt nicht unbedingt sagen, dass das eine besser und das andere schlechter ist, aber es ist eine wirklich erfrischende Abwechslung mal einen alten Thriller zu sehen, bei dem in einer Szene nicht gefühlte tausende von Schnitten nötig sind um Spannung aufzubauen. Hitchcock gilt hier nach wie vor als ein wahrer Meister – und einigen Filmen von heute würde es nicht schaden, diese Art von Suspense zu verwenden, anstatt alles in der Luft explodieren zu lassen.
Meine Empfehlung: Unbedingt anschauen! Wenn man nicht ohnehin schon einen Hitchcock-Film gesehen hat, so ist neben Die Vögel, Psycho und Bei Anruf Mord, Der unsichtbare Dritte sicherlich eine weiterer Suspense-Klassiker, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Das nächste Mal geht es weiter mit Peter Bogdanovich’s Is‘ was, Doc?