100 DVDs in 100 Woche: Einer flog über das Kuckucksnest
Nummer 23 in meinem Feature 100 DVDs in 100 Wochen versetzt mich zurück ins Jahr 1975 – Milos Forman’s Einer flog über das Kuckucksnest mit Jack Nicholson, Louise Fletcher und Brad Dourif.
Gleich zu Beginn möchte ich aus der Innenseite der DVD zitieren, da Hermann Unterstöger den Film schon sehr treffend beschrieben hat: Allmächtiger, zu was für Witzen haben die Irren und das Irrenhaus nicht schon herhalten müssen! Vor diesem Hintergrund käme man prima vista kaum auf die Idee, einen Film wie Einer flog über das Kuckucksnest nicht nur jenseits dieser Scherzmauer zu sehen, sondern sogar im Lichte der klassischen Poetik, der zufolge die Tragödie über Schauder und Jammer zu einem reinigenden Ende, zur Katharsis führen soll. Dennoch ist die Vermutung angebracht, dass Aristoteles, der Altvater der Poetik, Milos Formans mittlerweile 30 Jahre alten Klassiker mit Vergnügen gesehen und mit Anerkennung bedacht hätte – Anerkennung für die Struktur, wenn auch vielleicht nicht für jedes Detail.
Der Inhalt, nach Ken Keseys Roman aus dem Jahr 1962, ist absurd und gerade deshalb sehenswert: Randle Patrick McMurphy (Jack Nicholson) gibt sich vor Gericht als unzurechnungsfähig aus, damit er nicht ins Gefängnis, sondern ins Irrenhaus muss, seiner Meinung nach auf jeden Fall die bessere Wahl. Nicht bedacht hat er allerdings, dass in der staatlichen Nervenheilanstalt eine boshafte Stationsschwester, Schwester Mildred Ratched (Louise Fletcher), ein strenges Regiment führt und keinerlei Abweichungen der täglichen Routine duldet. Wer sich nicht anpasst, wird gefügig gemacht, und das mit erschreckenden Mitteln. Allerdings ist McMurphy eine wahre Herausforderung für Schwester Ratched und es ist klar, dass es nur für einen der beiden gut ausgehen wird.
Obwohl ich diesen Klassiker schon gesehen habe, freue ich mich dennoch ihn in meinen DVD-Player zu schieben. Keiner scheint so prädestiniert für die Rolle des McMurphy zu sein wie Jack Nicholson – man bedenke hier vor allem seine eh schon irre Frisur. Auf Grund zahlreicher Skandale rund um Nervenheilanstalten und Kinderheimen, welche in den letzten Jahren aufgedeckt wurden, erhält der Film von Milos Forman umso mehr Gewicht. Vor allem die wirklich gut gespielten Charaktere sind es, welche Einer flog über das Kuckucksnest ausmachen. Egal ob der stotternde Billy Bibbit (Brad Dourif), die eiskalte Schwester Ratched oder der vermeintlich taubstumme Häuptling Bromden (Will Sampson) – alle tragen dazu bei dem Zuschauer ein beklemmendes und gleichzeitig faszinierendes Gefühl zu hinterlassen, und das während der gesamten Länge von 128 Minuten. Nicht umsonst hat der Film von insgesamt neun Oscar-Nominierungen fünf geholt (übrigens auch nur einer von bis heute nur drei Filmen, der in den fünf Hauptkategorien – Film, Regie, Drehbuch und Hauptdarsteller – abgeräumt hat).
Meine Empfehlung: Wer Jack Nicholson in einer wirklich guten Rolle zu sehen bekommen möchte und sich auf den eiskalten Wahnsinn einer Irrenanstalt einlassen kann, der sollte sich Einer flog über das Kuckucksnest auf gar keinen Fall entgehen lassen.
Nächstes Mal geht es weiter mit Paris, Texas von Wim Wenders.