Monsieur Claude und seine Töchter
Mit Monsieur Claude und seine Töchter präsentiert der französische Regisseur und Drehbuchautor Philippe de Chauveron diesen Sommer eine Komödie über Integration und Toleranz, die den Zuschauer nicht mit erhobenen Zeigefinger belehren will, sondern das Thema leichtfüßig und mit Humor bearbeitet.
Im Zentrum steht die Familie rund um das katholische Ehepaar Claude und Marie Verneuil (Christian Clavier, Chantal Lauby), die fernab vom städtischen Trubel und in relativem Wohlstand in der Provinz leben. Vier attraktive junge Töchter können sie ihr eigen nennen, und nichts wäre dem Familienoberhaupt Claude lieber als sie mit französischen und christlichen Männern verheiratet zu sehen.
Drei der Töchter scheinen jedoch seine Vorstellungen nicht zu teilen, und so muss Claude still bedauernd zusehen wie seine drei Töchter (Frédérique Bel, Julia Piaton & Emilie Caen) nach der Reihe mit einem Araber, einem Juden und einem Chinesen (Medi Sadoun, Ary Abittan & Frédéric Chau) zum Traualtar schreiten. Als sich die vierte und letzte Tochter (Elodie Fontan) verlobt, glaubt Claude endlich einen Schwiegersohn nach seinem Geschmack zu bekommen. Ihr Verlobter Charles (Noom Diawara) ist zwar Christ, aber Immigrant von der Elfenbeinküste, und vervollständigt somit zum Schrecken Claudes den multikulturellen Regenbogen seiner Familie. Es folgen kulturelle Schocks bei denen nicht nur Vater Claude nur so vom einen ins andere Fettnäpfchen steigt, bis die Familie sich langsam mit der Situation zu arrangieren beginnt.
Die Botschaft des Filmes scheint vielleicht mit zu dicken Pinselstrichen aufgetragen zu sein, jedoch wird die Problematik auch differenziert. So ist es amüsant zu betrachten, dass sich bei den Familienzusammenkünften nicht nur Probleme zwischen den französischen Eltern und den Schwiegersöhnen ergeben, sondern auch Streit zwischen den Neo-Franzosen aufkommt. Als sich der vierte Schwiegersohn im Bunde anbahnt meinen die drei zuvor gekommenen Ehemänner sogar, sie müssen das sprichwörtliche Fass vor dem Überlaufen bewahren – so hat sich der Vater Claude vielleicht an Araber, Juden und Chinesen gewöhnt, jedoch scheint ihnen der Afrikaner zu viel des Guten zu sein.
Sogar den Vorwurf der Untreue wollen sie ihm machen, bis sich die Vermeintliche Affäre als die Schwester von Charles herausstellt. Peinlich berührt lernen die Schwiegersöhne Charles endlich persönlich kennen, was ihr Misstrauen zerstreut, und ihnen klar macht, wie viel Angst vor dem Fremden auch sie besitzen. Auch Charles kommt mit familiären Ballast. Denn sein Vater hat zu Anfang nur Verachtung für die Franzosen übrig, und ist ebenso wie Claude vehement gegen die Hochzeit. So kollidieren zwei sehr konservative Väter in den Tagen vor der Hochzeit miteinander.
Die Dramaturgie des Filmes ist nicht überraschend: Höhen und Tiefen, Missverständnisse und Versöhnungen – es wird bei den wenigsten Zuschauern eine echte Spannung über den Ausgang der Handlung entstehen, jedoch funktioniert diese Struktur für einen Film, bei dem die Reise mehr zählt als das Ziel. Die Schauspieler füllen ihre Rollen auf natürliche Weise aus und präsentieren sie meist mehrdimensional, ohne auf Stereotypen zurückzugreifen. Auf diese Weise wirken die Gespräche nicht hölzern und die Pointen nicht forciert, auch wenn das Drehbuch keine Momente für ein emotional komplexes Spiel bietet.
Mit dieser Mischung als altbewährter Struktur und zumeist glaubwürdigen Charakteren wird das Thema der multikulturellen Familie aufgearbeitet ohne die tieferen Probleme anzusprechen. Monsieur Claude und seine Töchter geht nicht das Wagnis ein unlösbare Probleme oder zu viel der Dramatik einzuführen, die sich in einer solchen Situation ergeben könnte, sondern setzt sich bewusst mit seinem Humor von ernsthafteren Sozialdramen ab. Als Lebensratgeber nicht zu gebrauchen macht der Streifen dennoch mit lockerer Art auf Probleme des Alltags aufmerksam. Nicht jeder Witz in Monsieur Claude und seine Töchter trifft die Lachmuskeln der Zuschauer zielsicher, jedoch sieht man die meisten Pointen nicht schon eine Meile vor ihrem Einschlag. Das Spiel mit dem Rassismus des Alltags kann gefallen, aber manchen Zuschauern wird das Finale süßlich aufstoßen. Unterhaltungskino wie es leibt und lebt.
Regie: Philippe de Chauveron, Drehbuch: Philippe de Chauveron, Guy Laurent, Darsteller: Christian Clavier, Chantal Lauby, Emilie Caen, Frédéric Chau, Frédérique Bel, Medi Sadoun, Filmlänge: 97 Minuten, Kinostart: 25.07.2014, www.monsieurclaude.de