Urban Art Forms Festival 2014: Finale mit Left Boy, Nero und vielen mehr
Kein Festival ohne Regen, kein Regen ohne Festival. Oder so ähnlich. Schon am frühen Nachmittag hat sich der dunkelgraue, graupelnde Himmel in seiner ansehnlichsten Weltuntergangsstimmung gezeigt – und schließlich einen Platzregen niedergehen lassen, der das ein- oder andere unbefestigte Zelt gleich hineingespült hat in den Schwarzlsee.
Früh ging’s los auf der main stage, um 17.00 war Left Boy an der Reihe. Um es vorwegzunehmen: Einen schlechteren Act haben wir selten live ertragen müssen. Die Stimmung vielleicht etwas durch die nassen Espadrilles getrübt, kämpfte man sich mutig trotzdem zur Bühne nach vorne, ganz unter dem Motto, na einmal geht’s noch. Left Boy hüpft dann, aufgedreht und frech, wie man ihn kennt, auf die Bühne – und mit ihm gleich vier andere junge Burschen, die eigentlich genauso aussehen wie er. Um diesem Verwirrspiel noch eins draufzusetzen, beginnt diese seltsame Gruppe an nerdy oder doch eher wannabe-Hiphopstars auch noch, gruppiert von einer Seite der Bühne zur nächsten zu hüpfen. Dem folgten dann noch diverse Boyband-moves, wo man sich doch wirklich an den nassen Kopf greifen musste.
Also nicht nur, dass die Bühnenshow hier etwas in die Hose ging, es war ja auch musikalisch schlichtweg desaströs. Left Boy kann man ja mögen oder nicht, je nachdem, ob man die leicht quäkende Stimme, oder die oft doch seichten Lyrics, die tiefgründig sein wollen und trotzdem an der Oberfläche kleben bleiben, zu seinen Favoriten zählt. Unvoreingenommen haben wir jedenfalls seinen Auftritt gestern besucht und hätten uns am liebsten eigentlich wieder abgewandt: Hätte Left Boy einfach sein Album, das von der Kritik großteils positiv rezensiert worden ist, gespielt, alles wäre gut geworden. Aber nichts da, scheinbar hat man im Management beschlossen, die doch eher triste Meute, die sich am Samstag um fünf Uhr im Regen vor der Bühne ansammelt, muss mit einfachen Mitteln unterhalten werden. Innerhalb von einer halben Stunde wurden jetzt also Tracks eingespielt – als Intro, als Zwischenbeat, als was auch immer – die man nicht einmal mehr auf einem Dorffest, betrunken um fünf Uhr früh, hören möchte.
Begonnen hat dieses Desaster schon einmal mit Sweet Dreams und ähnlichen Gassenhauern (Seven Nation Army, entschuldige, Jack White!, We will rock you), die jeder irgendwie auswendig kennt und hier beinahe gezwungen war, mitzugrölen. Gefolgt wurde dies von so ca. allen schon längst ausgehörten Melodien der Popgeschichte, gekrönt dann vom instrumentalen Part zu „Fluch der Karibik“, der leider schon seit der Kommerzialisierung des Films unter diversen Techno-Reproduktionen leiden musste. Nagut, Left Boy hat ja ein Lied, das da heißt „Jack Sparrow“. Trotzdem, dieses bunte Zusammengemische an überdrüssigen Stücken, die nicht nach einem gekonnten Festivalauftritt, sondern nach der lahmen Playlist einer noch lahmeren Party klingt, lässt uns den kalten Schauder über den Rücken laufen.
Geregnet hat es weiterhin. We take this as a sign. War es deshalb, weil sie sich qualitativ, musikalisch und einfach sonst überhaupt so von ihrer quasi Vorband abgehoben haben, oder weil sie einfach wirklich ein wahnsinnig gutes Set gespielt haben (wir glauben natürlich Zweiteres!), Camo und Krooked haben die Sonne zurück aufs Festival geholt. Schon um sieben Uhr startete ihr Auftritt, hat aber perfekt hineingepasst in die letzten Stunden am UAF 2014. Das war eine Stunde lang tanzen und glücklich sein, ganz im Infinity-Zeichen, das die Band auch als Bühnendeko in großer Ausführung hat platzieren lassen. All night long baby, all night with you hätten wir das ausgehalten.
Während es Illskillz & Fuel Girls ein bisschen schwer hatten, die nicht einmal zum Viertel ausgefüllte Halle vor der Beatthroat Stage zu füllen (im Vergleich zum ersten Abend, als Klangkarussell aufgetreten sind, eine gähnende Leere!), haben Nero so richtig gezeigt, wie man alle Besucher vor die größte Bühne holt. Das Londoner Trio hat, kurz ausgedrückt, eine laute und wunderbare Show hingelegt. Das überdimensionierte, filmreife Bühnenbild ließ Daniel Stevens an den Turntables fast verschwinden, was den entrückten Eindruck aber nur noch verstärken konnte.
Fazit: Nach drei Tagen Urban Art Forms sind wir furchtbar verliebt. Wieso? Das UAF ist einfach schön. Die Menschen sind schön. Das Wetter ist schön. Der Schwarzlsee ist schön. Und vor allem ist das UAF eine dreitägige Party: Egal, wie lange am Vortag gefeiert wurde, was getrunken und was nicht gegessen wurde, am nächsten Tag ging es immer munter weiter. Der Antrieb hierfür ist auch schnell gefunden: der steady beat, der uns seit Donnerstag durch Mark und Bein fährt, uns auch beim Schlafengehen noch im Ohr gehangen ist und uns sicher noch durch die nächsten Tage begleiten wird.
UAF 2014: Erfolgreicher Auftakt mit Klangkarussell
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