Brody Dalle – Diploid Love
Diploid Love ist wohl eines der heißersehntesten Alternative-Alben des Jahres und Brody Dalle sei Dank – Punkrock is back und das melodischer und abwechslungsreicher als jemals zuvor.
Frauen im Musikbusiness ist mitunter (leider) ein etwas schwieriges Thema. Von furchtbar peinlich (Avril Lavigne), bis zu ratlosem- (Miley-Die Zunge-Cyrus) oder mitleidigem Kopfschütteln (die immer nackte Rihanna), findet man nur wenige Musikerinnen, die einem interessiert Aufhören lassen (The Savages, Imelda May, Florence And The Machine, Cat Power). Übertriebene Attitüde, beklemmende Freizügigkeit, oberflächliche Melodien und inhaltsleere Texte herrschen derzeit bei zu vielen Musikerinnen vor. Und was ist aus jenen geworden, denen man früher, wegen ihrer Kraft und Energie Anerkennung zollte? Gwen Stefani konzentriert sich auf das Modebusiness, Juliette Lewis ist in der Versenkung verschwunden, Courtney Love kämpft mittlerweile nicht nur gegen ihrer Kritiker, sondern auch gegen das Alter und auch sonst passiert bei den weiblichen Musikern nicht all zu viel. Die Riege der ernstzunehmenden Künstlerinnen ist ziemlich überschaubar. Nun meldet sich Brody Dalle mit ihrem ersten Debüt Diploid Love zurück und bringt damit, endlich, Licht ins Dunkel. Das rebellische Punk-Girl von früher zeigt, wie man erwachsen und dabei keine Sekunde apathisch oder banal wird.
Denn Oberflächlichkeit sucht man bei Dalle vergeblich. Musik und Texte sind kreativ, abwechslungsreich und vor allem mutig. Auf Diploid Love zeigt die einstige The Distillers-Frontfrau, dass mehr in ihr steckt, als der rotzige Rebell. Für ihr Debüt hat sie sich dazu Musiker-Kollegen wie Shirley Manson (Garbage), Nick Valensi (The Strokes) und Emily Kokal (Warpaint) ins Studio geholt und gemeinsam haben sie wohl eines der spannendsten Alben des Jahres erschaffen.
Hörer erwartet auf Diploid Love nicht nur der altbekannte und geliebte direkte Punkrock Sound, sondern auch einfühlsame und experimentierfreudige Melodien. Zudem bekommt man eine emotionale Dalle zu hören, die unter anderem das Mutter-sein und die Liebe besingt (Meet the Foetus, Dressed In Dreams) und sich nicht vor dem Experiment „Falsett“ scheut (gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem gelungen – I Don’t Need Your Love). Neben den klassischen Gitarrenlastigen Punknummern (Oh The Joy), zeigt sich die Musikrin auch von ihrer abwechslungsreichen Seite (Carry On) und überrascht mit Grunge- und Noise-Melodien, sowie mit Piano- und Bläser-Spielereien (Rat Race).
Diploid Love zeigt die Detailverliebte Brody Dalle, dennoch ist das Debüt der gebürtigen Australierin nicht überproduziert und schon gar nicht einseitig. Es herrschen interessante Arrangements vor, die den Ideenreichtum der Musikerin zeigen und vor allem die Gewissheit stärken, dass diese starke Künstlerin etwas zu sagen hat. Man hört ihr dabei gerne zu.
Brody Dalle – Diploid Love, Carolina International / Universal Music, www.brodydalle.com