The Horrors – Luminous
Sie schauen zwar aus wie die klischeehafte Darstellung einer Gothic-Band im Bravo Heft, sind es aber nicht. The Horrors machen weder irgendwelche dunkel, düsteren Metal-Kracher noch haben sie sich dem Industrial verschrieben.
Letzteres ist aber wirklich weit hergeholt schließlich erinnert der Bandname an Rockabilly Gruppierungen der späten 1960er. Trotzdem kann man die fünf Engländer auch in diese Schublade nicht rein quetschen. Vielmehr machen sie schon seit der Gründung im Jahre 2005 eine eigene Art der Musik, die sich im Laufe der Jahre stark verändert hat. Nun präsentieren sie ihr neuestes Werk Luminous, das wiederum einen ganz anderen Klang hat. Hier hilft es sicherlich auf die Anfänge zurückzublicken, als sich The Horrors noch auf Garage Rock mit starkem Rock’n’Roll und Post Punk Einfluss eingrenzen ließen. Strange House ist eine Platte, die zwar schon in den 2000er Jahren entstanden ist, aber trotzdem noch eher nach 1978 klingt. Dafür sprechen die typischen schnellen Gitarrenmanöver, glamourös-rockige Einwürfe und die bockigen aber starken Vocals. Frontmann Faris Badwan hatte eine richtig coole Stimme, die nicht nur gut mit den punkigen Tönen harmonierte, sondern auch emotional vielseitig war.
Natürlich ist die Stimme nicht nur alles, doch wenn sie sich merklich verändert, dann horcht man auf. Wenn man die Vocals auf Luminous hört, kann man gar nicht glauben, dass da dieselbe Person singt. Und das ist nicht das Problem, aber wenn die Stimme wie ein kalter Fisch vor der Musik dahin schwebt, dann kann man das auch nicht Genuss nennen. Am Alter des noch jungen Sängers kann es nicht wirklich liegen, also muss etwas anderes dahinter sein. Erste Verdächtige: Die Modernisierung. Irgendwie ist die Diskographie der Horrors wie eine Timeline der Musikgeschichte. Am Anfang war Rockabilly, dann folgt auf Primary Colours (Ein sehr The-Cure-iger Titel) Post-Punk in seinen letzten Jahren vor den 90’s und schließlich Skying mit epischen Gitarrenmelodien à la 2005.
Sie wurden in ihrer eigenen Geschwindigkeit immer moderner, aber auch immer ruhiger. Luminous setzt dem ganzen die Krone auf, in dem alles noch ein wenig verlangsamt und vor allem echo-isiert wurde. Mit letzterem ist der starke Gebrauch von Echos auf fast jedem einzelnen Lied des Albums gemeint. Diese machen alles ein bisschen psychedelisch und das ist ja auch gewünscht, aber durch übermäßigen Gebrauch wirkt alles so transparent, dass es gar nicht richtig im Kopf ankommt. Musikalisch klingt es nicht zeitgenössisch, aber sehr professionell instrumentiert. Der Einsatz der Gitarren, die Harmonie des Schlagzeuges und die schmückenden Details in Form von Verzerrungen und Synthies werden gut eingesetzt. „In and Out Sight“ ist ein Paradebeispiel dafür, dass einen die Melodie gerade dank ihrer Monotonie davon tragen kann.
Wäre da nicht diese Stimme. Immer wenn sie ins Spiel kommt, verliert die Musik an Eingängigkeit. Vielleicht akzeptiert man als wahrer Fan diese Veränderung, aber als eben eingestiegene/r HörerIn kommt es einem schon zahnlos vor. Wo die Stimme dann doch passt, ist etwa die Ballade Change Your Mind. Die ist sanft, lässt denn Vocals Vorrang und übertüncht nicht alles mit Echos.
Im Endeffekt hat Luminous ein großes Problem, dass man aber auch als Stärke auslegen könnte. Es ist einfach zu homogen. Ein Lied geht in das andere über und egal wie toll die Instrumentierung ist, es bleibt keins wirklich lange im Ohr. Man könnte diesen Aspekt aber eben auch als Vorteil benennen, in dem man sagt, dass die Einheitlichkeit das Talent der Band unterstreicht, weil sie von Punk zu präzisem Neo-Psychedelica vorgearbeitet haben. Auf jeden Fall ist Luminous kein Album für Leute, die sich jetzt in das erste Album von The Horrors verlieben und dann erwarten, dass es immer so weitergeht. So wie das erste Album auch denen nicht so gefallen muss, die Luminous lieben. The Horrors sind eben richtige Eklektiker.
The Horrors – Luminous, XL Recordings/Beggars Group. www.thehorrors.co.uk