The World’s End
Während Komödien heutzutage meist unterhalb der Gürtellinie anzusiedeln sind und einen eher infantilen Humor bedienen, sind Filme von und mit Simon Pegg immer wieder ein Garant für intelligente Unterhaltung. So auch The World’s End, der ein wahrhaft apokalyptisches Gag- und Actionfeuerwerk entzündet.
Gary King (Simon Pegg) und seine Freunde Andy (Nick Frost), Oliver (Martin Freeman), Steven (Paddy Considine) und Peter (Eddie Marsan) waren als Jugendliche unzertrennlich. Gemeinsam machten sie ihre Heimatstadt unsicher und scheiterten an der Herausforderung, an einem Abend in allen zwölf örtlichen Pubs einen zu heben. Über zwanzig Jahre später haben sich die Freunde voneinander entfremdet und führen größtenteils ein geregeltes, bürgerliches Leben. Nur Gary hat sich gegen das Erwachsenwerden erfolgreich gewehrt, lebt in den Tag hinein und trauert seinen Teenagerjahren, der schönsten Zeit seines Lebens, nach. Um diese wieder aufleben zu lassen, trommelt er die alte Mannschaft zusammen, um die Pub-Tour erneut – und diesmal bis zum bitteren Ende -, zu bestreiten. In der Heimatstadt angekommen, dämmert den fünf Freunden jedoch allmählich, dass mit den Menschen dort irgendetwas nicht stimmt und dass sie gegen eine fremde Übermacht kämpfen müssen, um die Nacht zu überleben und ihr Ziel, das letzte Pub mit dem bezeichnenden Namen „The World’s End“, zu erreichen.
Schon in Paul – Ein Alien auf der Flucht (zur Kritik) bekam es das Gespann Pegg/Frost mit extraterrestrischem Leben zu tun. In The World’s End wird der Freundeskreis auf fünf erweitert und es gilt, einer ganzen Armee an Körperfresser-Aliens Herr zu werden. Nicht nur die Anzahl der Feinde ist dabei exponentiell gestiegen, sondern auch die Gagdichte. So gehen die verbalen Schlagabtausche der Protagonisten dermaßen schnell vonstatten, dass man manchmal mit dem Lachen kaum nachkommt. Da folgt ein Wortwitz dem anderen, ein Filmverweis dem nächsten und der beachtlichen Leistung der Darsteller ist es zu verdanken, dass das in keiner Minute aufgesetzt wirkt oder zu sehr anstrengt.
Neben der Komik kommt auch die Action nicht zu kurz. Es wird in feinster Kneipenschlägerei-Manier drauflos geprügelt, dass die Fetzen (und die künstlichen Körperteile) fliegen. Manchmal entbehren die körperlichen Kräfte und die Agilität, mit der die Protagonisten dabei agieren, zwar etwas der Logik – mit dem Fortschreiten der Sauftour müsste schließlich eine gewisse motorische Einschränkung bemerkbar sein -, andererseits wachsen so manche ja erst vollständig alkoholisiert über sich hinaus und ein gewisses Maß an comichafter Überhöhung ist dem Film ohnehin zuzusprechen.
Auch ernstere Töne klingen in The World’s End zwischendurch immer wieder an, etwa wenn alte Konflikte zwischen den Freunden hochkochen oder wenn Gary erkennen muss, dass er seine Probleme nicht durch eine Flucht in die Vergangenheit bewältigen kann. Schlussendlich ist der Film auch als Plädoyer gegen die neoliberale (Selbst-)Optimierung zu sehen und dafür, dass es Menschen, abseits des ständigen Strebens nach Perfektion, auch erlaubt sein muss, Fehler zu machen. Und noch eine andere Message wird geboten: Eine Zivilisation, deren Individuen kein Recht auf Selbstbestimmung zugestanden wird, ist zwangsläufig dem Untergang geweiht.
Diesen Untergang zelebriert The World’s End so konsequent und unterhaltsam wie kaum ein Film zuvor. Ein großer Spaß, den man sich nicht entgehen lassen sollte!
Regie: Edgar Wright, Drehbuch: Simon Pegg, Edgar Wright
Darsteller: Simon Pegg, Nick Frost, Martin Freeman, Paddy Considine, Eddie Marsan, Rosamund Pike
Laufzeit: 109 Minuten, Kinostart: 13.09.2013, www.theworldsend.at