The-Bling-Ring-©-2013-Tobis-Film

The Bling Ring

7
Drama

Leben und Kleiden wie Paris Hilton oder Lindsay Lohan? Welch ein Teenie will das nicht! Eine Gang von Jugendlichen in L.A. machte ihren Traum wahr und veranstaltete Fashion-Raubzüge durch die Villen Prominenter. Sofia Coppolas neuer Film begibt sich auf ihre Spur.

Die Regisseurin entwickelte ihre Geschichte in Anlehnung an den Vanity Fair-Artikel The Suspect Wore Louboutins von Nancy Jo Sales. Marc (Israel Broussard) ist mit seinen Eltern frisch nach L.A. gezogen. An der Schule freundet er sich mit Rebbecca (Katie Chang) und ihren Freundinnen, darunter Nicki (Emma Watson) und Sam (Taissa Farmiga), an. Schon bald gehen sie gemeinsam auf Tour. Sie checken parkende Autos, ob versperrt oder nicht, und bedienen sich an darin vergessenen Brieftaschen. Sie recherchieren, wann ihre Lieblingspromis auf Reisen oder auf Partys sind und steigen in deren Villen ein. Sie finden Schlüssel unter der Fußmatte, unversperrte Terrassentüren oder klettern durch die Hundeklappe in der Tür. Dann durchforsten sie Kleiderschränke und Schmuckladen und nehmen sich reichlich Andenken mit. Markenware, mit der sie stolz auf Facebook posieren. Den Rest verhökern sie.

Sofia Coppola inszeniert das Geschehen ohne großen Pomp und reduziert es auf die immer gleichen Handlungen. Sie zeigt die Welt von Reich und Schön in einem unterkühlten Überfluss ohne wirklichen Glamour, der die Kleiderschränke wie Tresore aussehen lässt. Tempo und Gestus orientieren sich an dem Gefühl der Belanglosigkeit in der schmucken Blase – als Endlosschleife. Die Jugendlichen steigen in Häuser ein, machen Party, fotografieren und posten sich, kehren in ihre indifferenten Familien zurück, steigen in Häuser ein, machen Party, usw. usf.

Die Teenies sind ebenso narzisstisch wie die Celebritys, auch sie wollen berühmt sein. Die Raubzüge stellen gewissermaßen ihren Initiationsritus dar. Aufgewachsen in einem Umfeld aus Luxus und Verschwendung, verspüren sie kein Unrechtsbewusstsein. Sie bewegen sich durch die Wohnungen der Stars, als wären sie Gemeingut und in gleicher Weise bedienen sie sich an deren Eigentum. Sie werden Teil davon, nehmen vorweg, wo sie eines Tages ankommen werden. Schon jetzt tanzen sie in Nachtclubs neben Paris und Lindsay. In ihrer Welt ist das einzige, das zählt, Ruhm, Geld und Aussehen – alles andere ist langweilig.

Coppola kratzt nicht an der Oberfläche und gewährt ihren Figuren keinen großen Spielraum. Die familiären Hintergründe der Teenies werden nur angedeutet. Sie zeigen zwar unterschiedliche Charaktere und jede Figur wird von anderen Motiven getrieben, doch die Welt, in der sie agieren, ist eng gesteckt. Es ist bemerkenswert, dass Coppola das Verhalten der Jugendlichen keinen Moment ins Lächerliche kippen lässt. Während Rebbecca von ihren Idolen besessen ist und Marc einfach dazugehören will, agiert Nicki (Emma Watson ist umwerfend!) kaltblütig. Nicki hat jedenfalls das Zeug zum Star, sie beherrscht das Geschäft.

Auch wenn The Bling Ring beinahe Gefahr läuft, in seiner Monotonie selbst redundant zu werden, ist es faszinierend und erschreckend zugleich, den Jugendlichen beim Entzücken über den soundsovielten Schuh Marke Irgendwas und beim Anprobieren des letzten Schreis in Sachen sexy Oberteil zuzusehen. Für einige mag es langweilig sein, für gar nicht wenige andere ist ein Leben, das aus nichts als Party besteht, äußerst erstrebenswert. Es ist amüsant, wenn sich am Ende Opfer und Täterin in der gleichen Pose geben und die Absurdität des Systems vor Augen führen, doch zurück bleibt ein dumpfes Gefühl der Leere. Oberfläche der Oberfläche der Oberfläche …

Regie & Drehbuch: Sofia Coppola, Darsteller: Katie Chang, Israel Broussard, Emma Watson, Taissa Farmiga, Claire Julien, Carlos Miranda, Leslie Mann, Laufzeit: 90 Minuten
Kinostart: 15.08.2013, www.theblingring.de




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