World War Z
Mit World War Z kommt nun endlich die lange verzögerte Umsetzung von Max Brooks Bestseller-Roman rund um ein globales Horrorszenario apokalytischen Ausmaßes in die Kinos – und einmal mehr ist die Wurzel allen Übels Horden von Zombies.
Die Zeichen standen allerdings nicht sonderlich gut für eine baldige Veröffentlichung: Befürchtungen waren mehr als berechtigt, das der groß angelegte Zombie-Horrorfilm durch die langwierigen Post-Produktions-Probleme, die neben einigen Drehbuch-Neufassungen auch ein sieben Wochen umfassenden Nachdrehen einiger Szenen beinhaltete, ein mehr als dysfunktionales Flickwerk ergeben würde. So wurde schließlich der Filmstart um ein knappes Jahr verlegt und der gesamte dritte Akt des Films komplett überarbeitet (unter anderem von Damon Lindelof und Drew Goddard).
Unter der Regie des Schweizers Marc Forster, der vor allem mit Monster’s Ball, der Bond-Verfilmung Quantum of Solace sowie unterschätzten Werken wie Stay oder Stranger than Fiction seine Reputation als (zumindest) zuverlässiger Filmemacher untermauern konnte, startet World War Z zu guter Letzt doch noch in den Kinos.
Kenner der Romanvorlage dürfte angesichts der Rahmenhandlung überrascht sein: Während das Buch von Max Brooks (der Sohn des US-Komikers Mel Brooks) zur Gänze aus illustren Erzählungen bzw. detailreichen Schilderungen einzelner Figuren im Interview-Stil zusammengesetzt ist, verlagert Regisseur Forster den Fokus auf eine einzelne Figur, die dahingehend den Dreh- und Angelpunkt der Story einnimmt. Dies dürfte bei realistischer Betrachungsweise allerdings kaum für Verwunderung sorgen – schließlich will hier ein leicht konsumierbarer, unterhaltsamer Sommer-Blockbuster ins Rennen geschickt werden, nicht ein großteils aus Voice-Over bestehendes, fragmentarisches Machtwerk mit enormer Laufzeit.
Kurze Zeit nach Filmbeginn befindet sich der Zuseher also gleich mitten in einem Verkehrsstau in Downtown Philadelphia, zusammen mit dem ehemaligen Krisenspezialist der Vereinten Nationen, Gerry Lane (adrett wie immer: Brad Pitt), seiner Frau Karin (Mireille Enos) und den beiden minderjährigen Töchtern, als der plötzliche Ausbruch des Zombie-Virus für Chaos, Anarchie, Zerstörung und eine berechtigte Massenpanik sorgt. Durch persönliche Kontakte wird Gerry samt Familie die Zuflucht in einer der letzten sicheren Bastionen des US-Militärs gewährt – unter der Voraussetzung seiner dringend benötigten, unerlässliche Unterstützung bei der Suche nach der Ursache der Viruserkrankung. So findet sich der Spezialist für gefährliche Einsätze in Kriegszonen schon bald auf einer Reise rund um den Globus – nur um recht bald festzustellen, das die blitzschnellen, sich in sekundenschnelle verbreiteten Untoten mehr Verwüstung angerichtet haben, als bisher vorstellbar war…
Mit einer mehreren Kontinente umfassenden Handlung und überaus wirkungsvollen Spezialeffekten (das Budget soll sich auf etwa 200 Millionen US-Dollar belaufen) verblüfft World War Z dann doch über weite Strecken: Eine Zombie-Apokalypse in diesen Dimensionen konnte bisher noch nie auf der Leinwand bestaunt werden. Zügig führt Regisseur Forster seinen Protagonisten von einer atemraubenden Sequenz zur nächsten, was mit einigen Abstrichen – die Charakterisierungen einzelner Figuren bleiben dabei gerade lächerlich vernachlässigt auf der Strecke – auch hervorragend funktioniert. Kleinere Wechsel bei der Geschwindigkeit der Erzählung verstärken die Sogwirkung darüber hinaus – Einer Besprechung in einem düsteren Bunker in Südkorea folgt etwa sogleich und merklich ohne viel zusätzlicher erzählerischer Bürde eine haarsträubende Verfolgungsjagd durch die engen Gassen Jerusalems.
Das Gefühl der Machtlosigkeit angesichts der überragenden Bedrohung wird dabei ebenso gekonnt etabliert wie das schiere Ausmaß der Katastrophe: Zwar beschränkt auf das nähere Umfeld des Protagonisten, bieten kleine Dialogfetzen interessante Details über den Zombie-Weltkrieg und schaffen, zumindest in kleinen Dosen, einen Verweis auf die Faszination der erfolgreichen Romanvorlage zu etablieren. Wenn etwa ein junger Nachwuchswissenschafter in einem Monolog über die Eigenheiten der Natur als Serienkiller referiert oder die Strategie der Befehlshaber Nordkoreas, die das Ziehen der Zähne aller 21 Millionen Einwohner nach sich zog (grotesk, aber effektiv), dargelegt wird, dann funktioniert die Erzählweise des Films recht problemlos.
Überraschenderweise ergeben sich vor allem in den rasanten Actionsequenzen einige Unstimmigkeiten: Nahaufnahmen gepaart mit einer hektischen “Shaky Cam”-Kameraführung, die sich klar an der Arbeit von Paul Greengrass bei der Bourne-Trilogie orientiert, bereiten Regisseur Forster Probleme, die Übersichtlichkeit geht zugunsten einer (vermutlich gewollten) Rastlosigkeit verloren. Auch die Tatsache, das World War Z zugunsten der Verbreiterung des Publikums fast ohne sichtbares Blut auf der Leinwand auskommt, mutet nicht nur Genre-bedingt etwas eigenartig an: Natürlich erkennt man, das Brad Pitt in einer Szene verzweifelt versucht, ein Brecheisen aus einem Zombieschädel zu befreien, um den Nächsten zu zerschmettern – das die Kamera aber niemals auch nur die Hände von Pitt unterhalb der Ellenbogen zeigt, sorgt doch für das eine oder andere Schmunzeln (Ganz zu schweigen von einer Szene mit so brutalem Product-Placement, das einem die Augen tränen können).
So ist World War Z zwar in keinster Weise eine auch nur annähernd werktreue Nachbildung des Max Brooks Bestseller-Romans, schafft es aber dank hervorragender Effekte und einer überaus rasant erzählten Story mit einigen haarsträubenden Actionsequenzen dem Zombie-Genre einen würdigen Blockbuster-Zuwachs zu bereiten. Wer sozial- oder gesellschaftskritische Verweise und interessant ausgearbeitete Charaktere mit Tiefgang in seinem Zombiegemetzel sucht, ist hier allerdings fehl am Platz.
Regie: Marc Forster, Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Drew Goddard, Damon Lindelof, Darsteller: Brad Pitt, Mireille Enos, Daniella Kertesz, James Badge Dale, Matthew Fox, David Morse, Moritz Bleibtreu, Laufzeit: 116 Minuten, Kinostart: 28.06.2013, www.worldwarz.at