Nova Rock 2013: Schweißtreibende Temperaturen vertrieben viele Besucher
Der Sonntag ist der Ruhetag der Woche. Diese Regel wurde bisher von Dreitages-Festivals außer Kraft gesetzt und auch dieser Tag laut und exzessiv gefeiert…
Das Nova Rock 2013 scheint da jedoch eine Ausnahme zu sein. Der Sonntag stand unter dem Motto der Aufbruchsstimmung. Am Nachmittag herrschte immer noch Leere vor der Bühne. Sei es nun dem ungewöhnlich bunt gemischtes Line-Up jenseits der sonst üblichen Nova Rock-Härte, den schweißtreibenden Temperaturen, die einige Besucher zur Aufgabe zwangen, oder schwindendes Interesse an neuen Musikendrücken jenseits der eigenen Spotify-Playlist geschuldet, die Zuschauer waren rar. Die Bands des dritten Tages gaben sich dennoch alle Mühe.
Den ersten Höhepunkt auf der Blue Stage gab an diesem Tag eindeutig Mike Rosenberg von Passenger mit Gitarre und seinen kecken Sprüchen, der die wenigen erhitzten Fans, wie ein Fels in der Brandung mit seinem Hit Let her go und vor allem seiner selbstbewussten Soloperformance begeisterte. Weiter ging es mit Steven Wilson, den seine Fans vor allem als kreativen Kopf der Band Porcupine Tree kennen, und der Progressiv-Rock-Band Coheed & Cambria. Doch selbst die New Yorker konnten, trotz einer energetischen Show rund um die Songs ihres neuen Albums The Afterman: Descension, kaum Fans vor der Bühne versammeln. Da half auch all hingebungsvolle Performance von Sänger Claudio Sanchez nichts. So plätscherte der Nachmittag auf der Blue Stage dahin.
Ein kurzes Aufbäumen war jedoch am frühen Abend dennoch zu spüren, obwohl schon merklich weniger Leute auf dem Gelände zu sein schienen als in den Tagen zuvor, pilgerten merklich viele Mädels mit orangenen Haaren zur Bühne. Dort wurde man an diesem Tag Zeuge der nicht versiegenden Energie von Paramore-Sängerin Hayley Williams, die als zierlicher Wirbelwind über die Bühne fegte und deren Verve nicht nur die weiblichen Fans zum Hüpfen brachte. Die wohl beste Show an diesem Abend lieferten jedoch die sympathischen Schotten von Biffy Clyro, die mit ihrem neuen Album Opposites (hier geht es zur Kritik) im Gepäck, viel schottischem Hochland-Charme und gekonnten Ansagen auf Deutsch, die Herzen der Zuschauer eroberten und für einen gefüllten Vorplatz sorgten. Wer Biffy Clyro verpasst hat, hat übrigens schon diesen Herbst die Möglichkeit, wie Drummer Ben pressplay verriet.
Die Red Stage sollte jedoch der Geheimtipp für die letzten Feierwütigen werden, denn auch, wenn die Headliner der großen Blue Stage, Sportfreunde Stiller und Kings of Leon, für Aufmerksamkeit und im Falle der „Sportis“ für kurzweiliges Entertainment sorgten, setzten an diesem Abend Korn und Volbeat den passenden Schlusspunkt des Festivals. Die dänische Band Volbeat zog deutlich mehr Besucher vor die Bühne, als die Familie Followill. Kings of Leon bemühten sich jedoch entgegen allen Erwartungen, eine passende Headliner Show zu liefern. Alte Songs wie The Bucket oder Molly’s Chambers wurden für ein breites Publikum Stadien-rockiger und weniger dreckig präsentiert. Sänger Caleb versuchte auch hin und wieder mit ein paar freundlichen Worten, das Publikum zu erfreuen. Dies gelang ihm nur teilweise. Viele Zuseher brachen schon während der Show auf – oder flüchteten vor den Mückenschwarm, der sich über dem Wave-Breaker breit machte.
Abschließend bleibt das diesjährige Nova Rock Festival (Bericht von Tag 2) positiv bezüglich dem abwechslungsreichen Line-Up im Gedächtnis. Die Veranstalter haben sich bemüht viele unterschiedliche Geschmäcker zu bedienen. Gelungen ist ihnen das leider nur teilweise. Ob das an der Hitze, Langeweile oder Übersättigung lag, bleibt schlussendlich Interpretationssache.