Fire Emblem Awakening
Fire Emblem ist eine der ältesten und traditionsreichsten Strategie-RPG Serien auf dem Markt. Zwar ist es ungewöhnlich, doch spätestens seit der Aufmerksamkeit durch diverse Smash-Bros Cameos von Charakteren der Serie lässt es sich Nintendo nicht nehmen, die Spiele zuverlässig für den westlichen Raum zu lokalisieren. Auch der Release von Fire Emblem Awakening ist somit eine Selbstverständlichkeit.
Anhänger der früheren Ausgaben werden sich schnell zu Hause fühlen: Nach der Erstellung eines individuellen Avatars nimmt der Spieler seinen Platz an der Seite von Prinz Chrom ein, der seine Heimat mit komplizierten militärischen Bedrohungen konfrontiert sieht. Während der Spieler durch unterschiedliche Länder reist, um politischen Intrigen auf die Spur zu kommen gesellt sich schnell eine stets wachsende Schar an vielfältigen Gefährten zu der Truppe. Die Story hält sich im fortschreitenden Spielablauf etwas zurück und entfaltet im hosentaschengerechten Handheld-Umfeld nie wirklich ihr volles Potential, was aber zum Glück nichts an der hohen Qualität der Dialoge und Charakterentwicklungen ändert.
Nachdem per Weltkarte eine Mission ausgewählt wurde, übernimmt man die taktische Kontrolle. Wie für Strategie-RPGs üblich werden die Figuren rundenbasiert über die Spielfelder bewegt, Positionierung und Vorausplanung sind dabei die Schlüssel zum Erfolg. Neu ist ein lohnendes Partner-System: Werden Figuren auf dem Feld nebeneinander positioniert, so unterstützen sie sich gegenseitig. Das Prinzip funktioniert hervorragend und mischt frische Möglichkeiten in das taktische Geschehen – für Veteranen eine willkommene Neuerung, die zugleich Neueinsteiger nicht mit unnötiger Komplexität frustriert.
Abseits der Kämpfe verbringt ein Spieler seine Zeit damit, Charaktere weiterzuentwickeln und auszurüsten. Man ist nie gezwungen, sich mit den RPG-Elementen länger zu befassen als gewünscht. Das Charaktersystem von Fire Emblem hält schon für sich alleine unzählige Entscheidungen bereit – neuartig ist darüber hinaus die Möglichkeit, Paare zu vereinen und deren Nachwuchs heranzuzüchten. Die Entscheidung, wer mit wem Familien gründet ist endgültig, wodurch alternative taktische Möglichkeiten und Story-Einlagen zum mehrmaligen Durchspielen einladen. Es ist möglich, das Spiel ohne „Plan“ durchzuspielen, wer aber den Willen hat, der kann stundenlang die komplexen Systeme studieren die den Figuren ihre Stärken und Schwächen verleihen und einen gefinkelten Plan zur Erschaffung der perfekten Super-Rasse entwerfen.
Ein kleiner Makel ist das es sich gar nicht so einfach gestaltet, den passenden persönlichen Schwierigkeitsgrad zu finden. Fire Emblem bietet am Anfang des Abenteuers viele Ausgangsmöglichkeiten, wodurch man sehr schnell der Gefahr ausgesetzt ist, den Schwierigkeitsgrad zu trivialisieren oder allzu frustrierend zu gestalten. Zwar ist der „Perma-Tod“, an den Genre-Veteranen nicht erst seit dem XCOM Remake (zur Kritik) gewohnt sind, ein Markenzeichen der Serie, doch eigentlich ist er an Zufallsereignisse geknüpft und verkommt dadurch zur Aufforderung, das Spiel neu zu laden – eine Sitte, die selbst die Entwickler als gewöhnlich erklären. Unsere Empfehlung: Perma-Tod aus, dafür den Schwierigkeitsgrad auf „Hard“ stellen.
Grafisch gehört der Titel zum Besten, was das System zu bieten hat. Prachtvoll inszenierte Kampfanimationen versetzen vor allem durch den 3D-Effekt jeden Schwerthieb eindrucksvoll in Szene. Vor allem verspielte Hintergrund-Details wie spiegelnde Wasseroberflächen machen es dem Spieler sehr schwer, den 3D-Regler nach unten zu bewegen. Die Charaktere sind in ihren zahlreichen Dialogen liebevoll gezeichnet und selbst das Schlachtfeld selbst spart nicht mit kleinen 3D-Spielereien, die immer wieder den Eindruck vermitteln, man hat wirklich ein Miniatur-Spielfeld in der Hand. Der Soundtrack ist qualitativ hochwertig, orchestrale Tracks sind vielschichtig und stimmungsvoll – ein weiteres Juwel in dieser Krone.
Fire Emblem ist ein Titel, der auch den letzten Feinschliff nicht scheut: Hervorstechend ist vor allem die Streetpass-Funktion, die es erlaubt ein Team zusammenzustellen, das ein Gegner dann auf seiner Weltkarte zum Kampf fordern kann. Nintendo wagt diesmal auch einen großen Schritt in die Welt des DLCs und bietet zusätzlich die unterschiedlichsten Missionen an. Fans der Serie finden klassische Karten und bekannte Charaktere wieder und können in den gekauften Missionen nach Belieben Ihre eigenen Figuren trainieren.
Ein Vorgang der nicht ganz so einfach ist wenn man ohne DLC spielt. Doch auch wer nicht in zusätzlichen DLC investieren möchte, bekommt regelmäßig kostenlosen Zusatz-Content per Spotpass zugeschickt: Items, Charaktere, Missionen – ohne Frage wird man auch nach dem Durchspielen noch für eine Weile mit Unterhaltung versorgt. Ein weiteres Feature, das auch wirklich nur im Handheld-Bereich funktionieren kann: Mit dem Verstreichen der Zeit öffnen sich zufällig Extra-Kämpfe auf der Karte, die zum trainieren verwendet werden können – Es lohnt sich also, alle paar Stunden den 3DS aufzuklappen und zu nachzusehen, ob es Arbeit gibt.
3DS Besitzer haben es derzeit nicht leicht. Ein perfekt umgesetzter Blockbuster folgt auf den anderen und die Welle an qualitativ hochwertigen Titeln scheint nicht abbrechen zu wollen. Auch Fire Emblem Awakening reiht sich nun mühelos in die Liste der Must-Have Titel auf dem System. Die Macher von Paper Mario (zur Kritik) und Fallblox (zur Kritik) haben sich diesmal selbst übertroffen und einen perfekten Titel sowohl für Einsteiger als auch erfahrene Spieler geschaffen – und damit auch gleich eines der größten Probleme der Serie mühelos beseitigt.
Plattform: 3DS (Version getestet), Spieler: 1, 1-2 (Multiplayer, Co-Op), Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 19.04.2013, http://fireemblem.nintendo.com