Fights and Fires – We Could All Be Dead Tomorrow
Irgendwie sehen sie aus wie eine Gruppe Nerds, meilenweit entfernt von der Coolness, die eine richtig hart gesottene Rockband für das tägliche Überleben im Musikbusiness braucht. Doch man irrt – der Schein trügt, und zwar gewaltig…
Hier findet wirklich noch eine Art Verwandlung statt: Wenn die vier englischen, etwas fragil und eingeschüchtert wirkenden (zumeist) Brillenträger das Comicheft gegen die Sticks, den Bass und das Mikro tauschen, dann geht erst so richtig die Post ab. Fights and Fires machen nun seit fünf Jahren gemeinsame Sache: Die Homepage zeigt zuallererst das Bild eines älteren, behaarten Mannes unter dem der Slogan Rock’n’Roll since 2008 prangert, der auf großes Selbstbewusstsein schließen lässt, impliziert er – wenn vielleicht auch erst beim zweiten Mal lesen – die Annahme, der Rock’n’Roll Englands wäre überhaupt erst mit genannter Band auf die große Weltbühne geholt worden. Und genauso frech und rotzig wie das klingt kommt auch das neue Album, We Could All Be Dead Tomorrow, daher.
Punk-Rock ist wohl die Stilrichtung, nach der sich diese Band am ehesten einordnen lässt– da wird richtig ins Schlagzeug hinein gedroschen, ins Mikro geplärrt und auch kein Bühnenequipment geschont. Sollte man die Band nicht kennen und das erste Mal eines ihrer Alben zu hören bekommen, wird man schnell einen Eindruck bekommen, worum es sich hier handelt. Eine geradlinige Punk-Rock Schiene, die eben von der Stimme des Sängers ebenso wie starkem Bass und dröhnend lautem Schlagzeug immer und immer mehr untermalt wird. Ein bisschen erinnert das auch alles an diverse Highschool-Bands, in ihrer strikten Naivität, in ihrem Nicht-vom-Kurs-abweichen. Sie wissen einfach, was sie wollen und bleiben dabei.
Die Schattenseite ist aber allzu schnell offensichtlich: Für Außenstehende, also Nicht-Fans, wird diese Platte schnell zur Qual. Das immer gleiche Schreien angenäherte Gegröle und die immer gleiche Basslinie, lassen schnell so manch Melodie-verliebtes Ohr mit den Augen rollen. Fans des erdigen, lauten und ehrlichen Punk-Rockss werden hiermit wohl einen ihrer Schätze finden, sollte man dieser Richtung aber nichts abgewinnen können, wird man es nach dieser Platte schon gar nicht tun.
Fights and Fires – We Could All Be Dead Tomorrow, Blackstar Foundation / Cargo, fightsandfires.co.uk