Silver Linings
Wem brennen nicht die Sicherungen durch, wenn man seine Frau in der Dusche mit einem anderen erwischt? Doch wie findet man anschließend mit einer diagnostizierten bipolaren Störung zurück in den Alltag?…
Der Geschichtelehrer Pat rastet aus, als er seine Frau mit einem anderen Mann erwischt, und prügelt diesen krankenhausreif. Damit verliert Pat seine Frau, sein Haus und muss in einer psychiatrischen Anstalt erst einmal wieder gesund werden. Als er entlassen wird, zieht er mit einer diagnostizierten bipolaren Störung und einer Menge Medikamente bei seinen Eltern ein und versucht sein Leben in den Griff zu bekommen. Er meldet sich bei seinen Freunden, betreibt Sport und möchte alles richtig machen um seine Frau wiederzubekommen. Seine Ambitionen sind durchaus engagiert, er stößt jedoch immer wieder an seine Grenzen. Alles gerät abermals ins Wanken, als er auf Tiffany trifft. Sie hat ihren Mann nach einem Unfall verloren und hat seitdem ebenfalls mit Problemen zu kämpfen. Eine Hand wäscht die andere und so gehen die beiden einen Deal ein: Wenn Pat mit Tiffany an einem Tanzwettbewerb teilnimmt, hilft sie ihm Kontakt zu seiner Frau herzustellen, der ihm eigentlich polizeilich verwehrt ist.
Pat, gefangen in seinem Schmerz hat Schwierigkeiten seine Aggressionen unter Kontrolle zu halten. Manisch spürt er seinem Leben nach, das er vor dem Zwischenfall und dem Aufenthalt in der Klinik geführt hat, sucht sein Hochzeitsvideo, klopft an die Tür der Ehefrau, hat „ihr“ Lied im Kopf. Der schmerzliche Kampf gegen die Aggressionen und das Bemühen diese in den Griff zu bekommen werden von Bradley Cooper meisterhaft auf die Leinwand gebracht. Als er Tiffany trifft, die ebenfalls unter einem Schicksalsschlag leidet, fühlt er sich von der Schönheit verfolgt und möchte nicht zulassen, dass sie ihm gefällt. TIffany zieht die Fäden und weiß genau wie sie Pat für sich und ihre Zwecke gewinnen kann. Sie ist berechnend und manipulierend, das macht sie zu einer verrückten, aber liebenswerten Protagonistin, dargestellt durch die wirklich ausdrucksstarke Jennifer Lawrence.
Die Beziehung von Tiffany und Pat wird getragen von witzigen Dialogen und einer gegenseitigen Hassliebe, die offen ausgetragen wird und in einem zum Schreien komischen Tanz gipfelt, der die Zukunft der beiden und der Familie Pats entscheiden wird. Die Figuren in Silver Linings bewegen sich in dem Mikrokosmos Vorstadtsiedlung, wo Nachbarn äußerst an den Problemen und Verhaltensweisen der anderen interessiert sind, Vorhänge bewegen sich langsam zur Seite oder es kommt auch mal vor, dass jemand mit einem Diktiergerät vor der Tür steht. Läuft nicht alles wie es soll, wird man ausgeschlossen und mit argwöhnischen Blicken beobachtet, wie Pat schmerzlich feststellen muss. Verstärkt wird das, als er sich mit Tiffany anfreundet, die ja ebenfalls Neugierde erregt.
Die Geschichte konzentriert sich auf die beiden Protagonisten und ihren Umgang mit ihrer Krankheit und den Problemen. Die daraus resultierende Romantikkomödie wird getragen von witzigen und ehrlichen Dialogen. Nicht zu vergessen ist auch Robert De Niro als Pats Vater, ein Football-besessener, Wettsüchtiger aber durchaus liebenswerter Neurotiker. Trotzdem ist das Drehbuch an vielen Stellen vorhersehbar und verliert seine Keckheit spätestens am Ende, als die beiden „Verrückten“ sich hollywoodreif in die Arme fallen.
Regie & Drehbuch: David O. Russell, Darsteller: Jennifer Lawrence, Bradley Cooper, Robert De Niro, Jacki Weaver, Chris Tucker, Laufzeit: 120 Minuten, Kinostart: 03.01.2013