Little Big Planet Vita
Jedes Spielsystem braucht seinen Vorzeigetitel mit dem es dem überfüllten Markt seinen ganz persönlichen Stempel aufdrückt – Sein „Tetris“, sein „Halo“, sein „Sonic the Hedgehog“. Auf Sonys neuestem Handheld vermisste man solch einen Titel bisher schmerzlich, denn auch wenn beispielsweise „Uncharted“ überaus gut gelungen ist, stellt sich doch beim spielen die Frage: Warum PS Vita? Doch dieser Makel gehört mit dem Release von „Little Big Planet Vita“ der Vergangenheit an, denn die Kombination aus Sonys populärem Kreativ-Jump’n’Run und der neuen PS Vita Technologie ist ohne Zweifel so noch nicht dagewesen. „Little Big Planet“ steht nach mittlerweile vier Auftritten für solide knuddelige Platform-Action. Gespielt wird als Sackboy, frei verzierbar mit unzähligen Kostümen und Accessoires, in einer farbenfrohen Welt bestehend aus bunten Stofflandschaften und verträumten Bastelkonstrukten. Das besondere dabei: „LBP“ verfügt über einen umfangreichen Leveleditor, der es dem Spieler ermöglicht, völlig eigene Welten zu erschaffen und für die Community online zu stellen.
Der Storymodus ist zunächst die erste Station. Hier finden sich knapp 40 Level vollgepackt mit Platformeinlagen und versteckten Pickups. Die etwas hakelige Physik ist Fans der Serie bereits bekannt. Viele Ideen sind dabei von der letzten Konsolenausgabe erhalten geblieben, quer verteilt werden unzählige kleine Einlagen in den Spielablauf eingestreut: Enterhaken, Raketengeschoss, Dreirad-Vehikel etc. Aber zu all dem gesellen sich dann auch noch die Touchpad-Kontrollen, die es erlauben, bestimmte Blöcke in die Welt hinein, oder herauszudrücken und zu bewegen.
Mit den eigenen Fingern Hand an der bunten Welt von „LBP“ anzulegen und gleichzeitig Sackboy hindurchzunavigieren ist erstaunlich unterhaltsam. Die „LBP“ Engine hat an Komplexität wenig eingebüßt, weshalb sich zu den herkömmlichen Levels unzählige kleine Minispieleinlagen hinzugesellen, von denen manche von mehreren Spielern gleichzeitig am selben Gerät gespielt werden können. Wem bei all dieser Vielfalt aber trotzdem langweilig wird, für den ist noch eins draufzusetzen: Völlig spontan kann man jederzeit mit anderen „LBP“ Spielern im Multiplayermodus die Levels zusammen mit bis zu vier Spielern bestreiten. Und zwar online, unkompliziert und ohne Kompromisse. Für ein Handheld-Erlebnis beachtlich.
Die hochauflösenden Grafiken kommen auf dem Vita-Display hervorragend zur Geltung, der Soundtrack ist bis auf ein paar bedauernswerte elektronische Fehlgriffe stimmig. An der Präsentation gibt es nichts auszusetzen, ausser vielleicht der seltsamen Ideologie die den Spieler zum seltsamen Ausgestoßenen erklärt der nun in LBP mit seinem Individualismus endlich einen Fluchtort gefunden hat. Der Editormodus ist natürlich auch dabei und hat an Komplexität nicht viel verloren. Für den Durchschnittspieler beinahe nicht durchschaubar, gleicht das über 70 Teile umfassende Tutorial eher einem Hochschulkurs. Wer bereits mit dem System vertraut ist wird sich aber sofort wohl fühlen und die Touchkontrollen machen das ganze etwas schmerzloser.
Die komplexe Engine erlaubt es längst nicht nur eigene Levels zu kreieren, sondern sogar ganze Spiele und als wäre das nicht schon genug ist es mit der Vitaversion nun auch noch möglich dem Spieler zu erlauben seinen Fortschritt abzuspeichern. Die Möglichkeiten dahinter sind wahrlich grenzenlos, ob sie aber auch wirklich genutzt werden liegt gänzlich an der Community. Eine PS3 ist das System nicht, weshalb Konsolenlevels leider nicht kompatibel sind und der Editor einen neuen Fokus auf Optimierung hat.
Und natürlich darf die Online-Komponente nicht fehlen, in der die selbst erstellten Levels der Spieler schließlich gefunden werden können. Es ist schwierig, so früh die Qualität des Contents einzuschätzen, leidenschaftliche „LBP-Entwickler“ brauchen für ihre Kreationen bis zu einem halben Jahr. Wichtig ist aber dass alle Tools vorhanden sind, um ausserordentliche Inhalte zu erschaffen, die Levels können dann ebenfalls im Multiplayermodus in all iherer Vielfalt mit anderen Spielern zusammen erkundet werden. Durch diese Aussicht ist die Langlebigkeit von LittleBigPlanet aussergewöhnlich und für den Handheld-Gebrauch sind die kleinen Portionen die auch für später heruntergeladen werden können ideal. Softwarenachschub ist auf der Vita derzeit Mangelware. Da bietet „Little Big Planet Vita“ die perfekte Lösung: selber machen. Oder eben einfach nachsehen was sich in der Community getan hat. So oder so wird es mit dem Titel nicht so bald langweilig.
Plattform: PS Vita, Altersfreigabe (Pegi): 7 , Spieler: 1-2, Erscheinungsdatum: 19.09.2012