Heiter bis Wolkig
Tim und Can leben ohne Plan vor sich hin – Party, Mädels und ein bisschen arbeiten lautet die Devise. Bis die eine Frau kommt, die alles verändert…
Tim (Max Riemelt) begleitet seinen besten Kumpel Can (Elyas M´Barek) auf Aufreißertour mit einer besonderen Masche: Sie erzählen den Mädels, dass der jeweils andere bald an Krebs sterben wird und sich nur mehr eine unvergessliche Nacht mit ihnen wünscht. Die Methode funktioniert bis Tim dabei Marie (Anna Fischer) über den Weg läuft, deren Schwester Edda (Jessica Schwarz) tatsächlich Lymphdrüsenkrebs hat. Tim verliebt sich langsam in Anna, und auch mit Edda freundet er sich an.
Deren verrückte Ideen und Aktionen bringen ihn immer häufiger an den Rand des Wahnsinns, bis Edda irgendwann im Krankenhaus landet – und ihm erklärt dass sie von Anfang an gewusst hat, dass er die Krankheit nur vortäuscht. Marie zuliebe behält sie die Lüge aber aufrecht und fordert von Tim ein, ihr bei der Absolvierung ihrer letzten Wünsche zu helfen. Tim erkennt aus den gemeinsamen Erlebnissen, dass er sich seinen Lebenstraum erfüllen will. Can reagiert darauf eher beleidigt als erfreut. Durch Zufall findet auch Marie heraus, dass Tim nicht ehrlich zu ihr war und während sich Eddas Lage verschlechtert, sieht Tim in ihr auf einmal seine einzige Freundin.
Marco Petry adaptiert das Thema „Das Schöne im Schrecklichen“ auf gefühlvolle Weise und macht klar, dass man nicht alles mit Samthandschuhe anfassen kann. „Heiter bis Wolkig“ wird dadurch zu einem sehr angenehmen Ensemble Stück – Jessica Schwarz und Max Riemelt spielen sich beeindruckend durch die Emotionen ihrer Figuren. Der Protagonist ist zwar Tim, doch der Fokus der Geschichte liegt auf der Beziehung zu Edda und wie diese seine Denkweise ändert. Der Film hält was der Titel verspricht: Eddas Sarkasmus und die Blödeleien Tims machen die Komödie aus, während die Beziehung zwischen Marie und Edda, sowie Eddas Krankheit die Tragödie widerspiegeln.
Das Drehbuch von Axel Staeck verliert niemals die Balance und vermeidet es dadurch, in Kitsch abzurutschen. Eddas Sarkasmus als Waffe und Schild gegen die Außenwelt werfen eine interessante Beziehungsproblematik zu Marie auf, die ihr eigenes Leben für ihre Schwester in den Hintergrund stellt. Die Frage „Wie geht man mit so etwas um und wie dürfen die Betroffenen mit einem umgehen?“ wird aus einer neuen Perspektive behandelt. Anna Fischer spielt Marie sehr loyal ohne dabei einen starken Standpunkt zu verlieren.
„Heiter bis Wolkig“ wagt sich ähnlich wie „Wie im Himmel“ oder „Ziemlich beste Freunde“ an schwierige Themen heran und behält dabei im Fokus, dass Lachen die beste Medizin ist. Die musikalische Begleitung von Lorenz Dangel und Tobias Kuhn ist für einen deutschen Film erstaunlich gut gelungen und auch die Location Köln funktioniert in diesem Sinne wunderbar, da sie der Handlung nicht die Schau stiehlt und dennoch schön anzusehen ist. Fazit: „Heiter bis Wolkig“ nimmt einem die Entscheidung zwischen Komödie und Drama ab und bietet gute Unterhaltung aus der deutschen Ecke.
Regie: Marco Petry, Drehbuch: Axel Staek, Marco Petry, Darsteller: Jessica Schwarz, Max Riemelt, Anna Fischer, Elyas M´Barek, Dieter Tappert, Filmlänge: 100 Minuten, Filmstart: 07.09.2012