Who killed Marilyn
Marilyn Monroe ist ein Mythos. Ob Leben oder Tod – beide sind sagenumwoben. Beinahe pünktlich zu ihrem 50. Todestag (5.8.) dient das dem französischen Regisseur Gérald Hustache-Mathieu („Fromme Lüge“, 2006) zur Inszenierung eines Provinzkrimis der besonderen Art…
Der schreibblockierte Schriftsteller David Rousseau (Jean-Paul Rouve) landet in dem verschneiten Kaff Mouthe, wo zeitgleich die Dorfschönheit Candice Lecoeur (Sophie Quinton) tot aufgefunden wird. Festgestellter Tatbestand: Selbstmord durch Überdosis Tabletten. Rousseau ist überzeugt, dass es sich um Mord handeln muss. Nebenbei findet er damit Stoff für sein nächstes Buch. Denn Candice hatte nicht nur verblüffende Ähnlichkeit mit Marilyn Monroes Erscheinungsbild, auch die Biografien der beiden Frauen weisen erstaunliche Parallelen auf. So gehen Rousseau und der Polizist Bruno Leloup (Guillaume Gouix) der Frage nach: „Who killed Marilyn?“
Hustache-Mathieu, der das Drehbuch gemeinsam mit Juliette Sales schrieb, entwickelt den Kriminalfall als ein Spiel mit Identitäten. Jeder der Akteure möchte eigentlich jemand anderes sein. Candice wird als Martine Langevin geboren und identifiziert sich mit Marilyn, Rousseau legt sein Pseudonym ab und schreibt den Roman unter seinem richtigen Namen, der Polizist strebt eine Karriere als Profiler in Kanada an.
Hustache-Mathieu lädt die zwischenmenschlichen Begegnungen mit sehr viel Spannung, emotionaler, körperlicher und erotischer Natur, auf. Darüber hinaus entstehen beinahe metaphysische Beziehungen zwischen Lebenden und Toten. Wenn Candices Aussehen und ihr Leben immer deutlicher die Züge von Marilyn annehmen. Oder wenn Candice als Stimme aus dem Off ihr Tagebuch rezitiert und die Aufzeichnungen im Jenseits fortführt und daraus noch eine emotionale Verbindung zwischen Rousseau und der toten Candice entsteht.
Die Trostlosigkeit der Provinz wird durch die Gegenüberstellung mit der glamourösen Welt von Marilyn übersteigert. Alles bleibt blass, unter einer dicken Schneedecke begraben, nur wenn Candice auftritt, füllt sich das Bild mit Leben. Die Darstellung von Sophie Quinton ist bemerkenswert. Nicht, dass sie Marilyn Monroe wirklich besonders ähnlich sehen oder ihre Gestik und Mimik stark imitieren würde. Es gelingt ihr Candice eine Aura zu verleihen, die tatsächlich an die große Ikone erinnert.
Der Identitätsreigen ist weniger amüsant, als vielmehr melancholisch. Aber das muss wohl so sein, wenn der Geist der „traurigsten Frau der Welt“ (Arthur Miller über MM) über dem Film schwebt. Das hat Magie, aber um zu überzeugen, fehlt „Who killed Marilyn?“ das gewisse Etwas. Nur Sophie Quintons Hauch von Marilyn verzaubert doch ein wenig.
Regie: Gérald Hustache-Mathieu, Drehbuch: Gérald Hustache-Mathieu, Juliette Sales, Darsteller: Jean-Paul Rouve, Sophie Quinton, Guillaume Gouix, Olivier Rabourdin, Clara Ponsot, Arsinée Khanjian, Eric Ruf, Laufzeit: 102 Minuten; Kinostart: 03.08.2012