The Rum Diary
Puerto Rico in den 1950er Jahren, reiche Amerikaner, die das Land für sich beanspruchen, eine aufständische Bevölkerung, eine kleine englisch-sprachige Zeitung kurz vor dem Bankrott und jede Menge Rum – das sind die Zutaten zu „The Rum Diary“, die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Hunter S. Thompson, der bereits mit der Vorlage zu „Fear and Loathing in Las Vegas“ Kultstatus erreichte…
Der junge Journalist Paul Kemp (Johnny Depp), ein Alter-Ego des Schriftstellers Thompson, kommt 1959 nach Puerto Rico um für eine kleine englisch-sprachige Zeitung zu arbeiten. Viel lieber als sich dem Schreiben hinzugeben, verbringt er aber seine Zeit in Bars, wo der Rumfluss niemals versiegt. Schließlich lernt Kemp den amerikanischen Immobilienhändler Sanderson (Aaron Eckhart) kennen, der in Puerto Rico Land aufkauft, um Hotels zu errichten. Kemp muss sich entscheiden, ob er lieber dem Immobilienmaganaten bei seinen zwielichtigen Geschäften unterstützt oder der Bevölkerung Puerto Ricos eine Stimme verschafft.
Wer sich von „The Rum Diary“ eine Fortsetzung des bereits zum Kult avancierten Films „Fear and Loathing in Las Vegas“ erwartet, wird schwer enttäuscht sein. Denn obwohl Paul Kemp und sein Zeitungskollege Salda literweise Rum und andere Drogen konsumieren, gibt es in diesem Film keine surrealistischen Drogentrips zu sehen. Auch Johnny Depp legt die Rolle des Paul Kemp ganz anders an, als Raoul Duke in „Fear and Loathing in Las Vegas“, obwohl beide Figuren den Schriftsteller Hunter S. Thompson verkörpern. Viel weniger exzentrisch und mit offeneren Augen geht Kemp durchs Leben und scheint von den widrigen Lebensbedingungen der Puerto Ricanischen Bevölkerung tief beeindruckt und mitgenommen.
Neben imposanten und wunderschönen Landschaftsaufnahmen der karibischen Insel, die sofort Fernweh verbreiten, werden auch die Schattenseiten Puerto Ricos thematisiert. In Form des Immobilienhändlers Sanderson wird gezeigt, wie die Gier nach Reichtum und Macht der Amerikaner das Inselvolk ausbeutet und in die Armut treibt. Leider aber wird diese Thematik oft nur angeschnitten und nicht weiter verfolgt. Die Einheimischen des Inselstaates selbt kommen in dem Film kaum zu Wort und bleiben stumme Gestalten am Rande.
Der Gesamteindruck der Romanverfilmung bleibt bedauerlicherweise weit hinter den hohen, nicht zuletzt durch „Fear and Loathing in Las Vegas“ geweckten, Erwartungen zurück. Die erste Hälfte des Streifens hat nur wenige bis gar keine Highlights zu bieten und ist beinahe langweilige. Erst in der zweiten Hälfte nimmt die Geschichte Schwung auf und wird nicht nur interessanter und spannender, sondern hat auch einige lachkrampfverursachende Szenen zu bieten.
Regie: Bruce Robinson, Drehbuch: Bruce Robinson, Darsteller: Johnny Depp, Aaron Eckhart, Michael Rispoli, Amber Heard, Richard Jenkins, Laufzeit: 120 Minuten, Kinostart: 02.08.2012