Sam Sparro – Return to Paradise
Es gibt einige australische Musiker, die man kennt: Zum Beispiel Kylie Minogue, AC/DC oder Empire oft the Sun. Sam Sparro ist da eher ein unbekannter Zeitgenosse, und das liegt nicht daran, dass seine Musik nicht dancy, happy oder zugänglich genug ist…
Sein 2008 erschienenes gleichnamiges Debütalbum hat einfach nicht „Plop!“ gemacht, will heißen, außer dem Dance-Kracher „Black and Gold“ konnte nichts wirklich gut in den Charts landen. Auch wenn das Album „Sam Sparro“ in den Kritiken nicht besonders gut weggekommen ist, muss an dieser Stelle gesagt werden, dass das Album schon einiges konnte, unter der Bedingung, dass man etwas jünger war, sich schon ein bisschen mit der Musiklandschaft auskannte und sich deswegen nicht mit „irgendeinem“ tanzbaren Album zufrieden geben wollte.
Es gibt ja auch ein paar nette Momente: Der Track „Cottonmouth“ kommt mit einem unendlich lässigem, hip-hop-igen Beat angegroovt, und ist mit den paar Klaviertönen, der quietschenden Gitarre und den Synthie-Trompeten auch sonst gut instrumentalisiert. „Sally“ ist ein souliger Dance-Track, der angenehm an Jamie Lidell erinnert. Auf dem Hidden Track „Still Hungry“ begleitet sich Sparro auf dem Klavier und kehrt so seine markante, an Gospel-Chöre erinnernde Stimme in den Vordergrund. Und natürlich gibt es da noch „Black and Gold“, ein Dance-Pop Spektakel bei dem die pulsierenden Beats nur so auf einen Höhepunkt zutreiben, die schwarzen und goldenen Konfettis nur so aus den Glückskanonen sprühen.
Die Glückskanonen hat der, aus einer Musikerfamilie stammende, Ex-Kinderchor-Star vier Jahre später wieder mit der ersten Singleauskopplung seines neuen Albums „Return to Paradise“ geladen. „Happiness“ klingt zwar erwachsener als alles auf dem Debütalbum, aber nicht unbedingt besser. Es ist ein solider – sehr glücklicher– Discosong mit den obligaten Synthie-Streichern, der mit einem dominanten Klavier anfängt und wieder endet. Und solide könnte man die übrigen Songs auch nennen.
Selbst das als Party-Hit angedachte „I Wish I Never Met You“ kommt nicht an „Black and Gold“ heran, obwohl der Refrain mit den klatschenden Drums und seiner verzweifelten Stimme ins Ohr geht. „The Shallow End“ klingt wie ein Song, der für Hotelressorts geschrieben wurde: Sommerliche Dschungel-Rhytmen, und ein herzhaftes „We love this place, we love it“ wollen zum Mitsingen animieren, doch leider erzeugt diese übermäßige Fröhlichkeit keine Gefühlswallungen. Auch „Closer“, „Yellow Orange Rays“ und „We Could Fly“ können mit dem übertriebenen „Uffta-Uffta“-Beat und den verschiedenen „modernen“ Synthie-Loops nicht wirklich punkten.
Auf „Shades of Grey“ beweist Sparro dann doch, dass er noch immer Songs schreiben kann. Es ist eine melodische Ballade, auf der er mit seiner an Prince-angelehnten Stimme herzzerreißend trällert. Und „Let the Love In“ erinnert sogar angenehm an die Popmusik des 80’s-Kultduos Hall & Oates. Sparro würzt ihn mit einem Gospelchor im Refrain und Beat zum Mitklatschen.
Das gesamte Album klingt zwar durchdacht, aber eher nach einer alternden Disco-Diva, die ihr Comeback schaffen möchte, als nach einem jungen, talentierten Sänger. Beim ersten Hören ist das Album gar nicht so schlecht, weil die Melodien bekannt und die Songs sogar ins Ohr gehen. Wenn man es aber näher belauscht, kommt die Oberflächlichkeit der Lyrics und die aufgewärmte Musik immer mehr zum Vorschein. Sparro hat hier ein Album ohne Ecken und Kanten aufgenommen, das für Fans ein-zwei Momente bereithält, für Neu-Hörer aber zu altbacken klingt.
Sam Sparro – Return to Paradise, Universal Republic Records/ Island Records