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Day Z

Bei der aktuellen Flut an Zombietiteln ist es erstaunlich, dass der Hunger der Spielergemeinde noch nicht gestillt zu sein scheint. Was ist es denn, dass den kommerziellen Titeln fehlt? Open World Szenario? Tod mit ultimativer Konsequenz? Realismus und Resourcenmanagement? All das und mehr bietet „Day Z„, ein neues Mod für den Militärsimulator „ArmA II“, welches im Sturm das Netz erobert hat.

Besonders interessant wird das Ganze aufgrund der Technologie, die „ArmA II“ an den Tisch bringt: Zur Verfügung steht ein Framework für eine weitläufige kohärente Spielwelt, die es allen aktiven Spielern ermöglicht, kilometerweit zu wandern und so zum ersten Mal tatsächliches Zombie-Movie Flair erlaubt. Es handelt sich niemals um einen kurzen zurechtgestutzten Auszug eines Abenteuers: Wer eine Stadt aufsuchen will, der muss erstmal eine lange mühsame Reise auf sich nehmen – eine Reise, an der hinter jeder Ecke Gefahr und Tod lauern, die blitzartig jeden Spielfortschrit auszulöschen vermögen.

Zum Einen wären da die Zombiehorden, um die ein kluger Spieler am Besten einen weiten Bogen macht. Wer einmal in die Fänge einer Horde aufgebrachter Zombies fällt, kommt so leicht nicht davon. Die Untoten werden angezogen von Geräuschen und Gerüchen; im Gefecht zu schießen, oder eine klaffende Wunde zu erleiden, aus der das Blut nur so sprudelt, zieht unter Umständen endlose Massen von Zombies aus der Umgebung an und so kann selbst die kurze Begegnung mit einem einzelnen Untoten schnell in einer unkontrollierbaren Katastrophe enden. Auch weglaufen wird mit gebrochenen Beinen unter Umständen schwierig. Bei zunehmendem Blutverlust verliert der Spieler schnell das Bewusstsein und bekommt im halbwachen Zustand gerade noch mit, wie die hungrigen Zombies ihn bei lebendigem Leib verzehren. Zusammengefasst: eine Schar Zombies ist immer eine schlechte Neuigkeit.

Viel schlechtere Neuigkeiten: Alle Zombies der Umgebung liegen regungslos am Boden. Denn das bedeutet dass hier ist vor kurzer Zeit ein anderer Spieler vorbeigekommen sein muss. Sehr schnell offenbart sich in „Day Z“ nämlich das wahre Monster: Der Spieler selbst. Dass Anonymität und Publikum aus dem bravsten Mitmenschen einen soziopathischen Massenmeuchler machen ist altbekannte PvP Thematik. In „Day Z“ findet dieser Prozess jedoch eine Steigerung, denn was aus dem Menschen wird der durch Angst, Panik und verzweifelten Überlebenswillen getrieben wird ist noch viel spannender. Jedes Zusammentreffen mit einem Mitüberlebenden wird zum Nervenkrieg. Handelt es sich um einen Freund, einen Feind? Selbst wenn nicht sofort bei der Zusammenkunft Schüsse fallen, die Spannung in den Lauf der gezogenen Waffe des Gegenübers zu blicken bleibt ungebrochen.

Kein Auge lässt man vom Anderen, jede Sekunde bereit zu schießen, ein einziger Schuss kann schon genug sein. Denn Mord ist verlockend: Der tote Mitspieler hinterlässt an seinem Körper alle zusammengetragenen Schätze. Und aus diesem System ergeben sich völlig unberechenbare Situationen: Man trifft auf ein Feld voll mit toten Spielern (leicht zu erkennen an den lautstarken Fliegengeräuschen). Was tun? Die Körper sofort durchsuchen, in der Hoffnung dringend benötigte Items zu finden? Oder lieber doch mit offenen Augen nach dem Täter suchen, bevor die Gier mit einem plötzlichen Schuss in den Hinterkopf zum Ende kommt? Nach einigen wenigen entsetzlichen Erfahrungen traut der Spieler nichts und niemandem, in jedem Turm kann ein Scharfschütze lauern, also ist es am Besten immer in Deckung zu bleiben und obwohl man am liebsten nichts andere tun möchte als sich irgendwo zu verstecken, zwingt die Ressourcensuche den Spieler unaufhörlich sich in Gefahr zu begeben, aus der es unter Umständen ohne Kooperation gar kein Entrinnen gibt.

Doch selbst hier enden die Probleme nicht, denn der Realismus gibt dem Spieler den Rest. Automatische Karten oder gar Missionsziele existieren nicht. Selbst wer sich mit Freunden organisieren möchte, muss diese zunächst einmal finden, in einer weitläufigen Welt zu dessen Durchquerung man Stunden braucht. Keine Karte im Rucksack? Keinen Kompass? Dann bleibt nur der Weg zu einer naheliegenden Ortstafel, um zu versuchen, von den kyrillischen Schriftzeichen einen Hinweis zu erhalten. Und natürlich braucht der Spieler auf seiner Reise Ressourcen: Munition, Hunger, Durst, Verletzungen, die Probleme nehmen ständig zu, es mangelt an allem und mit zunehmender Verzweiflung wächst in die Gewissheit, dass man zu immer drastischeren Mitteln greifen muss um nicht den gesamten Fortschritt zu verlieren. Da tröstet es auch wenig wenn aus einer Wüste der Einsamkeit auf einmal ein von Spielern in Stand gebrachtes Auto vorbeizieht und daran erinnert, dass es in „Day Z“ auch noch höhere Ziele gibt als das blanke Überleben.

Und dann… wird es Nacht. Und wie in kaum einem anderen Spiel bedeutet Nacht in „Days Z“ absolute undurchbrochene Schwärze. Es ist nichts zu sehen außer dem Himmel, wer also keine Flares oder Taschenlampen hat ist verloren. Und selbst dann wird man zu einem Leuchtfeuer für alle Spieler der Umgebung – ganz besonders die Banditen, die auf nichts anderes warten als einen  leuchtenden verlorenen Passanten. Und während der Spieler gerade alle diese Möglichkeiten durchdenkt, erinnert ihn ein schauderhaftes Stöhnen aus allernächster Umgebung, dass, selbst wenn kein mordender Spieler in der Nähe ist, er in der Dunkelheit nicht alleine ist. 

Das alles beweist, dass der PC-Hintergrund auch weiterhin dem Gaming-Bereich ganz eigene Vorteile verleiht, denn in Wahrheit ist ein solches Erlebnis nur durch Mods möglich. Welches kommerzielle Produkt kann es sich schon leisten, den Spieler in ein konstantes Gefühl des Unwohlseins, der Panik und des Ärgers zu versetzen? Jedes Spielerleben endet in reinster Frustration und doch wird niemand, der sich in die Welt von „Day Z“ begeben hat jemals seine Zeit zurück wünschen. Es handelt sich um wahrhaftige Endzeitstimmung, in dessen Isolation nichts außer dem Willen zum Überleben zählt – authentischer geht es nicht. Es gibt aus dem Mod bereits jetzt viel zu lernen, obwohl es als Alphaversion gerade erst das Licht der Welt erblickt hat und noch voll mit Bugs ist. Vielleicht ist das klassische Genre des Survival-Horrors doch nicht ganz so am Ende, wie es die Industrie gerne behauptet.

Benötigt: „ArmA II: CO“ & „DayZ“ Mod FilesDownload-Mirrors der Mod Files, Offizielle Homepage




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