ModNation Racers: Roadtrip
Als “ModNation Racers” vor etwa zwei Jahren auf der PS3 veröffentlicht wurde, konnte man sich kaum das Kommentar verkneifen, es handle sich dabei um eine Mischung aus “Little Big Planet” und “Mario Kart”. Zum PS Vita-Start spendiert Sony nun eine portable Version des Rennspiels, die einige Überraschungen zu bieten hat. Hauptaugenmerk des Kart-Racers war neben der quietschbunten Optik natürlich die enorme Anpassbarkeit der Strecken und der Spielfiguren bzw. deren Vehikel, die dank einfachster Editor-Bedienung eine kleine Revolution am etwas monoton gestalteten Fun-Racer-Genre darstellen hätte sollen. Doch trotz des recht unverschämten Plagiierens der aus “Mario Kart” bekannten Spielmechanik und der “Little Big Planet”-Einstellungsmöglichkeiten konnte der Funke nicht vollends auf das Zielpublikum überspringen: Zu bemüht knuddelig und lustig wollte “ModNation Racers” sein, zu uninspiriert war das übertragene Gameplay und zu gering die neuen Ideen, um wirklich langfristig überzeugend zu wirken.
Nun versucht “ModNation Racers: Roadtrip” mithilfe der neuen Playstation Vita schon früh und ähnlich wie sein Nintendo-Pendant (mit dem berühmten Klempner in der Hauptrolle) eine neue Community aufzubauen, was rein vom Konzept aus betrachtet kein schlechter Schachzug ist. Scheinbar ohne besonders großen Aufwand wurde auf dem mit beträchtlicher Rechen-Power ausgestatteten Handheld die Grafik fast identisch übertragen, auch die unzähligen Einstellungsmöglichkeiten bei den “Mods” benannten Fahrern sowie der üppige Streckeneditor hat in der mobilen Version seinen Platz gefunden.
Als Startitel einer neuen, mit zahlreichen Gimmicks ausgestatteten Hardware wurde auch bei “ModNation Racers: Roadtrip” auf eben jene nicht vergessen: Die Verwendung der Touchpanels bei den Editorfunktionen ist nach einer kleinen Lern- und Eingewöhnungsphase recht intuitiv und durchaus als gelungen anzusehen, Personen mit weniger filigranen Fingern werden allerdings dank kleiner Regler und mangels Steueralternativen mehr Geduld brauchen. Entschädigend ist das Fotofeatures, das realen Fahrer und Mod bzw. Kart via Kamerafunktion an einem beliebigen Ort zusammenführt: Postkartenfeeling, selbstgemacht.
Auch das vom großen PS3-Bruder übertragene Gameplay lässt sich nun dank zweitem Analogstick perfekt unterwegs auskosten: Mittels Driften lädt man seinen Boost auf, farbige Kugeln spendieren verschiedenste Angriffs- bzw. Abwehrmöglichkeiten und gesammelte Power-Ups lassen sich schnell in Schutzschilde umwandeln. Dank einiger recht anspruchsvoller Strecken im 30 Rennen umfassenden Kampagnen-Modus und einem leider durch unvermeidlichen Gummiband-Effekt unterstütztem, gegnerischen Fahrerfeld (so werden recht billig zu große Vorsprünge automatisch ausgeschlossen) sind die Rennen selbst oftmals sehr anspruchsvoll und abwechslungsreich.
Der vielleicht größte, gravierendste und unverzeihlichste Makel an “ModNation Racers: Roadtrip” ist die Absenz eines vollwertigen Online-Multiplayermodus, der aus nicht nachvollziehbaren Gründen wegrationalisiert und durch runterladbare Zeitrennen gegen “Ghosts” (aufgezeichnete Fahrten anderer Spieler) ersetzt wurde – Lediglich Ad-Hoc ist ein Live-Rennen zu viert möglich. Schade ist zudem, das der 30 Strecken umfassenden Karriere-Modus sich ohne Moderation (aus der PS3 Version) und ohne Charakterisierung des Fahrerfeldes als recht langweilige Aneinanderreihung einzelner Rennen entpuppt, die aufgrund der nahezu an eine Frechheit grenzenden Ladezeiten dazwischen noch zusätzlich in die Länge gezogen wird.
So bleibt “ModNation Racers: Roadtrip” ein zwiespältiges Vergnügen: Einerseits lockt die Knuddelgrafik samt ansprechendem Gameplay und umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten der Strecken und Figuren/Fahrzeuge, andererseits stoßt der Verzicht auf ordentliche Online-Funktionalität bei beibehaltenem Social-Sharing-Schwerpunkt etwas ab. Ob sich Langzeitmotivation und eine funktionierende Community auch bei der PS Vita-Version einstellt, wird sich zeigen.
Plattform: PS Vita (Version getestet), Altersfreigabe (PEGI): 7, Spieler: 1, 4 ad-hoc, Erscheinungsdatum: 22.02.2012