Call of Duty: Modern Warfare 3
Die Call of Duty-Serie bedarf eigentlich keiner Einführung – kein anderes Shooter-Franchise ist erfolgreicher, die Verkaufszahlen werden nur noch von Größen wie Super Mario oder Tetris übertroffen. Die diesjährige Auskopplung, Modern Warfare 3, muss sich vor allem gegen die Konkurrenz aus dem Hause EA behaupten…
Die Kampagne von MW3 knüpft nahtlos an den Vorgänger an – die wenigen, die eben diesen nicht (oder nicht zu Ende) gespielt haben, bekommen leider keinerlei Erläuterungen. Die dadurch entstehende Verwirrung wird aufgrund der eigenwilligen Erzählweise – verteilt auf eine Handvoll Protagonisten, in deren Rolle man abwechselnd schlüpft – weiter verschärft. Wer sich davon aber anfangs nicht irritieren lässt, findet eine packende Geschichte vor, welche die erforderlichen zwei bis drei Abende (ungefähr 6-7 Stunden Spielzeit) hindurch motiviert. Dabei wird jedoch mit Klischees nicht gegeizt: russische Terroristen, die die entscheidenden Friedensverhandlungen zwischen den USA und Russland zum Ende des 3. Weltkriegs sabotieren und zusätzlich europäische Hauptstädte mit chemischen Waffen bedrohen – das klingt nach der Handlung eines seichten Actionfilms, unterhält aber erstaunlich gut! In den 16 Missionen wird damit vom U-Boot zum Flugzeug und von Sierra Leone bis London ein breites Spektrum an Szenerie abgedeckt, das für genug Abwechslung sorgt.
Auffallend ist neben dem durchgehend gleichbleibendem Schema der Kapitel auch die Rolle des jeweils aktuellen Protagonisten: man spielt selten die Speerspitze, die bis an die Zähne bewaffnet voranläuft, sondern muss genau auf seine Computer-Kollegen hören, die wiederum selbst einen wesentlichen Teil der Missionsziele erledigen, während man sich selbst im Hintergrund hält und dafür sorgt, dass alles nach Plan verläuft. Daran werden sich die Geister vermutlich scheiden, der Immersion ist es aber definitiv dienlich, die Stimmung des Soldaten-Daseins wird dadurch gut übertragen. Natürlich lastet der Fokus heutzutage primär auf dem Multiplayer-Modus. Lobenswert ist gleich vorweg zu erwähnen, dass man, sollte man sich einmal die Strapazen des Online-Schlachtfelds und den dazu entsprechenden Voice-Chat sparen wollen, auch die Möglichkeit hat, zu zweit an einer Konsole – via Splitscreen – zu spielen. Das macht bei den klassischen Modi zwar wenig Sinn, da die 16 mitgelieferten Karten für deutlich mehr als zwei Spieler ausgelegt sind und damit hauptsächlich online hohe Popularität genießen.
Dafür bietet Modern Warfare 3 mit den neuen „Special Ops“ zwei Möglichkeiten, zusammen gegen (leider nicht immer allzu intelligent agierende) Computergegner zu spielen: Neben dem „Mission Mode“, bei dem es – wie für den klassischen Coop-Modus üblich – gilt, kurze Missionen zu absolvieren, ist vor allem der neue und sehr gelungene „Survival Mode“ hervorzuheben. Dabei muss man sich gegen zufällig generierte Wellen von Gegnern wehren, die von Runde zu Runde in größerer Zahl und stärkerer Ausrüstung auftreten, dadurch verbessert man sein Level und schaltet damit neue Karten und Waffen frei – das verleiht dem Endlos-Spiel zusätzliche Motivation, der Suchtfaktor ist aber so oder so hoch.
Abschließend stellt sich die Frage, ob Modern Warfare mit Battlefield mithalten kann – in vielen Foren bekriegen sich die jeweiligen Fans gegenseitig, jede Seite sieht „ihr“ Spiel als klar überlegen an. Tatsache ist: beide Spiele haben ihre Daseinsberechtigung. Modern Warfare 3 revolutioniert das Shooter-Genre nicht, aber muss es das? Die Story, egal wie seicht sie sein mag, bietet jede Menge Spannung und Abwechslung und ist dementsprechend unterhaltsam zu spielen, der Multiplayer-Modus rechtfertigt mit langfristigem Spielspaß den Anschaffungspreis. Auch wenn die Meinungen auseinander gehen: mit dem Kauf von Call of Duty – Modern Warfare 3 kann man sicher nichts falsch machen – man erhält einen sehr gut umgesetzten Shooter, der zeigt, warum Call of Duty – vorerst – die meistverkaufte Shooter-Reihe bleibt.
Plattform: PC, Xbox 360 (Version getestet), PS3, Wii, Altersfreigabe (PEGI): 18, Spieler: 1-4 (Lokal), 2-18 (Online), Release: 8. November 2011