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Virtua Tennis 4

7
Simulation

Eines haben fast alle Videospielumsetzungen populärer Sportarten gemeinsam: Es gibt immer zwei grundlegend konträre Ausrichtungen in ihrer Erscheinung, nämlich die simulationslastige und die actionorientierte. Als klassisches Beispiel der letzteren Variante darf diesbezüglich Tennis herangezogen werden, das mit Virtua Tennis 4 nun seine Arcade-Wurzeln abermals zur Schau stellt. 

Zugegeben: Auf den ersten Blick erscheint Tennis in virtueller Form, also als Videospiel, keine allzu große Anziehungskraft auf den nur peripher an Sport interessierten Gamer auszuüben. Zu limitiert ist der Spielverlauf, zu komplex die Ballsteuerung, zu kurz die gesamte Spieldauer und zu eingrenzend das Reglement. Setzt man sich jedoch mit der Materie, in diesem Fall das spieltechnisch simplifizierte Virtua Tennis 4, auseinander, so lassen sich viele pauschal im Voraus aufgestellte Vorurteile überwinden. Neben einem (klassischen) Arcade-Modus, der sich aus mehreren Wettkämpfen auf sowohl unterschiedlichen Courts als auch Kontinenten zusammensetzt, liegt der Fokus eindeutig auf dem Word-Tour-Modus, in dem der Spieler die Rolle eines im Aufbau befindlichen Anfängers auf dem Weg zur Ranglistenspitze einnehmen darf.

Nach der (optionalen) Erstellung eines geeigneten Konterfeis mit dem überraschend vielschichtigen Charaktereditor befindet man sich sogleich auf einer schematischen Weltkarte, die mit unterschiedlichen Wegen quer über alle Kontinente versehen ist. Beginnend in Australien erhält der Spieler per Zufallsprinzip nach und nach Flugtickets von seinem Agenten, der zugleich recht nützliche, jedoch nur mithilfe unschöne Textfelder dargestellte Tipps von sich gibt. Jene Tickets – die in 1-4 Felder-Ausführungen erhältlich sind – ermöglichen die Fortbewegung entlang der vorgegebenen Wege, das Ganze lässt sich also als ein Zug um Zug-System a la Mensch-ärgere-dich-nicht verstehen.

Neben prestigeträchtigen Charity-Events, Schaukämpfen gegen etablierte Profis wie Roger Federer oder Rafael Nadal und diversen Mini-Games werden hierbei auch Turniere in unterschiedlichen Größenordnungen ausgetragen. Mithilfe der recht abwechslungsreichen, auch abseits der World-Tour spielbaren Mini-Games (Tontafel-Zielschießen, Matches mit wechselnden Windverhältnissen etc.) lassen sich in bester RPG-Manier gezielt Eigenschaften des Spielers weiterentwickeln, was Virtua Tennis 4 interessant implementiert hat: mit positiver Absolvierung (d.h. bestimmte Punktezahl erreicht) der Spiele kann etwa die Stärke am Netz ausgebaut werden, was Fähigkeiten wie „Aggressive Volleys“ auswählbar macht und somit eine persönliche Spielpräferenz ermöglicht.

Das Gameplay stellt, nachdem man sich trotz eines vorhandenen, aber gänzlich ungenügenden Übungsmodus mühsam in die recht spezielle Steuerung eingearbeitet hat, keine allzu großen Ansprüche an sich selbst (einzig die Spezialenergieleiste für einen „Superschlag“ überrascht) und bietet in etwa das gleiche Bild wie die Optik von VT4: ausreichend bis gut, aber nicht großartig. Sind die Spielerfiguren aus der Distanz noch recht ansehnlich und hervorragend animiert, so befindet man sich spätestens nach der ersten Großaufnahme vor einem Aufschlag im Uncanny Valley. Ein großer Malus am sonst überaus gelungenen Sounddesign ist die seicht vor sich hindudelnde, Sega-typische 08/15-Elektrohintergrundmusik, die gerade bei schweißtreibenden Turnieren gegen die teils knüppelharte CPU-(Profi)-Gegner ärgerlich auffällt (und nur im Startmenü deaktiviert werden kann).

Zur Move/Kinect-Steuerung: der Verweis auf der Verpackung, das die Bewegungssteuerung „kompatibel“ mit Virtua Tennis ist, sollte schon Hinweis genug sein, das hier halbherzig gearbeitet wurde. Während Xbox-User dem wilden Gefuchtel wahrscheinlich kaum längerfristig etwas abgewinnen können, sind Besitzer von Sonys Move-Controller zumindest in der Lage, den Winkel des Schlägers zu verändern – was dennoch kaum Einfluss auf den recht öden Spielverlauf hat, da die Laufbewegungen des Spielers vom CPU übernommen werden. Zudem wurde die Bewegungssteuerung-Option nicht auf den Arcade- und World-Tour-Modus ausgeweitet, womit sie sich selbst jegliche Relevanz genommen hat. Virtua Tennis 4 lädt zu einigen schnellen, vergnüglichen Sitzungen bzw. Matches ein, richtige Langzeitmotivation dürfte sich allerdings auch trotz eines vorhandenen Onlinemodus nur bei Tennisfans mit Arcade-Faible einstellen.

Plattform: Xbox 360, PS3 (Version getestet), Wii, Altersfreigabe (PEGI): 3+, Spieler: 1-2, Online, Release: 29.04.2011




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