Machete
Was würde die moderne Kinolandschaft ohne die einflussreichen Werke von Regisseuren wie Quentin Tarantino oder Robert Rodriguez bloß darstellen? Vermutlich ein absurdes Einspielergebnis-Merchandise-Konglomerat, zusammengesetzt aus auf-Hochglanz-polierten CGI-Kampfroboter-Spektakeln, Klassiker-Remakes, Comicbuch-Recyclings und tränendurchweichten Coming-of-Age-Vampir-Melodramen. Angesichts jener Horrorszenarien erscheint Danny Trejos inbrünstigst verkörperter Charakter im gleichnamigen Exploitation-Tribut Machete geradezu als Erlösung.
Glaubt man den Erzählungen von Trejo und Co-Regisseur Rodriguez, die beide beteuern, das ein abendfüllender Film auf Grundlage des gefakten Trailers im Grindhouse-Double Feature von 2007 (Planet Terror und Deathproof, zwei bewusst so produzierten B-Movies) niemals geplant war, muss man dem US-Actionspezialisten dennoch Tribut für die tatsächliche Umsetzung zollen. Ein ebenso wortkarger wie vom Leben gezeichneter Desperado Mexikaner, vollgepackt mit Hieb- und Stichwaffen für (s)eine blutrünstige Vendetta, der ebenso oft über Explosionen springt wie sämtliche weiblichen Charaktere auf ihn drauf – wer sonst außer Rodriguez (oder Tarantino) hätte jemals die Cojones besessen, mit dieser über-trashigen Ausgangslage einen Film zu produzieren? Angeblich bettelte Danny Trejo mit einiger Penetranz um die Verfilmung, was angesichts der Rolle mehr als verständlich erscheint: So wie Schwarzenegger die Figur des körperbetonten Cyborgs oder Bruce Willis die des mit allen Wassern gewaschenen Cops quasi auf den Leib geschneidert wurde, so spiegelt Machete die bisherige filmischen Wahrnehmung (unnahbarer Outlaw, unverwechselbar tätowiert und talentiert mit Messern) seiner Person perfekt wider.
So muss sich Trejo in und als titelgebender Antiheld in schon fast comichaft überzeichneten Gewaltszenarien durch Heerscharen namenloser Gringos schlachten, die ihrerseits von einer Riege bösartigster Hintermänner (Don Johnson, Robert De Niro, Steven Segal) befehligt werden. Glücklicherweise erhält der durch ein Doppelspiel getäuschte, nun ehemaligen mexikanischen Bundesbeamte in diversen – naturgemäß – belanglosen Nebenplots schlagkräftige Hilfe durch allerhand illustre Charaktere, dargestellt unter anderem von Cheech Marin, Jessica Alba, Lindsay Lohan und Michelle Rodriguez. Trotz einer hübsch dreckigen Vintage-Optik, dem betont exzessiven Ausleben von B-Movie Gewaltorgien und dem überraschend vielschichtigen Schauspielerensemble vermag Machete allerdings nur bedingungslosen Trejo, Rodriguez oder Grindhouse-Fans zu gefallen, denn mehr als eine fast willkürliche Zusammensetzung unterschiedlicher Actionszenen ohne verbindende Handlungsstruktur stellt der Film nicht dar.
Regie: Ethan Maniquis, Robert Rodriguez, Drehbuch: Robert Rodriguez, Álvaro Rodríguez, Darsteller: Danny Trejo, Robert De Niro, Jessica Alba, Steven Seagal, Michelle Rodriguez, Laufzeit: 105 Minuten, DVD-Release: 21.04.2011