The Vaccines – What Did You Expect From The Vaccines?
Das Londoner Quartett The Vaccines wurden erst 2010 von Sänger Justin Young, Gitarrist Freddie Cowan, Bassisten Árni Hjörvar und dem Schlagzeuger Pete Robertson gegründet und gelten nun bereits ein Jahr danach als echter Geheimtipp. Dabei erscheinen sie zu einer Zeit, in der man von Bands sehr viel mehr erwartet als „nur“ soliden, ehrlichen Gitarrenrock. Mit „What did you expect from the Vaccines?“ geben sie eine Antwort auf die Frage nach ihrem Erfolg.
Irgendwann kommt man an den Punkt, an welchen man sich unweigerlich fragt was den die perfekte Platte haben muss, um mit der Höchstzahl der Punkte des selbstauferlegten, fein ausgetüftelten, für den ein oder anderen möglicherweise überbewerteten Wertungsschemas gekrönt zu werden!? Lange, epische Songs, die von unglaublichen Geschichten oder der weiten Welt erzählen? Die Verehelichung der schrillsten Genres? Variationsreiche Kombinationen verschiedener ausgefallener Instrumente? Wagemutige Experimentierfreude? Irgendwie bekommt man bei den neuesten Veröffentlichungen den Eindruck, als wäre es gerade besonders en vouge, elektronische Elemente in den Songs einzubauen – Seien es nun technolastige Melodien, welche an die frühen neunziger Jahre erinnern oder Dance-Trance Elemente in Verbindung mit Rock und Pop. Fast hätte man es nicht mehr zu träumen gewagt, dass es da draußen noch Bands gibt, die nicht mehr brauchen als Gitarren, Bass, Schlagzeug und vielleicht noch irgendwo ein Piano (!). Man würde glatt meinen, diese Bands wären langweilig und irgendwie unkreativ.
Das Album der Vaccines bietet sowohl (punk-) rockige als auch teils verträumten Melodien („A Lack Of Understanding“) und klingen dabei konstant jugendlich dynamisch. Ohne viel Zirkus und trotzdem sehr energiegeladen veröffentlicht die Band mit „What Did You Expect From The Vaccines“ ein Debüt, dass man schon viel zu lange in der Indie-Szene vermisst hat. Dabei lautet die Devise: „In der Kürze liegt die Würze“, da der Longplayer mit elf Songs relativ kurz geraten ist (was zugleich ein und somit auch der letzte Kritikpunkt ist). So benötigt die erste Singleauskopplung „Wreckin’ Bar (Ra Ra Ra)“ gerade mal drei Akkorde, dauert keine zwei Minuten und ist mit den packenden Giatarrenparts ein echtes Schmuckstück der Platte. Neben den rotzigen Klängen nehmen sich die Musiker aber auch sanfte, ruhigere Töne an und schaffen so ein Album, dass trotz Ecken und Kanten charmant, ehrlich und alles andere als einseitig ist. Somit haltet das Debüt der Vaccines bereits jetzt Vergleiche mit echten Rockgrößen a la Ramones und Oasis durchaus Stand.
Wenn sich die Band fragt, was man von ihr erwarten soll, wäre die jetzige Antwort: „Genau das!“ oder „Nicht mehr als das -weiter so!“. The Vaccines tauchen genau zur richtigen Zeit auf und zeigen, dass Indie aus Großbritannien endlich wieder Spaß machen kann.
The Vaccines – What Did You Expect From The Vaccines? Columbia/Sony