Der Ghostwriter

Regielegende Roman Polanski, zuletzt wegen seiner umstrittenen Verhaftung in den Medien, meldet sich dieser Tage mit seinem neuen Film The Ghost Writer zurück auf der Leinwand. Ausgestattet mit einer erstklassigen Besetzung sowie einer starken Vorlage sieht es so aus, als ob der renommierte filmischen Handwerker alle Trümpfe für einen großen Erfolg schon in Händen halten würde.

Basierend auf dem Roman „The Ghost“ von Robert Harris, erweist sich das jüngste Werk Polanskis schon von Beginn an düster: Ein einziger Wagen bleibt auf einer bereits angelegten Fähre stehen, der Fahrer offensichtlich nicht mehr zugegen. Später wird gezeigt, was der Zuseher bereits vermutete: Eine Leiche wird am Strand angespült, es stellt sich heraus das es der Besitzer des herrenlosen Fahrzeugs ist.Eben jene Person ist es zufällig auch, die einem jungen Ghostwriter – sowohl im Buch als auch im Film namenlos, gespielt vom besonders engagierten Ewan McGregor – den nächsten, lukrativen Job verschafft. Die Memoiren des früheren britischen Premierministers Lang (staatsmännisch: Pierce Brosnan) sollen so schnell wie möglich überarbeitet werden, im Zuge dessen wird der „Ghost“ zur abgeschiedenen und gut abgeschirmten Insel geschafft, um vor Ort die Änderungen vorzunehmen.

Doch das luxuriöse, hochmodere Ruhestands-Anwesen auf US-Territorium bietet vorerst mehr Ablenkung, als dem aufgeweckten Schriftsteller lieb ist: Zum einen die undurchschaubare Ehefrau des Premiers (Olivia Williams), zum anderen der merkwürdige Umgang mit dem bisherigen Manuskript.Die Ereignisse verdichten sich zunehmen, als Lang in einen politischen Skandal verwickelt wird, der Ghost aufschlussreiche Hinweise darüber in den unbearbeiteten Memoiren seines „verunglückten“ Vorgängers findet und schlussendlich beschließt, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Polanski beweist abermals, das er mit den richtigen Mitteln zu großen Taten befähigt ist: Langsam und mit eindrucksvoller Kameraarbeit wird eine düstere, fast an den Noir-angrenzende Stimmung etabliert, die erst mit der Hälfte des Films richtig Fahrt aufnimmt. Nass-kaltes Filmwetter sowie das triste, architektonische (Set-)Design des Premieranwesens vermitteln dabei zugleich Unbehagen wie auch verstärktes Interesse am hochpolitischen Plot selbst.

Leider mangelt es bei aller Romantreue jedoch an der Raffinesse des Drehbuches selbst: Auch wenn über längere Zeiträume gekonnt Atmosphäre von Polanski etabliert wird, so verläuft sich sein Spannungsbogen in jener Konstruktion. McGregor spielt den Ghostwriter mit aller nötigen Glaubwürdigkeit, doch letztendlich ist auch voller Einsatz ohne einen herausragenden dramaturgischen Höhepunkt vergebens.

Originaltitel: The Ghost Writer, Regie: Roman Polanski, Drehbuch: Roman Polanski, Darsteller: Ewan McGregor, Pierce Brosnan, Olivia Williams, Laufzeit: 128 Minuten, Filmstart: 19.02.2010, DVD Release: 16.09.210