Deadpool-(c)-2016-20th-Century-Fox(5)

Deadpool

7
Comic-Verfilmung

Mit Deadpool wirft Marvel nicht bloß ein weiteres Superheldenepos in die Kinos, sondern auch eine Parodie auf das Genre selbst, angeführt von einem Protagonisten, der kein Superheld sein möchte und ständig die vierte Wand durchbricht, sich also der Künstlichkeit der eigenen Erzählung bewusst ist.

Deadpool erzählt die Geschichte des ehemaligen Special-Forces Soldaten und Söldners Wade Wilson (Ryan Reynolds), der sich, nachdem er an Krebs erkrankt, einem riskanten Experiment im Labor des skrupellosen Ajax (Ed Skrein) unterzieht. Nach längerem Martyrium erhält er zwar unglaubliche Kräfte, doch äußerlich ist er stark deformiert. Er realisiert schnell, dass ihn Schusswunden nicht weiter verletzen und sogar Gliedmaßen binnen Stunden nachwachsen. Getrieben von Wut und Hass schlüpft Deadpool in ein rotes Lederdress, schnallt sich die Samuraischwerter auf den Rücken und kämpft gegen die Bösewichte der Stadt, mit dem Ziel, seinen Erschaffer auszuschalten und seine Freundin Vanessa Carlisle (Morena Baccarin) zu retten. Unterstützung erhält er dabei von Colossus (Stefan Kapicic) und Negasonic Teenage Warhead (Brianna Hildebrand).

Von jeher ein Markenzeichen der Deadpool-Comics ist sein reflexives Spiel, sein Durchbrechen der vierten Wand. Er unterhält sich mit dem Publikum, weiß über die Bedingungen der Dramaturgie bescheid und ist sich in jedem Augenblick mehr oder weniger bewusst, dass er „nur“ ein Superheld in einem Comicbuch ist. Gerade dieser Aspekt macht viel von Deadpools Charme und Originalität aus und zum Glück wird auch in der Verfilmung viel Wert auf reichlich Humor, clowneske Inszenierung und Anspielungen auf die Gegenwart eines Publikums gesetzt.

Ryan Reynolds, dessen Gastauftritt als Deadpool in X-Men Origins: Wolverine (2009) weitgehend ignoriert wurde und der als Green Lantern (2011) gescheitert ist, wendet sich gleich zu Beginn des Films an seine Kritiker. So wird der Hauptdarsteller als „größter Idiot der Welt“ betitelt und augenzwinkernd erklärt, dass man keine grünen, animierten Superheldenanzüge tragen möchte, wie er es eben vor ein paar Jahren in Green Lantern getan hat. Reynolds gelingt es dabei neben all der Ironie und Doppeldeutigkeit des Hauptcharkters (Deadpool will zwar Gutes tun, schafft dabei aber gleichermaßen Böses, ohne sich dabei allzu schuldig zu fühlen), eine verletzliche, menschliche Figur auf die Leinwand zu bringen. Alle anderen Charaktere jedoch wirken neben ihm ziemlich glatt und einseitig, wodurch es abseits seines Protagonisten keinerlei interessante Nebenfiguren gibt.

Regiesseur Tim Miller (Rockfisch) und die Drehuchautoren Paul Wernick und Rhett Reese (Zombieland) überrollen das Publikum mit einer Lawine an Anspielungen auf andere Filme, darunter Watchmen, Spider-Man, Alien 3, Oldboy und viele mehr. Diese sind dabei, genau wie die humoristischen Einlagen mit „Oopsie, Poopsie“- oder „Teletubbyfurz“-Sager nicht immer von reichlich Intelligenz und Witz geprägt und langweilen auf Dauer. Die Actionzenen in Deadpool wiederum sind kompakt inszeniert und bieten gerade deshalb einen erfrischenden Kontrast zu den sonst so bombastisch dargestellten Kämpfe der übrigen Superheldenfilme.

Humor und Action verleihen Deadpool eine gewisse Dynamik und sind großteils gut ausbalanciert. Miller konzentriert sich auf das Wesentliche, was, wenn man den Film mit den bisherigen CGI-beladenen Marvel-Verfilmungen vergleicht, nicht unbedingt schadet und durchaus unterhält. Am Ende wirft der Mix aus Impetus und Parodie aber die Frage in den Raum, ob sich der Film damit nicht auf eine Stufe mit den popkulturell eher wenig Eindruck hinterlassenden Filmen begibt, denn so unterhaltsam der Film auch ist, genau so schnell vergisst man ihn auch wieder.

Regie: Tim Miller, Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick, Darsteller: Ryan Reynolds, Karan Soni, Ed Skrein, Gina Carano, Filmlänge: 108 Minuten, Kinostart: 12.02.2016, www.deadpool-derfilm.at




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