Foxcatcher
Griechisch-Römisches Ringen ist ja hierzulande nicht unbedingt die beliebteste Sportart der Welt, doch in Amerika werden auch hierüber Filme gedreht. Oder ist Foxcatcher nur eine Geschichte über Erfolg und Fehlschläge in der Sportwelt? Wohl kaum.
Die Gebrüder Mark (Channing Tatum) und David (Mark Ruffalo) Schultz sind Champions der Welt des Ringkampfes, jedoch fühlt sich Mark so, als würde er auf der Stelle treten und unter dem Einfluss seines Bruders nicht sein volles Potenzial ausleben. Als ihm ein exzentrisch anmutender Millionär namens John Du Pont (Steve Carell) anbietet sich in seinem Team auf der Foxcatcher Farm der Du Pont Familie auf die olympischen Spiele in Seoul vorzubereiten, kann Mark nicht anders als zuzuschlagen. Zuerst floriert er dort unter der Mentorschaft Du Ponts, als jedoch auch sein Bruder David widerwillig der Trainingsmannschaft beitritt verkompliziert sich die Situation zwischen den drei Männern stetig, bis daraus ein Pulverfass geworden ist, welches jeden Moment explodieren könnte.
Basierend auf wahren Begebenheiten tröpfelt die Handlung dahin, getragen nicht von vielen dramatischen Wendungen sondern von den sich verschiebenden Beziehungen zwischen den Charakteren. Channing Tatum ist ja mehr aus komödiantischen Rollen bekannt, spielt aber den ernsteren Charakter sehr gewissenhaft, verändert sogar seine Physiognomie und wird zum leicht unterbissigen Ringkämpfer der nach höherem abseits seines Bruders strebt, und in dem Angebot John du Ponts seine große Chance sieht. Sein Ehrgeiz wird jedoch bald schwächer unter seinem oftmals zu gönnerhaften Mentor. Es ist eine Freude den Schmerz zu betrachten den Tatum auf die Leinwand bringt, wenn nicht alles gänzlich nach Plan läuft, und er selbst daran großteils Schuld trägt.
Mark Ruffalo ist ebenfalls körperlich gewandelt und auch ihm kauft man den Ringkämpfer ohne Vorbehalte ab. So nimmt auch er die untersetzte breitschultrige Haltung des versierten Ringers an, spielt diesen jedoch sympathisch. Der Zuschauer merkt, dass David nur das Beste für seinen Bruder will, jedoch nicht immer in der besten Art agiert – so hat er im Gegensatz zu Mark ebenfalls eine Familie um die es sich zu kümmern gilt.
Es ist ja schon bekannt, dass Steve Carell ebenso nicht nur lustig sondern auch sehr ernst kann, was er hier wieder unter Beweis stellt, ohne seinen Mitschauspielern die Show zu stehlen. Seine Transformation ist vielleicht eine der Schwierigsten, muss er doch den gealterten Milliardär darstellen, dessen überlegten Bewegungen und Sprechweise zwischen würdevoll und vom Alter gelähmt schweben, in dem jedoch oft ein Zwiespalt die Oberfläche durchbricht. In Geld hineingeboren scheint er trotzdem nicht die Möglichkeit gehabt zu haben im Kindesalter formierte Wünsche und Träume auszuleben, implizit oder ausgesprochen verboten durch seine Mutter die im Anwesen der Du Ponts wie ein Schatten lebt, aus den Augen jedoch nicht aus dem Sinn. So wird es bald evident, dass John Du Pont nicht nur aus Liebe zum Sport in die Gebrüder Schultz investiert, sondern eigennützige Ziele hat. Diese und andere Feinheiten transportiert Carell auf feinste Art und Weise, sodass in der Regel jede Szene mit ihm eine Lust zu betrachten ist.
Das Ende kommt plötzlich und dürfte auch einige überraschen. Es ist abrupt wie das Leben eben so ist und bietet nicht unbedingt die besten Aussichten in die Zukunft, jedoch ist dies wahrscheinlich nicht das Wichtigste – sondern dass die Reise dahin unterhaltsam war.
Regie: Bennet Miller, Drehbuch: E. Max Frye, Dan Futterman, Darsteller: Steve Carell, Channing Tatum, Mark Ruffalo, Sienna Miller, Vanessa Redgrave, Filmlänge: 129 Minuten, Kinostart: 05.02.2015, www.foxcatcher.de