Olympique – Crystal Palace
Olympique also. Die Band mit dem fast schon französisch klingenden Namen. Dabei kommen Fabian, Leo und Nino aus dem Salzburger Ländle – das glaubt man auch dann kaum, wenn man hineinhört in diese Debütplatte namens Crystal Palace.
Auch hier – ein einigermaßen kitschiger Titel wurde gewählt, der mit dem Inhalt des Albums völlig zu brechen scheint. Darin ist nämlich so gut wie gar kein Kitsch zu finden. Im Mai des heurigen Jahres präsentierten Olympique ihre erste Single The Reason I came. Und die steht mit einer solchen Wucht auf dem Plan, dass man überhaupt nicht umhin kommen kann: Mit diesem Stück hat die Band etwas geschaffen, worum andere Bands in der musikalischen Anfangsphase wohl noch eher zu kämpfen haben, nämlich einem eigenen, unverkennbaren Sound. Viel ist hier sicherlich der Stimme von Fabian, dem Sänger der dreiköpfigen Formation, geschuldet. Vor allem mit dem Video zur genannten Single wurde Aufmerksamkeit erregt, schon im Interview, das pressplay vor kurzem mit der Band geführt hat, wurde darüber gesprochen. Viel Arbeit im Vorfeld also, die die Spannung auf den Release des Debütalbums nur noch mehr gesteigert hat.
Mit einem klimpernd-flotten Klavierspiel setzt Faith of the Art als Opener ein. Ein unruhiger Beginn, der sich aber schnell in der schon genannten, fabelhaften Stimme Fabians verliert und hinter die eigentliche Melodielinie springt. Eine Einstimmung, die nicht einmal zwei Minuten lang dauert und sich gerade deshalb an diesem Platz besonders gut macht. Eldorado verrät dann, was den Rest des Albums prägen wird: eine melancholische Grundstimmung, die nie ganz abgeschüttelt werden kann oder besser gesagt, dies auch merklich gar nicht will. „The better you are, the better I am today“: Denn höre hier, ab Minute 1.20 setzt Schlagzeuger Nino bekräftigt ein und zeigt erstmals, mit welcher Finesse dieses Album produziert wurde. Nuancenweise herausgearbeitet liegt die Liebe im Detail.
Besonders auffällig zu beobachten sind in den Folgetracks die Reduktion auf eine gerade Basslinie, ein zurückgehaltenes Drumset und die starke Konzentration auf die nun schon oft gepriesene Stimme des Sängers Fabian. Ohne diese Tatsache überstrapazieren zu wollen, trägt sie schlussendlich maßgeblich den Sound, der sich gemeinsam aus allen musikalischen Qualitäten der drei Bandmitglieder zusammensetzt. Natürlich leihen sich Olympique Elemente der ganz großen Rockmusik. In diesem Genre (wie ja auch eigentlich in jedem anderen) wird man schwer darum herumkommen, sich seine Vorbilder bei den eigenen Aufnahmen komplett aus dem Kopf zu schlagen. Aber nichtsdestotrotz schwingt bei Crystal Palace eine Art futuristischer Energie mit, die das Album in eine völlig neue Richtung lenkt.
The Reason I came, die schon erwähnte, erste Single des Albums, die im Frühjahr präsentiert wurde, ließ aufhorchen und auf Großes hoffen. Ein monumentales Rockstück, das ohne direkten Vergleich in der österreichischen Musiklandschaft der letzten Jahre alleine auf weiter Flur steht– und schlichtweg großartig ist. Gleich danach setzt sich Ivory zwar an eine gefährliche Stelle, weil die Erwartungshaltung nach den ersten Stücken sich eigentlich schon fast ins Haltlose gesteigert hat, hält aber ebenso alles, was nicht einmal versprochen wurde. Umso schöner.
Face down the earth, das zwölfte und letzte Stück des Albums: Aufgenommen wurde dieser Track sozusagen in einem Atemzug: Studio, Instrumente, Licht aus, Kerze an. Das verriet Leo, der auch dazugesagt hat, man sollte sich das Stück anhören und nach den ersten zwanzig Sekunden, wenn es einem nicht gefällt, lieber wieder ausschalten. Er selbst ist sehr stolz darauf, ebenso wie der Rest der Band, weil hier die letzte Energie, die letzte Kraft zur Beendigung der Aufnahmen hineingesteckt wurde. Und vorab: Lieber Leo, lieber Fabi, lieber Nino – man dreht sicher nicht nach 20 Sekunden ab. Ein schwerer, taumelnder Abschluss ist der Band hier gelungen. Spätestens in dem Moment, als Fabians Stimme sich auch noch Anleihen bei Big Boss und sexy ass Bruce Springsteen holt, kippt alles beim Hörer hinein in den Crystal Palace von Olympique.
Olympique – Crystal Palace, The Arcadia Agency, www.olympiqueofficial.com