Ratten
Karla Palomas Ratten gibt sich ganz in der Tradition großer Underground-Comics und scheut sich dabei nicht, die Grenzen des guten Geschmacks zu übertreten.
Eine Dänin in Berlin
In drei lose verbundenen Episoden erzählt Karla Paloma von ihrem Leben als ausgewanderte Dänin in der deutschen Hauptstadt. Sie bekommt Besuch von der minderjährigen Tochter einer Freundin, die sie zum Ladendiebstahl anstiftet und der sie ihre erste Alkoholvergiftung verpasst. Sie geht in Swingerclubs, versucht ihr Glück als Flohmarktverkäuferin und führt eine toxische Wohnbeziehung mit ihrem italienischen Exfreund. Hundesperma spielt auch eine Rolle.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Ratten ist eine wilde Reise, bei der man die Sympathie zu der Hauptfigur mit der Lupe suchen muss. Mit hohem Fremdschämfaktor ausgestattet, scheut sich Karla Paloma nicht, ihr eigenes Leben als völlig überzeichnete Fuck-Up-Karikatur zu präsentieren. Manchmal tut die Lektüre beim Lesen richtig weh, und dann ist sie doch wieder sehr, sehr lustig.
Dass die drei Episoden völlig willkürlich zusammengewürfelt, und nicht mal chronologisch richtig angeordnet scheinen, ist ein weiterer disruptiver Zug, der für angebrachte Verwirrung sorgt. Das hat alles keinen Anfang und kein Ende, weder Hand noch Fuß. Und ist dennoch Unfug auf höherer Ebene.
So richtig schlau daraus, was uns die Autorin eigentlich sagen möchte, wird man nicht. Aber Ratten ist mal wieder ein angenehm ausgestreckter Mittelfinger in Richtung Normativität, den wir alle von Zeit zu Zeit gebrauchen können.
Ratten von Karla Paloma, 168 Seiten, erschienen im Avant Verlag.