Monster-Hunter-Wilds-(c)-2025-Capcom

Monster Hunter Wilds

9
Action-RPG

Auf den Zwei-Jahreszyklus der Monster Hunter-Reihe kann man sich mittlerweile genauso gut verlassen wie auf die vier Jahreszeiten. Zuletzt war es mit Monster Hunter Rise noch eine Nintendo-Variante, die sich auf die technologischen Realitäten der Switch anpassen musste, diesmal ist mit Monster Hunter Wilds wieder ein fulminantes Next-Gen Spektakel an der Reihe.

Monster Hunter das ist seit Anbeginn der Zeit das Losziehen in die Natur, in der man als kleines Menschlein riesige Dinosaurier-Gestalten aufspüren und in einem Kraftakt aus Ausdauer und Improvisation niederstrecken muss. Nachdem man gnadenlos auf das arme Tier eingeprügelt hat, bis es sich nicht mehr rührt, schneidet man sich aus dem Kadaver ein paar Filet-Stückchen heraus und fertigt damit ein schickes Mode-Accessoire. Und so weiter und so fort, auch Wilds ändert an dieser altbewährten Formel nicht viel.

Was ist also neu? Zunächst einmal wäre da der Fokus auf eine 20-Stunden-Triple-A-Kampagne. Story, das ist normalerweise Fußnote in einem Monster Hunter-Release – doch diesmal gibt es umfangreiche Cutscenes, die es den Entwicklern erlauben, die Welt von Monster Hunter wie noch nie zuvor mit Details zu verzieren. Und wer sich nun fürchtet: Ein Möchtegern-Film will das keiner sein. Die Story wird vielmehr dazu verwendet, die mit schier endlosen Details angefüllte Welt mit ein wenig Emotion anzureichern und neben den Adrenalin-angereicherten Duellen ein wenig Raum für demütigere Momente zu schaffen.

In diesen frühen Passagen ist das Spiel geprägt von detaillierten Feinheiten eines erfundenen Öko-Systems – Monster sind fest in ihre natürliche Umgebung integriert und es werden keine Kosten und Mühen gescheut, um jeden Teilaspekt hiervon aufwendigst auszugestalten. In einem Sammelsurium aus komplett neu designten Monstern finden sich dabei auch allerlei Serien-Highlights, die mit Sicherheit auch in Zukunft fester Bestandteil des Monster-Lineups sein werden. Aber nicht nur die Monster, auch die Umgebungen wissen sich zu beeindrucken, Serien-Kenner werden ein wenig den Detailreichtum missen, der in der Serie normalerweise für wiedererkennbare Landschaft-Merkmale sorgt. Aber die massiven, weitläufigen Areale von Monster Hunter Wilds überzeugen nicht durch derlei Tourismus-Gimmicks, sondern versuchen vielmehr eine echte Natur zu simulieren: Ein Labyrinth aus immergleichen Felsen oder Bäumen, in dem sich ein unbedachter Eindringling hoffnungslos verlaufen kann. Der technologische Aufwand, der betrieben wurde, um diese Natur vollends zu verwirklichen, ist wirklich beeindruckend und rechtfertigt sich stets dadurch, dass auch die Monster mit all diesen Details interagieren.

Die riesigen Areale sind angefüllt mit kleineren Kreaturen, Flora und Abkürzungen, die allesamt das Spielerlebnis dynamisch beeinflussen. Findet ein Kampf im seichten Wasser statt, so kann man davon ausgehen, dass das Monster die Wassermassen für sich einsetzt. Ölfelder gehen in Flammen auf, Donnerstürme entladen effektvolle Blitzgewitter. Des Öfteren tun sich die Monster neuerdings auch als Herden zusammen, sodass man damit beschäftigt ist, die Tiere auseinanderzutreiben, ehe es ans Eingemachte geht. Und mit zunehmendem Spielverlauf werden dann sowohl die Umgebungen als auch deren Einwohner immer bizarrer und gefährlicher, sodass die Kampagne einen guten Spannungsbogen aufbaut.

Im Anschluss an die Low-Rank-Kampagne findet der Spieler dann wieder den altbekannten Monster Hunter-Rhythmus. Es hagelt Quests zum Jagen und Fangen von unzähligen Monstern, und der Spieler ist eingeladen, als leibhaftiger Monster-Sweatshop neue Outfits zusammenzustellen und komplexe Skill-Builds zu entwickeln. Der Spieler hat auch diesmal, wie schon bei Rise, ein Reittier dabei. Der vogelähnliche „Seikret“ trägt den Spieler durch die weitläufigen Karten und ermöglicht es sogar erstmals auch während eines Kampfes die Waffe zu wechseln. Neben diversem Streamlining, das mittlerweile bei dieser sehr komplexen Spielreihe zum guten Ton gehört, ist man dann aber während dieser Stunden doch ein wenig überrascht, wie wenig sich eigentlich wirklich verändert hat. Das immergleiche Upgrade-System der Reihe funktioniert natürlich wie eh und je über dutzende Stunden hinaus, aber ein paar Innovationen würden hier wahrscheinlich nicht schaden, hat man doch als Monster Hunter-Veteran diesen Ablauf schon unendlich oft durchgemacht.

Multiplayer-Einlagen sind natürlich ebenfalls wie immer reibungslos umgesetzt. Neu ist hier die Möglichkeit, jederzeit per Flare Unterstützung von anderen Mitspielern anfordern zu können, wer also manchmal von all dem Geschehen überfordert ist, dem wird geholfen. Technologisch ist das mit Monster Hunter natürlich so eine Sache: Ein Spiel, das dermaßen zauberhafte Animationssysteme im Einsatz hat, sollte man nicht an 30FPS vergeuden. Aus diesem Grund steht neben der PS5 Pro die PC-Version zur Verfügung, die mit allerlei beeindruckendem Tech-Voodoo für maximale Framerate sorgen kann. Der Frame-Generation-Modus, der fehlende Frames per AI einfügt, arbeitet hier mit beeindruckenden Ergebnissen.

Monster Hunter Wilds demonstriert eindrucksvoll, dass Capcom mit chirurgischer Präzision das Schicksal seines Action-Hits zu lenken vermag. Die Qualitäten, mit denen sich der Titel von früheren Ausgaben absetzt, liegen hier in den vielen kleineren, persönlichen Momenten, in denen die Schönheit der Natur ihren Zauber frei entfalten darf. Ist dieser Zauber erloschen, findet der Spieler wie gewohnt hunderte Stunden an Action-Einlagen, die das Warten auf die nächste große Erweiterung ausfüllen.

Plattform: PC (Version getestet), PS5, Xbox Series X/S, Spieler: 1 -4 (Koop, online), Altersfreigabe (PEGI): 16, Release: 28.02.2025, Link zur Website




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