Monica
Monica ist die neue große Graphic Novel von Daniel Clowes, dem nimmermüden Indie-Comic-Wunderwuzzi aus den USA. Sie zeigt uns den Künstler auf einer neuen Höhe seines Schaffens.
Eine nicht ganz alltägliche Biografie
In Monica entwirft Clowes die lebensumspannende Biografie seiner Titelfigur. Als Tochter einer Hippie-Mutter und eines unbekannten Vaters, wächst Monica zunächst in turbulenter Umgebung, mit den ständig wechselnden Partnern ihrer Mutter zusammen auf. Doch eines Tages übergibt die Mutter Monica ihren Großeltern und verschwindet. Der lange Schatten der Mutter, die Suche nach der eigenen Familie und Identität, wird Monica bis ins hohe Alter heimsuchen.
Ein großer Comic-Auteur im Höhenflug
Daniel Clowes zählt seit mindestens 30 Jahren zu den Lieblingen der erwachsenen Comic-Szene. Sein frühes Werk Ghost World wurde 2001 von Terry Zwigoff verfilmt und ebnete damit nebenbei Scarlett Johansson ihren Weg in die obere Hollywood-Liga.
Clowes lässt sich in seinen Arbeiten selten auf ein Genre festlegen. So oszilliert auch Monica zwischen Slice-of-Life, Psychodrama und Thriller hin und her. Man kann nie ahnen welchen Haken die Story als nächstes schlagen wird. Ein wenig H.P. Lovecraft, eine Prise David Cronenberg, mit David Lynch abgeschmeckt – voila, fertig ist die leckere Speise.
Clowes ausdrucksstarke Bilder sind eine Mischung aus amerikanischen 50s Comics mit ein bisschen Robert Crumb-Anteil. Ganz stark auch in der Farbgebung. Im Erzählen ist Clowes ein wenig wie ein Wasserfall. Dafür, dass der Comicroman nur 106 Seiten umfasst, bekommt man ganz schön was zu lesen. Mehrere sehr befriedigende Lesestunden sind bei Monica garantiert.
Mit Monica ist dem Feuilleton-Darling Clowes mal wieder ein Volltreffer gelungen. Das ist wahrlich große Comic-Erzählkunst, auf einem Niveau mit Will Eisner und Art Spiegelman. Also erwachsene Bildgeschichten-Unterhaltung im besten Sinne. Der amerikanische Regisseur Ari Aster nannte Monica übrigens das beste Buch aus 2023. Wer sind wir, um zu widersprechen?
Monica von Daniel Clowes, 106 Seiten, erschienen bei Reprodukt.