Remina
In Remina lässt Junji Ito einen mysteriösen Planeten auf die Erde zurasen und zeigt dabei, zu welch irrationalen Wahnsinn die Menschen fähig sind.
Ein Wissenschaftler entdeckt zufällig einen unbekannten Planeten. Er benennt ihn nach seiner Tochter Remina. Doch was als liebevolle Huldigung an sein Kind gedacht sein soll, wird der jungen Frau zum Verhängnis. Obwohl die Bekanntheit sie zum Star macht, ändert sich schlagartig alles, als der Himmelskörper plötzlich auf die Erde zurast. Dabei verschlingt der Planet auf seinem Weg auch andere Planeten. Auf der Erde verbreitet sich nun auf einmal die Vorstellung, dass der Himmelskörper aufgehalten werden kann, wenn die junge Remina geopfert wird. Fortan machen immer mehr Menschen Jagd auf sie.
Remina beginnt eigentlich wie ein recht übliches Untergangsszenario. Aber Junji Ito (Tomie, Lovesickness) versteht es mit den Erwartungen der Leser zu spielen. Sein Erdenzerstörer nimmt vollkommen absurde Ausmaße an, je weiter die Handlung voranschreitet. Nicht nur das, Ito verleiht ihm auch symbolische Kraft. Man könnte ihn auch als Spiegelung des menschlichen Wahnsinns und seiner Zerstörungswut sehen. Remina ist vielleicht weniger Horror, als eine makabre Satire auf menschliche Irrationalität und Panik. Dem Leser wird eine haarsträubende Wendung nach der anderen geboten. Man weiß nie, wohin die Geschichte geht.
Ito überrascht mit seinen Einfällen stets aufs neue. Einziges Manko ist vielleicht die recht passive und blasse Protagonistin. Viel zu hilflos und zu sehr auf andere (vor allem Männer) angewiesen, stolpert sie mehr durch diesen Alptraum, als um ihr Leben zu kämpfen. Aber ein absolutes Highlight sind auch die Zeichnungen. Remina besticht durch herrliche und oft auch absolut skurrile Bilder. Vor allem beim Planeten selbst hat Ito wirklich einen der absolut schrägsten Himmelskörper geschaffen, die man seit langem gesehen hat. Remina ist enorm unterhaltsam, aber schildert gleichzeitig erschreckend treffend, wie sich Menschen in Panik versetzen lassen und in ihrem daraus resultierenden Wahnsinn zu jeder Schreckenstat bereit sind.
Remina von Junji Ito, 256 Seiten, erschienen im Carlsen Verlag.